Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an Inkontinenz. Genaue Zahlen zu erheben ist schwierig, da Inkontinenz noch immer ein Tabuthema ist und von vielen verschwiegen wird. Zu intim und unangenehm ist der unkontrollierte Verlust von Urin oder auch Stuhl, der aus Schamgefühl in die soziale Isolation führen kann: Betroffene versuchen, irgendwie mit der Situation zurechtzukommen, meiden vielleicht Unternehmungen mit Freunden oder geben geliebte Hobbys auf. Dabei führt die ständige Angst vor Entdeckung tiefer und tiefer in den Rückzug. Im Hinblick auf die alternde Gesellschaft wird das Thema zudem immer präsenter. „Wie wichtig das Wissen um die verschiedenen Ursachen, die Erkennung und eine wirksame Therapie ist, kann man daran erkennen, dass Inkontinenz nicht nur ein enormes gesundheitliches, soziales und psychologisches Problem, sondern auch die häufigste Ursache für die Einweisung in ein Pflege- oder Seniorenheim“, erklärt Professor Dr. Dr. med. Walter Ludwig Strohmaier, Leiter des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums Coburg/Sonneberg und Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Klinikum Coburg.
Im Rahmen der internationalen Welt-Kontinenz-Woche lädt er am 21. Juni 2017 Betroffene und Interessierte zu einem kostenlosen Informationsabend rund um das Thema ein. Von 17 bis 19 Uhr referieren Experten der jeweiligen Fachgebiete im Klinikum Coburg (Medienraum der Geriatrie).
Auf dem Programm stehen unter anderem Vorträge über die Pessartherapie, den Einsatz von Botulinumtoxin bei Harnblasenüberaktivität, Hämorrhoidalleiden und Inkontinenz sowie die Behandlung von Blasenschwäche mittels Vibrationstechnik. Anschließend besteht die Möglichkeit, praktische Übungen zum Vibrationstraining kennenzulernen. Ziel der Welt-Kontinenz-Woche und der dazugehörigen Aktionstage in ganz Deutschland ist es, durch eine breite, öffentliche Diskussion und gut verfügbare Informationen zu einem angemessenen Umgang mit der Krankheit zu gelangen. „Unsere vordringliche Aufgabe ist es, das Thema Inkontinenz aus der Tabuzone herauszuholen. Der Informationstag dient auch dazu, Betroffene zu ermutigen, über ihre Probleme zu sprechen, damit eine fachgerechte Diagnose und Therapie eingeleitet werden kann“, so Professor Dr. Dr. med. Strohmaier.