Er wurde mehrfach ausgezeichnet, hat ein eigenes Buch geschrieben, eine DVD veröffentlicht und kommt am Samstag, 29. April 2017 um 20 Uhr mit seinem neuen Death Comedy-Programm „Happy Endstation – Ein Last-Minute-Reiseführer“ ins Kongresshaus Rosengarten nach Coburg: Der Tod! In der Vestestadt ist der Sensenmann mit der einprägsamen Stimme nicht zum ersten Mal. Bereits bei der Comedy-Gala hat er das Publikum begeistert. Was die Zuschauer bei seinem neuen Programm erwartet, wie die Reise ins Jenseits verläuft, unter welchen Job-Bedingungen der Tod so arbeitet und welchen Herausforderungen er im Umgang mit seinen Kunden begegnet, das verrät er im Interview.
Guten Tag Herr Tod. Wie spricht man Sie eigentlich am besten an? Darf man den Tod duzen?
Wir können uns ruhig duzen. Wir sehen uns ja eh nochmal wieder. Dann haben wir Förmlichkeiten bereits hinter uns.
- In deinem neuen Programm nimmst du das Publikum auf eine Schnupperfahrt ins Jenseits mit. Welche Reisemöglichkeiten auf die andere Seite gibt es denn so?
Oh, so einige. Es gibt ja viele offizielle Reiseanbieter: Christentum, Buddhismus, Islam, TUI. Da gibt es tolle Möglichkeiten. Natürlich kann man auch im Atheisten-Tarif überführt werden. Keine festgelegten Routen, für Selbstständige ein Heidenspaß, aber auch kein fester Ansprechpartner vor Ort. Da sollte man sich vorher ein paar Gedanken machen, was zu einem passt.
- Für schätzungsweise alle Teilnehmer ist es die erste Reise ins Jenseits. Wie bereitet man sich am besten darauf vor?
Indem man mein Programm besucht, das ist schon mal eine gute Vorsorge. Ansonsten kann man diese Fahrt aber auch einfach auf sich zukommen lassen. Viel wichtiger ist, dass man seine Sachen im Diesseits erledigt. Es sterben immer noch erstaunlich viele Menschen ohne mit ihren Angehörigen und Freunden darüber gesprochen zu haben, wie sie beerdigt werden wollen oder wie sie über den Tod denken. Mal zur Info: ich hole niemanden eher ab, nur weil er über mich redet. Versprochen.
- Wie lange dauert es, bis man angekommen ist? Und was erwartet einen dort?
Die Reisedauer ist ganz unterschiedlich. Je nachdem ob man mit dem Floss über den Jordan schippern möchte oder den Tunnel mit der LED-Licht-Show bevorzugt. Ob man Religions-Tarife benutzt oder wie die Hindus gleich mit Rückreise bucht. In jedem Fall wird es ein einmaliges Erlebnis.
- Ist der Umgang speziell mit deutschen Reise-Kunden leicht? Die gelten ja oft als sehr pingelig.
Deutsche fragen nach ihrem Tod vor allem erstmal: wo kann ich mich beschweren. Und was man dann für Beschwerden bekommt. Zeitpunkt doof, Wetter schlecht, warum gibt’s kein WLAN. Aber wenn man ihnen dann ein Formular in die Hand drückt, auf dem sie ihre Kritik loswerden können, dann sind sie recht schnell zufrieden. Anders als bei der Bahn hat sich bei mir aber noch nie jemand beschwert, wenn ich zu spät gekommen bin.
- Welche Vorteile bringt eigentlich der Job als Tod?
Mehr als man glaubt. Mit Kutte und Sense wird man zum Beispiel im Zug nie kontrolliert. Außerdem brauche ich mich für Autogramm-Stunden nie anstellen. Denn egal welcher Promi gerade ziemlich angesagt ist, ich weiß, ich treff sie alle. Ich muss nur warten.
- Gibt es auch Nachteile?
Klar. Ich könnte jetzt nicht einfach umschulen auf Feuerwehrmann oder Arzt. Das geht mit meinem Lebenslauf nicht mehr.
- Wie reagieren die Leute, wenn sie dem Tod begegnen?
Das kommt ganz darauf an, ob sie mich schon mal vorher auf der Bühne gesehen haben oder nur aus Erzählungen und von Gerüchten her kennen. Angst ist immer eine schlechte Voraussetzung für eine entspannte Beziehung. Deshalb versuche ich diese vorbeugend zu reduzieren.Die Jenseits-Tourismus-Behörde hat viele Millionen Jahre das Thema Marketing und Öffentlichkeitsarbeit grob vernachlässigt. Das wollen wir nun ändern.
- Wie sieht ein schöner Tod aus?
