Diese Zahlen haben es in sich: Jedes zwölfte Kind ist bei der Einschulung übergewichtig, mehr als drei Prozent sogar stark. Über die Hälfte der Einschulungskinder haben Haltungsschäden. Ein Drittel kann nach der Grundschule nicht schwimmen. Bayerische Kinder haben etwas schlechtere Zähne als im Bundesdurchschnitt: Diese Daten und Fakten aus dem aktuellen bayerischen Kindergesundheitsbericht nannte der stellvertretende AOK-Direktor Hubert Carl bei der Pressekonferenz am Donnerstag in der Geschäftsstelle Kronach mit AOK-Pressesprecher Stephan Preisz sowie Kronachs 2. Bürgermeisterin Angela Hofmann. Gemeinsam stellten diese das Programm und die Aktivitäten des 2. Kronacher Kinder- und Jugendgesundheitstags in Kronach vor. Am Samstag und Sonntag, den 2. und 3. September, gibt es dabei – jeweils von 13 Uhr bis 18 Uhr – spannende Mitmach- und Schnupperangebote rund um eine gesunde Lebensführung und gesundes Aufwachsen.

„Dass Kinder gesund groß werden können, ist eine Gemeinschaftsleistung der Gesellschaft“, appellierte Carl. Viele Einrichtungen, Organisationen, Fachkräfte und nicht zuletzt der Staat setzten sich dafür ein, dass Kinder gesunde Bedingungen vorfänden. Auch der AOK sei die Kindergesundheit sehr wichtig. „Langfristig möchten wir chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Problemen mit Herz, Kreislauf und Gelenken vorbeugen“, betonte Carl. In Kronach gebe es ja bereits Gesundheitstage. Dabei habe – seiner Meinung nach – die Facette Kinder und Jugendliche immer etwas gefehlt. Daher lege man jetzt bewusst den Fokus auf Kinder und Jugendliche, Familien und Eltern. Die beiden Aktionstage passten auch gut zur Initiative „Gesunde Kinder – gesunde Zukunft“ mit Philipp Lahm als Botschafter.

AOK-Sportfachkraft Frank Schnabel gab Tipps bei einem Koordinations- und Gleichgewichtsparcours

Beim – wiederum in das Kronacher Stadtfest eingebetteten – AOK-Kinder- und Jugendgesundheitstag können sich Eltern, Familien und alle Interessierten unverbindlich informieren. Ziel ist es, mit den Menschen – ohne erhobenen Zeigefinger – auch spielerisch ins Gespräch zu kommen. Deshalb werden viele interaktive Aktionen angeboten. Zwei Tage lang werde dabei, so Preisz, die Kühnlenzpassage zum „Markt der Möglichkeiten“ rund um das gesunde Aufwachsen. Bei der AOK-Ernährungsberaterin Yvonne Müller stehen beispielsweise Samenbomben und ein Kräuterquiz auf dem Programm. Die AOK-Sportfachkraft Frank Schnabel steht bei einem Koordinations- und Gleichgewichtsparcours mit Rat und Tat zur Seite. Beim Coburger Stack Power Team kann jeder das sportliche Becherstapeln ausprobieren, während sich beim Amt für Ernährung und Landwirtschaft alles ums Genießen mit allen Sinnen und restlos gut essen dreht. Die Feuerwehr hat den berühmten heißen Draht und ein Spritzspiel dabei. Die Polizei und die Prävention des Kreisjugendamtes bieten einen Rauschbrillen-Parcours an und nehmen dabei die Alkohol- und Drogenprävention ins Visier. Zudem weiß sie vieles über legale und illegale Waffen zu vermitteln. Die Helios-Frankenwaldklinik informiert rund um die Geburtsvorbereitung, Nachsorge, Stillen, Babymassagen, Müttertreff und die babyfreundliche Klinik. Das BRK kommt neben Tipps zum richtigen Umgang mit Pflastern und Verbänden mit einem Einsatzfahrzeug daher und man kann Buttons selber gestalten. Mit dabei sind ADFC, DLRG, Optiker und Akustiker. 

Ein besonderer Höhepunkt erwartet die Besucher am Samstag um 14.30 Uhr sowie am Sonntag um 15 Uhr, wenn – zu Ehren des beliebten AOK-Maskottchens – Jung und junggeblieben zum „Jolinchen“-Tanz aufgefordert werden. Die Modern Dance Group des TV Unterrodach zeigt ihre neuesten Choreografien und lädt zum gemein­samen „Jolinchen“-Tanz ein. Auch bei „Drums Alive“ ist Mitmachen angesagt. „Ein Ball, zwei Sticks und viele Schritte – So macht Trommeln in der Gruppe besonders viel Spaß! Einfach mal ausprobieren, am Samstag um 15.30 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr!“, wünscht sich Preisz.

Grundsätzlich gehe es unseren Kindern gut, erklärte Carl. Aber bei genauerem Hinschauen gebe es Handlungsbedarf. Bei den Studien seien insbesondere die Zahlen bei psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen alarmierend. Diese Diagnosen betreffen jedes vierte Kind in Bayern. Bei mehr als 80.000 Kindern – allein in Bayern – werde jedes Jahr ADHS diagnostiziert, Tendenz steigend! Gewalt an Schulen sei kein neues Problem; aber Ausmaß und Intensität nähmen zu. Erfreulich dagegen sei die Entwicklung beim Alkohol- und Tabakkonsum. Die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen infolge von Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen gehe in Bayern zurück und die Raucherquote liege bundesweit so niedrig wie noch nie. Eine weitere sehr erfreuliche Entwicklung gebe es auch bei den Geburten. 2016 wurden rund 118.000 Kinder in Bayern geboren, ein neuer Höchststand seit dem Jahr 2000.

Wie Hofmann bekundete, habe Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein sehr gerne die Schirmherrschaft übernommen. Die Gesundheit sei immer umfassend zu sehen – im Kontext von Körper, Seele und Geist. Die Information sei dabei der erste Schritt, um Kinder, Jugendliche wie auch Erwachsene dafür zu sensibilisieren. Wenn dies auf spielerische Art und Weise erfolge, sei dies umso nachhaltiger und man erziele damit den besten Lerneffekt. „Spielen und Lernen ist für Kinder das gleiche“, meinte sie und dankte der AOK für deren vielfältiges Engagement für die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen.

Laut Preisz werde die Aktion nur an sehr wenigen Standorten in Bayern durchgeführt. Man sei daher stolz, ein solches Angebot in Kronach bieten zu können. Dem schloss sich Carl an, der auf viele Besucher hofft. „Wenn jeder nur einen Anstoß für eine gesündere Lebensweise mitnimmt, hat sich das Engagement aller Beteiligten schon gelohnt“, zeigte er sich sicher. Der Eintritt ist frei. Die Aktionstage sollen in Kronach im zweijährigen Turnus stattfinden. Die AOK ist auch an dem Wochenende mit einem Aktionsstand und einem Luftballon-Wettbewerb auf dem Hussitenplatz vertreten. hs