
Barrierefrei Wohnen – selbstbestimmt Leben: Unter Trägerschaft der Caritas wurde eine neue Beratungsstelle für Wohnberatung für Senioren und Menschen mit Behinderung im Landkreis Kronach geschaffen. Die Beratung ist für alle Hilfesuchenden kostenlos.
Kronach- Zu schmale Türen für einen Rollstuhl oder Rollator, zu hohe Badewannen. Das Treppensteigen wird beschwerlicher. Kleine Hindernisse werden auf einmal zu Stolperfallen – und doch: Solange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen – Diesen Wunsch haben die allermeisten.
Dabei sind es keineswegs nur die großen, teuren Umbau-Maßnahmen, die das eigene Zuhause ein Stück weit barriereärmer machen. Schon einfache Veränderungen können große Erleichterungen bewirken – Die neue Wohnberatung für Senioren und Menschen mit Behinderung im Landkreis Kronach unterstützt Hilfesuchende mit praktischen Lösungen und berät auch über Fördergelder. Gefördert wird das unter Trägerschaft des Caritas-Kreisverbands Kronach stehende Hilfsangebot vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Diese neue – am Caritas-Stützpunkt „In der Heimat wohnen“ in Teuschnitz angesiedelte – Einrichtung wurde im Rahmen eines Pressegesprächs am Freitag im Landratsamt Kronach offiziell vorgestellt.
„Die Menschen wollen in ihren vier Wänden wohnen bleiben. Das ist oftmals schwierig, insbesondere wenn ihre Kinder woanders leben“, zeigte sich Landrat Oswald Marr sicher. Gleichzeitig sei die Heimunterbringung sehr teuer geworden. Die Wohnberatung gebe den Senioren und Menschen mit Behinderungen Hilfe, daheim wohnen bleiben zu können. Diese Aufgabe sei nach seinem Dafürhalten bei einem Wohlfahrtsverband besser aufgehoben als bei einer Behörde oder Kommunalverwaltung. Er dankte daher der Caritas für die Übernahme der Trägerschaft sowie dem ehrenamtlichen Wohnraumberater für Ältere und Menschen mit Behinderung, Georg Zinner, wie auch WSE-Geschäftsführer Wolfgang Puff, die das Projekt auf den Weg gebracht beziehungsweise begleitet hätten.
„Unser Caritas-Kreisverband ist in Oberfranken der erste Wohlfahrtsverband, der die Trägerschaft einer solchen Wohnberatung innehat“, erklärte Caritas-Kreisvorsitzende Cornelia Thron. In den anderen Landkreisen zeichneten überall die Kommunen verantwortlich. Das Projekt werde vom Ministerium für zwei Jahre mit einem Zuschuss von jeweils 20.000 Euro jährlich gefördert. „Wir bringen viele Eigenmittel mit ein und haben auch keine Einnahmen, da die Beratung kostenlos ist. Aber es ist uns ganz wichtig, diese Dienstleistung anbieten zu können“, betonte Thron, dem sich auch die Caritas-Mitarbeiterin Eva-Maria Müller – zugleich Vorsitzende des Vereins „e2-health und Telemedizin Oberfranken – anschloss. Die Caritas habe hierfür eine Halbtagesstelle geschaffen, die am Caritas-Stützpunkt „In der Heimat wohnen“ in Teuschnitz angesiedelt ist. Janet Januszewski – Quartiersmanagerin von „In der Heimat wohnen“ – habe sich dafür einer umfassenden Ausbildung als zertifizierte Wohnberaterin für ältere und behinderte Menschen unterzogen. Mit Ausnahme einer Berufskollegin in Coburg sei sie in unserer Region die einzige ausgebildete Beraterin, die dieses auch hauptamtlich umsetze. Somit handele es sich bei dieser Konstellation um ein Pilotprojekt. Nach den zwei Förderjahren werde man sich überlegen, wie man dies weiter schultern könne.
Der erste ausgebildete Wohnberater im Landkreis Kronach ist Georg Zinner, der sich noch vor Januszewski dieser Ausbildung unterzogen hatte und ihr auch zur Seite steht. Zinner war es auch, der die Initiative ergriffen und ein Schreiben in dieser Sache an das Landratsamt gerichtet hatte. „Ich fühle mich mehr als Streetworker, der zu den Leuten nach Haus geht. Ich verschaffe mir einen Überblick über die Wohnsituation und gebe ihnen Tipps, wie sie ihre Wohnungen oder ihr Haus barrierefrei gestalten können“, so der Polizeibeamte in Ruhestand. Aufhänger für ihn, sich dieser Thematik anzunehmen, sei seine Tätigkeit als Interviewer für den Zensus gewesen, wobei er viel Einblick in die Wohnsituation der Landkreisbevölkerung erhalten habe.
Auch Januszewski kommt bei Bedarf zu einer Vor-Ort-Beratung in die Häuser. Auch Sprechstunden in verschiedenen Gemeinden sind angedacht. „Wohnberatung ist mehr als der Umbau eines Bades. Das geht bis zum kleinen Alltag“, zeigte sie sich sicher und verwies dabei auf den Inhalt von Demokoffern, die man für 5.000 Euro anschaffte. Darin befindet sich zu Anschauungszwecken eine Auswahl verschiedener Alltagshilfen – beispielsweise Haushaltsgegenstände wie Küchenmesser oder Bestecke mit gewinkelten Handgriffen, Greifzangen oder auch Wasch- und Kämmhilfen, technisch Hilfen wie Signalanlagen, ansagende Telefone, Seniorenhandy sowie Beleuchtungseinrichtungen wie automatische Nachtlichter und vieles mehr. Einige Hilfsmittel werden vom Hausarzt verschrieben, andere müssen in Eigenleistung angeschafft werden.
Wenn es um bauliche Maßnahmen geht, steht der Wohnberatung der Fachingenieur für barrierefreies Wohnen, Ulrich Müller, zur Seite. Laut dem Architekten gibt es verschiedene Förder-Möglichkeiten – über die Pflegekasse sowie bei größeren Maßnahmen über die Bayern-Labo oder auch als KfW- Darlehen, wobei jeder Fall einer individuellen Betrachtung und Beratung bedürfe. Wichtig ist dabei, so Zinner, dass man sich erst beraten lasse und nicht einfach drauflos baue. Flyer über das neue Angebot sollen in allen Gemeinden verteilt werden. Auch für Vorträge bei Senioren-Veranstaltungen steht man gerne zur Verfügung. hs
Kontakt/ Infos: Wohnberatung im Caritas-Stützpunkt „In der Heimat wohnen“, Hauptstraße 36, 96358 Teuschnitz, Telefon: 09268/9139017, Mail: wohnberatung@caritas-kronach.de, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag: 9 Uhr bis 16 Uhr.