Internationale Graphik-Experten diskutieren protestantische Bilderwelten

Coburg – Sind sie nun althergebracht oder innovativ? Reformatorische Flugblätter als „Vehikel des neuen Glaubens“ sind beides! Althergebracht muten Bildinhalte an, die seit Jahrhunderten in Gebrauch waren, innovativ die Verknüpfung alter Bildtraditionen mit neuen Bildern, Schriften und Inhalten. Dass diese Darstellungen wiederum neue Traditionen bildeten, stellte unter anderem Ulrike Eydinger, M.A. aus Gotha zum Auftakt der internationalen Tagung „Protestantische Bilderwelten. Glaube und Selbstverständnis im Spiegel der Druckgraphik“ vor. Vom 8. bis 10. Oktober trafen sich Kunsthistoriker, Historiker, Volkskundler und Germanisten aus Deutschland, England, Polen, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz in Coburg. Auf Einladung des Kupferstichkabinetts der Kunstsammlungen der Veste Coburg fand in Kooperation mit dem Haus der Bayerischen Geschichte und dem Forum Bild-Druck-Papier ein reger Austausch der Wissenschaftler in Form von Vorträgen und Diskussionen statt.

Im Mittelpunkt stand die Bedeutung der Druckgraphik für den Protestantismus. Die Tagung rückte damit jenes Medium in den Fokus, das wie kein anderes zur Verbreitung des reformatorischen Gedankens wie auch des protestantischen Selbstverständnisses beigetragen hat. Berücksichtigt wurden nicht nur Werke der Hochkunst, sondern auch volkstümliche Bilderzeugnisse. Erst durch ihre Handhabung und ihr Eindringen in alltägliche Lebensbereiche konnten gedruckte Bilder wie Flugblätter, Frontispize von Bibeln und Gesangbüchern, Faltbriefe und Bilderbogen ihre volle Wirkung entfalten.

Einige der Vorträge befassten sich mit druckgraphischen Blättern, die derzeit in der Bayerischen Landesausstellung „Ritter, Bauern, Lutheraner“ auf der Veste zu sehen sind. Daher stand für die Tagungsteilnehmer am Montagnachmittag eine Führung durch die Landesausstellung auf dem Programm.

Mit mehr als 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die öffentliche Tagung sehr gut besucht. Für PD Dr. Stefanie Knöll, Leiterin des Kupferstichkabinetts der Kunstsammlungen der Veste Coburg, ist dies Grund zur Freude: „Unsere Museen bewahren wertvolle Originale. Daher kann die Bedeutung der Forschung an musealen Einrichtungen nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ich freue mich sehr, dass wir auch mit dieser Tagung wieder hochkarätige Fachwissenschaftler nach Coburg locken konnten.“

Die Tagung begann am Sonntagabend mit einem Empfang im Naturkundemuseum. An den folgenden zwei Tagen trafen sich Experten und Interessenten im Haus Contakt. PD Dr. Stefanie Knöll und Dr. Michael Overdick führten in das Tagungsthema ein; ein Grußwort sprach Dr. Peter Wolf vom Haus der Bayerischen Geschichte. (Cornelia Stegner M.A. /PD Dr. Stefanie Knöll)