Eigentlich sollte es ein kleines Sommerfest für die Mitarbeiter werden. Doch in diesem Jahr drehte sich in der Wefa Sonneberg ausnahmsweise alles um einen: Werkstattleiter Manfred Hörnlein, der nach 15 Jahren Dienst sein Amt abgab.
Sonneberg – Eifriges Gewusel herrschte jüngst auf dem Gelände der Wefa Sonneberg im Stadtteil Köppelsdorf: hier noch schnell ein Mikro hin, dort noch fix etwas zurecht gerückt, im Hintergrund ertönten Posaunenklänge, und aufgeregte Stimmen riefen sich Begrüßungen zu. Nur einer durfte nichts tun, sondern musste stillsitzen: Werkstattleiter Manfred Hörnlein. Er wurde von allen Beteiligten von den Vorbereitungen für das diesjährige Sommerfest ausgespart. Am Ende fragte er nur, wo er Platz nehmen dürfe, woraufhin er die Antwort erhielt: „Am Gästetisch – gewöhnen Sie sich schon mal dran.“ Denn nach 15 aufregenden, stressigen, arbeitsintensiven, aber auch fröhlichen, spannenden und einfach nur schönen Jahren gibt der 63-Jährige sein Amt ab. Entsprechend gewürdigt wurde er im Rahmen dieses nicht alltäglichen Sommerfestes von allen Wefa-Mitarbeitern und Angestellten, Superintendent Wolfgang Krauß, Diakonie-Geschäftsführer Klaus Stark, MdL Beate Meißner, Landrätin Christine Zitzmann sowie Bürgermeisterin Sibylle Abel, die ihren Dank für seinen Einsatz und ihre Wünsche für seinen wohlverdienten Ruhestand überbrachten.
Manfred Hörnlein hat vieles erreicht in den vergangenen 15 Jahren. Als Quereinsteiger kam er 1998 zu den Werkstätten – da arbeiteten bereits 68 Menschen mit Behinderung noch in der alten Villa. Vorher hat der heute 63-Jährige mehr als 20 Jahre für die Tira in den Abteilungen Entwicklung und Marketing gearbeitet. „Ich wollte damals einfach Menschen helfen, die Hilfe brauchen, die in der Gesellschaft nicht anerkannt sind“, sagt der studierte Elektrotechniker. Schnell erkannte er, dass ein neues Haus her muss, denn die Villa platzte aus allen Nähten. „Ohne die Hilfe von Rolf-Jürgen Freese, dem damaligen Wefa-Leiter in Ahorn, hätten wir im September 1999 unser neues Gebäude nicht so schnell einweihen können. Er war so etwas wie mein Mentor und hat uns allen sehr geholfen beim Aufbau von dem, was hier heute geleistet wird“, stellt er klar. Mittlerweile arbeiten 183 Beschäftigte in den Werkstätten und 37 angestellte Mitarbeiter. Außer in der Wefa selbst kümmern sich die erfahrenen Fachkräfte zudem in der Tagesförderstätte und in der Reha in Oberlind um Menschen mit Behinderung. „Diese Menschen sind von einem ganz besonderen Schlag“, sagt Hörnlein. „Sie sind offen, freundlich und nett. Sie machen keinen Unterschied und sich selbst keine Gedanken, ob sie jetzt etwas dürfen oder nicht. Den Umgang mit ihnen kann man nicht lernen. Entweder man hat es oder eben nicht.“ Auch den Zivis hat er über die Jahre hinweg immer gesagt: „Schaut’s euch an und prüft, ob das ein Beruf für euch ist oder nicht.“ Denn nicht jeder kann mit jedem.
Dass er es kann, bewies die große Begeisterung und Resonanz beim Sommerfest. Mitarbeiter aus allen Bereichen übergaben „ihrem Manfred“ viele Geschenke, gaben ihm Glückwünsche, ihren Segen und vor allem ihre Dankbarkeit mit auf den Weg. Superintendent Wolfgang Krauß fasste es mit den Worten zusammen: „In der Wefa ist man zuhause, hier wird zusammen gearbeitet, hier wird auch mal gestritten, es gibt viel Arbeit und Stress. Dennoch bilden alle ein Haus, an dem zwar noch gebaut wird, aber von einem festen Fundament getragen wird, nämlich dem Glauben an Jesus Christus. Nun müssen wir miteinander dafür sorgen, dass der Bau hält.“
Gerührt und überwältigt von den vielen Dankesworten ließ Manfred Hörnlein das erste Halbjahr Revue passieren. Die Andachten wurden selbst gestaltet, gefeiert wurde viel, Fahrten für Bildung, Vergnügen und Kultur wurden gemacht. „Ach ja, und zwischendurch haben wir auch noch was gearbeitet“, stellte er fest. Doch nun sei es an der Zeit loszulassen. „Das funktioniert nur, wenn man merkt, 15 Jahre Wirken haben ihre Spuren hinterlassen. Jeder von uns ist wichtig, um den Laden am Laufen zu halten“, wandte er sich an seine Mitarbeiter. „Wir brauchen unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen“, sagte er. „Wir sind wer und wir können was. Deshalb haben wir ein tolles Ergebnis in den vergangenen sechs Monaten eingefahren.“
Diakonie-Geschäftsführer Klaus Stark bedankte sich bei Manfred Hörnlein für 15 Jahre engagierte Arbeit, von denen sie elf gemeinsam bestritten haben. „Manchmal haben Sie mich an Grenzen gebracht mit dem Wohnheim“, sagte er, betonte jedoch: „Aber das war richtig!“ Als gelernter Ingenieur habe Hörnleins Schwerpunkt auf der Produktion gelegen, dennoch „ging es Ihnen immer um die Menschen, das habe ich sehr geschätzt – trotz mancher fachlicher Diskussion“, so Stark. Auch mit den Eltern sei der Werkstattleiter stets gut ausgekommen, sie hatten Vertrauen zu ihm. „Mit Ihrer schnörkellosen Art waren Sie hart, aber herzlich. Sie waren immer ehrlich und loyal, ein Dickkopf im positiven Sinn, der vieles vorangetrieben hat.“
Zum Ausklang des besonderen Sommerfestes in diesem Jahr blieb Manfred Hörnlein nur noch übrig, seinen Nachfolger Steffen Breitung zu begrüßen und auch ihm alles Gute zu wünschen. Er wird am 1. September in wahrlich große Fußstapfen treten und der neue Leiter der Wefa Sonneberg werden.