In der Friesener Straße entstand eine Tagesklinik für Erwachsenenpsychiatrie. Am Freitag, den 27. Oktober 2017 wurde diese offiziell eingeweiht. Die Freude darüber bei den Beteiligten ist groß. Die Baukosten betrugen 1,8 Millionen Euro.

Wer unter Depressionen leidet, Konzentrationsstörungen, Angst- und Zwangserkrankungen braucht ärztliche Hilfe. Nicht in jedem Fall ist eine stationäre Aufnahme in einer Klinik nötig. Eine ärztliche Behandlung und trotzdem ein Leben im gewohnten Umfeld zuhause – Das ermöglicht die Tageklinik in Kronach der Gesundheitseinrichtungen im Bezirk Oberfranken, die im Oktober ihren Betrieb aufgenommen hat. Offiziell eröffnet wurde diese – unter Beisein zahlreicher Ehrengäste – am Freitagnachmittag durch Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, Katja Bittner – Vorstand der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken (kurz GeBO) sowie den ärztlichen Direktor, Professor Dr. Thomas Kallert.

„Wir haben heute allen Grund zu feiern“, freute sich der Bezirkstagspräsident, der sich sehr angetan von den in kräftigen Farben freundlich gestalteten, lichtdurchfluteten Räumlichkeiten zeigte. Dabei ging er noch einmal auf die Hintergründe des ihm am Herzen liegenden Projekts ein, zu dessen Realisierung es ein weiter Weg war.  Bereits im Juli 2006 hatte der GeBO-Verwaltungsrat beschlossen, ein flächendeckendes Netz an Tagesklinikiken für Erwachsenen- sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie zu schaffen. Tageskliniken gibt es in Coburg, Kutzenberg, Hof, Rehau, Bamberg und Bayreuth. „Mit der Einrichtung in Kronach schließen wir eine Lücke zur psychiatrischen Versorgung von Erwachsenen in Oberfranken“, bekundete er.

Der 2015 erfolgten Unterzeichnung des Kaufvertrags war eine langwierige Standort-Suche in Kronach vorausgegangen. Entschieden hat man sich für das Gelände des ehemaligen Schwesternwohnheims in Nachbarschaft zur Helios Frankenwaldklinik. Spatenstich war im August 2016. Der barrierefreie Neubau ist ein lichtdurchflutetes, dreigeschossiges Gebäude mit Flachdach, das bei Bedarf später aufgestockt werden kann. Laut Denzler leide im Durchschnitt jeder vierte Deutsche einmal im Leben an einer psychischen Erkrankung. Die Vermeidung des stationären Aufenthalts habe für die Patienten den Vorteil, in ihrem familiären Umfeld zu verbleiben. Dies senke bei vielen die Hemmschwelle, sich vom Hausarzt überweisen zu lassen. Er dankte allen, die sich erfolgreich für das Projekt einsetzten – so insbesondere seitens der Politik MdL Jürgen Baumgärtner sowie Alt-Landrat Oswald Marr wie auch dessen Nachfolger Klaus Löffler. Den Baufirmen dankte er für die fachkompetente Ausführung. Die geplante Bauzeit wurde etwas überschritten. Erfreulicherweise blieb man im Kostenrahmen.

„Tageskliniken sind in ihrer Effektivität gut belegt. Bezogen auf die Verbesserung der seelischen Beschwerden sowie der Lebensqualität der Patienten sind sie genauso effektiv wie die vollstationäre Behandlung in der Klinik“, betonte Professor Kallert in seiner Festansprache. Zwischen tagesklinischer und stationärer Behandlung beständen keine Unterschiede hinsichtlich der Therapieabbruch- und Wiederaufnahmeraten. Patienten berichteten von einer hohen Zufriedenheit mit dem Angebot. „In Summe ist es hoch modernes Angebot, das auch in keiner Weise der Stigmatisierung psychisch kranker Menschen Vorschub leistet“, so der leitende ärztliche Direktor, der die Kombination mit dem ebenfalls sehr wichtigen Angebot einer psychiatrischen Institutsambulanz herausstellte. Die mittlerweile circa 500 in Deutschland bestehenden  Institutsambulanzen mit jährlich circa 2 Millionen Behandlungsfällen erfüllten sehr genau ihren Auftrag: die Diagnostik und Behandlung insbesondere schwer oder komplex psychisch erkrankter Menschen, die für ihre Behandlung den Einsatz mehrerer Berufsgruppen – Arzt, Pflege, Psychologie, Sozialpädagogik und Ergotherapie – benötigen. „Insofern stellen diese Ambulanzen auch keine Konkurrenz oder Doppelstruktur zu niedergelassenen Fachärzten dar“, stellte er heraus. Eine flächendeckende Versorgung sei wichtig, da erwiesenermaßen Einrichtungen mit einer Wegtrecke von deutlich über 30 Minuten nicht ausreichend in Anspruch genommen würden. Ein großes Kompliment zollte er allen an der Umsetzung Beteiligten. „Die hervorragende Funktionalität, die klare architektonische Sprache, die Großzügigkeit, viel Licht und geschickte Farbgebung verfehlen ihre Wirkung nicht“, lobte er.

(von links) ärztlicher Leiter Dr. Jens Fritzsche und Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler beim Besichtigen der Räumlichkeiten. Foto: hs

Die Tagesklinik wurde von ihrem ärztlichen Leiter Dr. med. Jens Fritzsche näher vorgestellt. Die Räumlichkeiten der Klinik befinden sich in der ersten und zweiten Etage, die der angeschlossenen Institutsambulanz im Erdgeschoss. Das Team zählt aktuell elf Mitarbeiter: zwei Ärzte, eine Psychologin, drei psychiatrische Fachkrankenschwester, jeweils einen Ergo- und Bewegungstherapeuten sowie zwei Sozialpädagoginnen. Die Klinik umfasst 15 Behandlungsplätze. Behandelt werden Psychosen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Angst- und Zwangserkrankungen, Menschen in Krisensituationen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie ADHS im Erwachsenenalter. Dafür stehen verschiedene Konzepte und Behandlungen zur Verfügung. Die Patienten werden in Einzel- oder Gruppentherapie behandelt. Es gibt Bewegungstherapie und es wird gelehrt, wie man mit Stress umgehen kann. Auch Angehörige können in die Behandlung einbezogen werden. Die Therapiezeiten sind Montag bis Donnerstag von 8 Uhr bis 16 Uhr sowie am Freitag von 8 Uhr bis 14 Uhr. Eine Einweisung erfolgt durch den Haus- oder Nervenarzt mit Einweisungsschein. Die ersten Patienten wurden vor drei Wochen aufgenommen. „Aufgrund der hohen Nachfrage werden Ende nächste Woche alle Behandlungsplätze belegt sein“, informierte er.

(von links) Pfarrer Andreas Heindl und Pastoralreferentin Birgitta Staufer-Neubauer erbaten den Segen Gottes für die Tagesklinik. Foto: hs

Mit sorgsam ausgewählten Worten erbaten Pastoralreferentin Birgitta Staufer-Neubauer sowie Pfarrer Andreas Heindl den Segen Gottes für die Räumlichkeiten als auch alle Mitarbeiter und Patienten. Die Feierstunde wurde von einem Blechbläserensemble der Berufsfachschule für Musik in Kronach stimmungsvoll umrahmt. Dem Festakt schloss sich ein gut besuchter Tag der offenen Tür an. hs

Einige Eindrücke von der neuen Tagesklinik: