Vor 500 Jahren leitete Martin Luther die Reformation ein
Man lese und staune: Es ist „nur“ 500 Jahre her, dass Martin Luther der Überlieferung nach seine 95 Thesen wider den Missbrauch des Ablasses an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg schlug. Ein Ereignis, das man gedanklich gern in weit fernere Zeiten verlegt. Das war der Beginn der Reformation, die Europa veränderte. Trotzdem, oder gerade deswegen, wird das Reformationsjubiläum 2017 anders als in vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten begangen. Reformation soll in diesem Sinne vom Dreiklang aus Offenheit, Freiheit und Ökumene geprägt sein. Es gilt, zu verdeutlichen, welche Impulse die Reformation Europa und der Welt gegeben hat, deren Auswirkungen bis heute reichen. Dem Reformator kommt in diesem Zusammenhang, bei allen Widersprüchlichkeiten seiner Person und seiner Anschauungen im Detail, die Rolle eines Weichenstellers seiner Zeit zu. Er begriff, wie man in einer Kolumne über sein Wirken nachlesen kann, Freiheit und Gebundenheit als zwei Seiten einer Medaille. Das macht ein zunächst widersprüchlich scheinendes Zitat aus seiner „Freiheitsschrift“ deutlich: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“ Für ihn bedeutete Freiheit vor allem auch, sich in Verantwortung zu üben. Vor Gott, den Mitmenschen und nicht zuletzt vor sich selbst. Das kann man guten Gewissens auch als Atheist annehmen, wenngleich dann das Glaubensbekenntnis anders definiert werden muss. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte, dass das Jubiläum nicht nur ein kirchliches Ereignis sei: „Gerade weil die Reformation weitreichende theologische, kulturelle und politische Folgen hatte, die bis heute über die Grenzen Deutschlands und Europas hinauswirken, ist das Reformationsjubiläum auch ein Ereignis mit außenpolitischer Dimension. In einer Welt, die angesichts von Krisen und Konflikten aus den Fugen geraten scheint, lohnt es sich, die auch mit der Reformation verbundenen Fragen nach Religion und Ordnung, Glaube und Frieden stärker in den Blick zu nehmen“ Um sein eigenes Verständnis für Luther und die Reformation zu finden, lohnen sowohl der berühmte Blick ins Buch als auch Ausflüge zu Stätten der Reformation, vor allem in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Darüber hinaus werden in der Lutherstadt Wittenberg, auf der Wartburg in Eisenach und in Berlin Nationale Sonderausstellungen gezeigt, die die Reformation und die Protagonisten in all ihren Facetten und Ausprägungen zeigen. Diese Ausstellungen geben auch die Möglichkeit, „… die Wurzeln unserer heutigen Gesellschaft zu entdecken und zu erfahren, in welcher Form ein historisches Ereignis in Deutschland weltweite Auswirkungen hatte und bis heute prägend für unsere Kultur ist.“ mhr