Viele sagen auf meine rosarote Praktikantin Exitussi würde diese Beschreibung zutreffen. Ich bring sie auch zum Auftritt mit. Wie einige andere Gestalten von der anderen Seite auch. Charon, meinen alten Flossführer, meine rechte Hand Mautzi oder Luzy, die Tochter des Teufels. Da wird für jeden ein schöner Tod dabei sein.
- In Coburg warst du bereits. Wie würdest du das Publikum beschreiben?
Ja, ich wurde bereits zweimal bei der Comedy-Gala eingeladen und war jedes Mal wieder überrascht wieviele begeisterungsfähige Seelen hier Stimmung bis zum Umfallen machen können. Eine Mordsgaudi und ich freue mich, dass es zumindest mit meinem zweiten Solo-Programm mit einem Termin geklappt hat.
- Je nach kultureller und religiöser Vorstellung haben Menschen weltweit ein unterschiedliches Bild vom Tod und auch unterschiedliche Bräuche. Was gefällt dir davon am besten?
Es ist schwierig zu beurteilen wo es am besten ist. Dafür müsste ich werten und das tue ich generell nicht gern, ich bin eher ein Beobachter. Alles hat seine Berechtigung und seine Geschichte. Man sollte sich aber bewusst machen, dass es durchaus Kulturkreise gibt, in denen offener und fröhlicher mit dem Thema Tod und Sterben umgegangen wird. In Mexiko gibt es zum Beispiel mehrere Feiertage für den Tod und die Verstorbenen, die ausgiebig mit Musik, guter Laune und Verkleidungen zelebriert werden. Bei der Beerdigung von Nelson Mandela war ganz Südafrika am Singen und Lachen, nicht weil sie sich gefreut haben, dass er gestorben ist, sie haben gefeiert, dass es ihn überhaupt gegeben hat. Das sind Kleinigkeiten im Denken, die aber einen großen Unterschied machen können.
- Wenn der Tod drei Wünsche frei hätte, was würde er sich wünschen?
Ich habe auf Tour immer meinen Spendenschädel mit dabei. Das ist eine Spardose in Schädelform, da können die Zuschauer in der Pause Geld einwerfen. Wir unterstützen damit Vereine und Projekte, die sich um Menschen in ihren letzten Tagen kümmern. Also Hospize, Klinik-Clowns, Altenpflege. Ich gebe auch jeden Monat immer selbst 500€ dazu, weil ich es als wichtigen Bestandteil meiner Image-Kampagne ansehe, dass die Menschen am Ende glücklicher und zufriedener werden. In den letzten zwei Jahren konnten wir so über 30.000€ weitergeben und viel Lächeln verschenken. Da wünsche ich mir einfach, dass diese Idee weiter so gut angenommen wird, dass es weiterhin so viele tolle und unterstützenswerte Ideen gibt und dass sich dem auch andere Künstler anschließen. Denn man sollte nicht immer nur darüber reden, dass die Welt so schlecht ist, man kann auch etwas dagegen tun.
- Ist der Tod eigentlich politisch? Amerika bietet ja zurzeit viel Gesprächsstoff.
Früher dachte ich immer, der Tod müsste neutral sein, weil alle Menschen für ihn gleich sind. Mittlerweile denke ich, dass genau das eine politische Position ist, die aktuell Unterstützung benötigt. Bei uns im Jenseits gibt es keine Mauern oder Grenzen. Egal welche Herkunft, welche Religion, welches Geschlecht, alle müssen sterben. Und schon das zeigt doch, dass es keine Menschen verschiedener Kategorien gibt. Alle sind willkommen. Ja, wir schaffen das. Das ist der große Unterschied zwischen Abendland und Feierabendland. Und nein, den Trump hole ich nicht früher ab. Den will hier drüben auch keiner haben.
- Du hast eine außergewöhnliche Stimme. Wie bekommt man die?
Diese hohe süße Stimme habe ich mir für meine Image-Kampagne auf der Bühne zugelegt. Es wäre sicher kontraproduktiv, wenn ich mit dunkler Gruselstimme, die das Blut in den Adern gefrieren lässt, dem Publikum erkläre, dass ich ja doch eigentlich ein netter Kerl bin. Das würde nicht funktionieren. Man lockt Mäuse ja auch mit Käse. Und nicht mit Katzen.
- Kann der Tod eigentlich auch sterben?
Natürlich bin auch ich Teil des großen Kreislaufs und werde irgendwann abtreten. Alles andere wäre Stillstand und ganz und gar nicht im Sinne der Natur. Der Zeitpunkt ist aber auch mir nicht bekannt. Zum Glück. Es würde die Überraschung verderben.
„Happy Endstation – Ein Last-Minute-Reiseführer“ am Samstag, 29. April 2017 um 20 Uhr im Kongresshaus Rosengarten nach Coburg. Weitere Infos zum Tod und seiner Death-Comedy: www.endlich-tod.de // Karten an allen VVK – Stellen und online unter www.eventim.de / www.reservix.de // Veranstalter: Agentur Streckenbach GbR