Die Akteure am runden Tisch waren zahlreich – ebenso wie die Themen, um die es ging. Diese Ausgangslage prägte den Besuch von Emilia Müller, Bayerische Staatsministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Integration im Rödentaler AWO-Seniorenzentrum. Die Ministerin kam dabei in Begleitung von Bundestagsabgeordneten Hans Michelbach, Jürgen W. Heike, Mitglied des Landtags und des 1. Bürgermeisters Marco Steiner, um gemeinsam mit ihnen das offene Gespräch mit den Gastgebern zu suchen.

Anlass und wichtiger Bestandteil des Ministerinnenbesuchs war die Vorstellung der Pläne für den anstehenden Innenhofumbau der Einrichtung. Architektin Marion Setzer und CSU-Stadträtin Ingrid Ott, die gleichzeitig auch als Vorsitzende des AWO-Fördervereins fungiert, stellten die Ideen eines Garten der Möglichkeiten vor, der Kulturelles betont und die Lebensqualität der Bewohner erhöht. „Darüber hinaus wollen wir auch dem Quartiersgedanken Rechnung tragen, indem interessierte Rödentaler Bürger den Weg zu uns in den Innenhof finden“, so Ingrid Ott.

Die Ministerin zeigte sich sehr interessiert und würdigte den innovativen und lebensbejahenden Ansatz des Umbaus. Hinsichtlich der Frage der Finanzierung verwies sie auf das Bayerische Stiftungswesen. „Besonders die Bayerische Landesstiftung sowie die Oberfrankenstiftung möchte ich Ihnen in dem Zusammenhang ans Herz legen“, so Emilia Müller.

Moderiert von Einrichtungsleiterin Margit Welscher brachten die verschiedenen AWO–Vertreter und Kooperationspartner der Einrichtung ihre Fachthemen vor und benannten die drängendsten Probleme. Frau Radcek, Leiterin des Linhard-Fuchs-Kindergartens und Frau Anke Walter, PDL Seniorenzentrum zeigten auf, dass der Mangel an Fach- und Nachwuchskräften  immer sichtbarer wird, was besondere Herausforderungen für die Zukunft darstellt. Zum einen sei bereits jetzt eine sich abzeichnende Lücke in Sachen Pflege und Betreuung erkennbar, zum anderen ergäben sich im Zuge der demografischen Entwicklung besondere Belastungen für das angestammte Personal. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen werden selbst immer älter und leiden unter Stress, Burnout und den daraus resultierenden psychischen Belastungen“, so Anne Tränkner vom Neustadter Fortbildungsträger CONNECT, der in den AWO-Häusern Rödental und Neustadt seit geraumer Zeitung Coachings und Hilfen zur Stressbewältigung anbietet. Nachwuchskräfte würden zwar permanent in den Altenpflegeschulen in Coburg ausgebildet, so Frau Dagmar Alfsmann von der GGSD, doch erkenne sie, dass zusätzliche Betreuung zur Stressbewältigung bereits während der Ausbildung notwendig sei.

Abgerundet wurde der Besuch der Ministerin durch den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.

Hohen Qualitätsanforderungen begegnet die AWO, vertreten durch Frau Cordula Hartel, QMBeauftragte des AWO Bezirksverbandes, im Qualitätsmanagement, was im gesamten Bezirksverband der AWO entwickelt und gelebt wird.  Auch im Bereich der ethischen Fallbesprechungen, berichtet Carmencita Hartwig, Mitglied des Ethikbeirates, wurden Möglichkeiten der Bewältigung der schweren Lebensthemen für Bewohner und Angehörige geschaffen.

In dem Zusammenhang betonte Anja Keller, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, die Bedeutung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements innerhalb des AWO-Verbands und berichtete über basisnahe Aktivitäten, die Gesundheit und Gemeinschaftsgefühl der Mitarbeiter stärken sollen.

Auch die Auswirkungen des 2. Pflegestärkungsgesetzes wurden einer kritischen Betrachtung unterzogen, in der Form, dass die finanziellen Mittel wohl gestiegen seien, die strukturellen Möglichkeiten, diese zielgerecht zu verwerten, jedoch nicht. Hans Michelbach richtete die selbstkritische Frage in die Runde, „ob das, was wir in Berlin beschließen auch tatsächlich bei Ihnen ankommt.“ Die Anwesenden verneinten dies teilweise, würdigten jedoch gleichzeitig die Bemühungen der Politik. Auch wiesen sie auf die besondere Brisanz hin, die eine Mischung aus Fachkräftemangel und fehlenden Gestaltungsmöglichkeiten der Träger für eine alternde Gesellschaft mit sich bringen könnte.

Die Ministerin nahm zu den einzelnen Aspekten der Diskussion Stellung, betonte jedoch, dass manch strittiger Punkt außerhalb ihrer Verantwortlichkeit liege. Gleichzeitig sagte sie zu, das Gesagte in Gänze aufzugreifen und ihren zuständigen Ressortkollegen innerhalb der Staatsregierung zu übermitteln.

Wir danken Frau Ott für den Gastbeitrag

 

Abgerundet wurde der Besuch der Ministerin durch den Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.