Im Rahmen einer kommunalen Zusammenarbeit übernehmen die Stadtwerke Kronach ab März die technische Betriebsleitung der Marktrodacher Kläranlage. Der Gemeinderat des Marktes Marktrodach entschied sich in seiner letzten Sitzung für eine Kooperation im Bereich Abwasserentsorgung.
Schaumberge in Flüssen und stinkende, umgekippte Seen sind bei uns heutzutage kaum noch vorstellbar, vor einigen Jahrzehnten waren diese Bilder aber noch traurige Realität. Grund für den desolaten Zustand der Oberflächengewässer war die Einleitung unzureichend gereinigter Abwässer aus Privathaushalten und der wachsenden Industrie. Durch die Stärke der Verschmutzung versagten die natürlichen Selbstreinigungskräfte der limnischen Ökosysteme und die Gewässergüte verschlechterte sich Zusehens. Abhilfe schafften erst der flächendeckende Ausbau von Kanalisationsnetzen und die Entwicklung einer technisch und biologisch ausgeklügelten Abwasserbehandlung. Mit fast 2500 Kläranlagen weist Bayern heute ein hohes Niveau in der Abwasserinfrastruktur und auch in der Gewässergüte auf, welches durch diverse Vorschriften zum Umgang mit Abwasser langfristig erhalten bleiben soll.
In einem Merkblatt des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) wird beispielsweise der personelle Bedarf von Kläranlagen entsprechend ihrer Ausbaugröße festgelegt. Diese Regelung stellte den Markt Marktrodach kürzlich vor eine Herausforderung. Ende letzten Jahres trat einer der beiden gemeindlichen Klärwärter nach 25 Jahren bei der Marktgemeinde seinen wohlverdienten Ruhestand an. Seitdem ist Werner Heinisch, der als Bauhofmitarbeiter ebenfalls die Zusatzausbildung zum Klärwärter absolvierte, in der Kläranlage auf sich gestellt. Laut Merkblatt muss eine Kläranlage in der Größenordnung von Marktrodach aber durch zwei bis drei Mitarbeiter mit speziellen Qualifikationen betreut werden.
Die Verwaltung in Marktrodach lotete daher bereits seit Längerem mehrere Lösungsmöglichkeiten aus. Die Einstellung eines Abwassermeisters sowie einer Fachkraft für Abwassertechnik zusätzlich zum bestehenden Klärwärter wurden einer Zweckvereinbarung mit den Stadtwerken Kronach gegenübergestellt. Die kommunale Zusammenarbeit des modernen Dienstleistungsunternehmens im Bereich Abwasserbeseitigung mit den Kläranlagen Steinwiesen, Neufang und Wallenfels hat sich bereits seit fast zehn Jahren bewährt. Eine solche Kooperation wird für kleinere Kläranlagen ebenfalls im LfU Merkblatt vorgeschlagen. Im Fall von Marktrodach könnten qualifizierte Mitarbeiter der Stadtwerke den Betrieb der Kläranlage wahlweise mit der Unterstützung des Gemeindemitarbeiters oder ganz ohne gemeindliches Personal übernehmen.
In der Gemeinderatssitzung am 25. Januar wurden die Ratsmitglieder von Marktrodachs Geschäftsleiterin Katja Wich und vom Leiter der Stadtwerke Kronach, Jochen Löffler, über alle Möglichkeiten und die rechtlichen Hintergründe informiert und beschlossen daraufhin einstimmig, die Zweckvereinbarung mit der Stadt Kronach einzugehen. Löffler lobte die offene Diskussion im Gemeinderat und die konstruktiven Verhandlungen mit der Verwaltung und bedankte sich für das Vertrauen. Nicht nur als Leiter der Stadtwerke, sondern auch als Marktrodacher Bürger wisse er die Abwasserbehandlung durch die Zweckvereinbarung weiterhin in besten Händen.
Dem konnte Marktrodachs Bürgermeister Norbert Gräbner nur beipflichten, „Verstärkt durch eigenes Personal haben wir mit den Stadtwerken Kronach einen starken und zuverlässigen Partner mit hochqualifiziertem Personal gefunden und zugleich eine sehr wirtschaftliche Lösung für unsere Gemeinde gewählt.“ Die Übernahme der Betriebsträgerschaft der Kläranlage Marktrodach sei ein Meilenstein in Sachen praktizierter Kooperation zur zukunftsorientierten Entwicklung der Kommunen und nicht nur eine reine Geschäftsverbindung, sondern auch ein Zeichen guter und vertrauensvoller Nachbarschaft. „Wir haben hier eine Win-Win-Situation für beide Seiten erzielen können.“, freute sich Gräbner.
Ähnlich sah das auch Kronachs Bürgermeisterin Angela Hofmann, „Die Zweckvereinbarung ist ein Gewinn für beide Partner.“ Durch die kurzen Wege zwischen den fünf betreuten Kläranlagen sei effektives Arbeiten sichergestellt und die personellen wie auch technischen Ressourcen könnten viel wirtschaftlicher eingesetzt werden. Die Vergrößerung des Verantwortungsbereichs der Stadtwerke Kronach und die Zusammenarbeit mit den gemeindlichen Mitarbeitern führe zu einem intensiveren Austausch unter Fachleuten und zur Erweiterung und Vertiefung von Expertenwissen, erklärte sie, „Davon profitieren wiederum die Partnergemeinden und Kronach selbst.“ Hofmann bedankte sich beim Markt Marktrodach für die Beauftragung und das damit verbundene Vertrauen in die Expertise der Stadtwerke Kronach und bei deren Leiter Jochen Löffler für die gute Vorbereitung der Zweckvereinbarung.