Senioren sind nicht mehr die „Alten von gestern“
Alte Menschen sind ja nicht alle gleich, wahrscheinlich sind sie das sogar noch weniger als irgendeine andere Altersgruppe: denn ihr langes Leben hat sie zu Individualisten gemacht. Eines unserer augenblicklichen Probleme ist, dass die Gesellschaft sich weigert, das zu verstehen, und alle alten Leuten als „gleich“ behandelt. Lily Pincus (Sozialarbeiterin und Autorin, 1898 bis 1981), die dies in ihrem Buch „Das hohe Alter“ schrieb, lebte noch in einer Zeit, als Alte schon mit 50 Jahren alt waren. Heutzutage werden Senioren oftmals als „Generationen 50plus“ definiert und sind bis in die hohen 80er Jahre aktiv. Helmut Schmidt, Altkanzler, ist mit weit über 90 Jahren einer der klügsten Köpfe in ganz Europa, dessen Meinung auch von vielen „Jungen“ eingeholt wird. Die 50-jährige Popsängerin Madonna eine Seniorin? Paul McCartney ein Tattergreis? Die 50er und 60er rechnen sich auf jeden Fall noch dem mittleren Alter zu. Sie mag es aber trösten, dass als „Senioren“ auch schon Sportler zwischen 20 und 30 Jahren bezeichnet werden. Das Adjektiv senior ist abgeleitet von dem lateinischen Wort „senex“, was „alt“ bedeutet. Zur Unterscheidung des Vaters vom Sohn und des älteren Geschäftsmanns von dem Junior steht es für den Älteren. Im Sprachgebrauch ist Senior meist eine freundlich gemeinte Bezeichnung für Rentner. So sagt man Seniorenheim statt Altersheim, Seniorenkarte für ermäßigten Eintritt oder Fahrpreisnachlass und Seniorenstudium. Senioren sind heute wesentlich aktiver, als ihre Eltern und Großeltern es waren. War in den 1950er und 1960er Jahren ein Lehrer jenseits der 40, dann wurde er von den Schülern schon als „Alter“ oder „Opa“ bezeichnet. Nach einer Studie der Forschungsgruppe 50+ an der Universität Osnabrück erscheint die Generation der 50- bis 70-Jährigen so jung wie keine vor ihr. Die Älteren, darunter die 68er, haben ein reges Sexleben, stehen politisch in der Mehrzahl links, unternehmen Erlebnisreisen, gehen ins Kino und auf Tanzpartys. Rund 60 Prozent fühlen sich demnach zu fit für die Rente und möchten auch nach dem 65. Lebensjahr arbeiten. Die Älteren haben auch viel Geld, nämlich 113 Prozent des Durchschnittseinkommens. Mit 22 Millionen stellen die 50- bis 70-Jährigen auch 45 Prozent der Wähler. Wie singt Udo Jürgens: Mit 66 Jahren fängt das Leben an …
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