Ausgrabungen und sehr frühe bildliche Darstellungen belegen es: Schon in vorchristlicher Zeit war es üblich, zu Festzeiten spezielle Backwaren anzufertigen und zu servieren. Unser Weihnachtsgebäck hat ebenfalls eine jahrhundertelange Tradition: Der Ursprung der meisten Weihnachtsnaschereien wird in mittelalterlichen Klöstern vermutet, da es dort üblich war, die Geburt Jesu mit erlesenem Backwerk zu feiern. Viele der damals von den Mönchen entwickelten Gebäckstücke sind heutzutage nicht mehr aus der Adventszeit wegzudenken.

  • Stollen: Das erste Mal wird das Wort „Stollen“ für ein weihnachtliches Gebäckstück in einem Innungsprivileg des Naumburger Bischofs Heinrich der Erste von Grünberg für die Gründung der Bäckerinnung in der Stadt erwähnt. In diesem Schriftstück werden die Naumburger Bäcker dazu aufgefordert, neben Geldzahlungen auch Sachleistungen abzugeben – und da ist auch von zwei Stollen die Rede. Viel haben der Stollen von damals und unser heutiger Stollen allerdings nicht gemeinsam: In dem Innungsprivileg werden die Stollen als zwei lange Weißbrote beschrieben, die aus weitaus weniger Zutaten bestanden als unsere heutigen Stollen. Mittlerweile wird der brotähnliche Kuchen aus Hefeteig in verschiedenen Variationen angeboten. Mohn, Mandeln, Marzipan, Nüsse und Rosinen werden besonders häufig genutzt, um den Teig zu verfeinern. Und auch der Teig wird variiert: Während ein Butterstollen, wie der Name schon andeutet, einen höheren Butteranteil hat, wird der Teig des Quarkstollens durch Magerquark oder Frischkäse ergänzt.
  • Lebkuchen: „Lebekuoche“ ist sozusagen der mittelhochdeutsche Vorgänger für das Wort Lebkuchen. Aber die Ursprünge des Gebäcks gehen sogar noch weiter als ins 13. Jahrhundert zurück. Die ersten schriftlichen Zeugnisse von gewürzten Honigkuchen stammen aus dem antiken Ägypten um 350 vor Christus. Und auch die Römer servierten in ihrer Fastenzeit den „panis mellitus“, einen Kuchen, der vor dem Backen mit Honig bestrichen wurde. Der Lebkuchen, den wir heute kennen, hat seine Wurzeln allerdings im belgischen Dinant. Die Aachener übernahmen das Rezept der Belgier und wandelten es zu den weltbekannten Aachener Printen ab. Nochmals abgewandelt wurde die Rezeptur aus Aachen in fränkischen Klöstern. Besonders die früheren Handelsknotenpunkte wie Nürnberg, Augsburg, Ulm und Basel sind für ihre Lebkuchentradition bekannt, weil dort mit den für Lebkuchen benötigten, teils exotischen Gewürzen und Zutaten gehandelt wurde. Die Herstellung von Lebkuchen war früher keineswegs die Aufgabe der Bäcker, sondern wurde von der eigenen Berufsgruppe der „Lebküchler“ übernommen.
  • Vanillekipferl:Weihnachtsplätzchen haben im Vergleich zu anderem Weihnachtsgebäck eine eher jüngere Geschichte: Als im 18. Jahrhundert der Konsum von Kaffee, Tee und Kakao populär wurde, begann gleichzeitig auch die Plätzchenbäckerei. Vor allen Dingen waren die kleinen, süßen Gebäckstücke bei den Damen der gehobenen Gesellschaft beliebt und wurden bei deren Kaffeekränzchen gereicht. Weil die Zutaten wie Zucker, Mandeln oder Kakao sehr teuer waren, galten Plätzchen bis ins 19. Jahrhundert hinein als Luxus. Eines der beliebtesten Weihnachtsplätzchen hat allerdings eine ganz eigene Geschichte: Das Vanilliekipferl hat der Legende nach seinen Ursprung in Wien. Das erste Mal schriftlich wurde das Kipferl in einer Urkunde aus dem 12. Jahrhundert erwähnt und ihm wird nachgesagt, dass die halbmondartige Form eine Art Spott auf die gescheiterte Türkenbelagerung gewesen ist.

Egal ob Vanillekipferl, Stollen oder Lebkuchen: Was früher einmal Luxusgut war, kann heute jeder problemlos kaufen. Für den besonderen Genuss muss noch nicht einmal viel Zeit aufgewendet werden. Die weihnachtlichen Backwaren unserer regionalen Bäcker schmecken wie hausgemacht.