
Drei Fragen tauchten bei der diesjährigen Stippvisite von Landrat Michael Busch bei den heimischen Betrieben auf der internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg immer wieder auf: Wie wird sich das Internet weiter auf die Branche auswirken, wie kommen Umwelt- und Gesundheitstrends des Spielzeugs aus dem Coburger Land bei den Kunden an und warum ist mit der Firma Steiff einer der großen, traditionellen Spielwarenhersteller nicht mehr auf der Messe dabei?
Das Messegeschäft ist teuer und aufwändig geworden und die Marketing- und Kostenstrategen in den Betrieben rechnen auf, was eine Messepräsenz kostet und welcher Nutzen dem Engagement entgegensteht. Die Bilanz der Betriebe aus dem Landkreis Coburg fällt dabei positiv aus. Es lohnt sich noch und die Messe ist insgesamt gut gelaufen, so der einhellige Tenor des Messepersonals am letzten Messetag der größten Spielwarenmesse der Welt.
Auch im Jahr 2013 ließ es sich Landrat Michael Busch – trotz engem Terminkalender -nicht nehmen, mit den Herstellern aus dem Landkreis Coburg in der Frankenmetropole ins Gespräch zu kommen. Die Stimmung der 19 heimischen Aussteller, die er zusammen mit Wirtschaftsförderer, Martin Schmitz, besuchte, war weitgehend positiv. Wenngleich die Meinungen zur Stabilität der Besucherzahlen der Messe noch ein wenig auseinander gingen, war man sich darin einig, dass wichtige Geschäftsbeziehungen gepflegt und auch neue geknüpft werden konnten.
,,Es ist unerlässlich auf der Spielwarenmesse zu sein, denn hier trifft sich die Welt der Spielwaren“, so der Geschäftsführer von Rolly Toys, Frank Schneider. Aus dieser Überzeugung heraus hat sich der bekannte Hersteller von Tretfahrzeugen aus Neustadt bei Coburg wieder einige Neuigkeiten einfallen lassen. Bei den Messekunden sehr gut angekommen ist die neue, voll funktionsfähige Kehrmaschine, mit der Kleinkinder jetzt schon spielerisch die Umgebung sauber halten können.
Ob dies der Branche in übertragenem Sinn auch für ihre Handelsstrukturen gelingt, stand auf der diesjährigen Spielwarenmesse dann schon deutlich im Zweifel. Nach Amazon könnte mit Zalando bald der nächste große Internethändler in das Handelsgeschäft mit den Spielwaren einsteigen, macht ein Gerücht in den 12 Messehallen die Runde. Bislang hat der Berliner Online-Händler sein Augenmerk auf Schuhe und Mode beschränkt, ein Einstieg in die Spielzeugbranche ist jedoch angedacht.
„Das Internet wird den Markt verändern“, sagt Michael Hopf. Als Mitglied der Geschäftsführung bei HABA weiß er wovon er redet, denn den erfolgreichen „Erfindern für Kinder“ ist das Terrain, auf dem immer mehr Verkäufe gemacht werden, längstens und bestens vertraut. „Ob dieser Wandel jedoch für alle gut ist?“, fragt sich der verantwortungsvolle Unternehmer aus Bad Rodach schon. Die Beratung durch den Einzelhändler vor Ort, das Schmökern in richtigen Buchläden, das Bild unserer Innenstädte mit ihren Läden – all das sind vielen von uns wichtige, liebgewordene Dinge, die uns mit einer solchen Entwicklung vielleicht auch immer mehr verloren gehen. Deshalb setzt die HABA-Familiengruppe im Vertrieb ihrer Produkte auf beides und sie betreibt in einigen Städten mittlerweile sogar eigene Läden.
Dass der Anteil der Umsätze im Internet steigt, davon wussten auch die Firmen Heunec und Howa zu berichten. Die Produkte der Firma Howa werden in Neustadt designt und entwickelt, in China hergestellt und mehr als 50 Prozent im Online-Shop verkauft. Anders sei dies heute gar nicht mehr machbar, macht Silke Hausdörfer klar. Verkaufsschlager des Neustadter Betriebes sind (in diesem Jahr) Kinderküchen und Kinderwerkbänke.
Da muten die 20% der Produkte, die Heunec über das Internet verkauft, bescheidener an. Die gefragten Plüschtiere vom Sandmännchen über Gustav bis hin zum tapsigen Esel Murphy haben hauptsächlich den deutschen Markt zum Ziel. Vielleicht muss man hier den weichen Stoff aber auch erst fühlen, bevor die Wahl auf das besondere Kuscheltier fällt. Ähnlich verhält es sich mit den filigranen, handgearbeiteten Biegepuppen der Firma Fritz Canzler. „Man muss diese wunderschönen Produkte vor dem Kauf erst einmal in die Hand genommen haben“, zeigt sich Landrat Michael Busch von den traditionellen Produkten begeistert. So auch bei der Firma Teddy-Herrmann aus dem Coburger Stadtgebiet, die der Landrat bereits seit Jahren besucht. Die Geschäftsführerin, Ursula Herrmann, hatte in diesem Jahr mit dem Jubiläumsbär, den die Bundes-SPD für ihr 150-jähriges Bestehen in Coburg produzieren lässt, denn auch gleich die passende Überraschung für den SPD-Landrat Busch parat.
Beim von Hand mit Holzwolle gestopften Coburger Teddybären wird dann auch ein aktueller Trend vieler heimischer Hersteller zu besonderen Umwelt- und Gesundheitsaspekten ihrer Produkte erkennbar – Eigenschaften, die die Produkte aus dem Coburger Land spürbar von der Masse der Spielwaren aus aller Herren Länder abheben. Frau Fehn-Dransfeld beschäftigt sich mit ihren Mitarbeitern in der Firma Heunec sehr intensiv mit dem sogenannten Cradle-to-cradle-Verfahren, bei dem der Materialienmix der Plüschtiere vollkommen unbedenklich wieder verwendet, also komplett recycelt werden kann. Ihr Kollege, Dieter Kessel von der Firma Althans, hat sich die Lizenz eines antibakteriell-wirkenden Plüschstoffes gesichert. Der Stoff hat eine bakterienvernichtende Wirkung und schützt so die spielenden Kleinkinder vor gefährlichen Keimen.
Die Unternehmen aus dem Coburger Land warten also einmal mehr mit einer Vielfalt an Innovationen auf. Ohne sie würden Betriebe, wie die Firma Roba aus Ebersdorf/C. oder die Firma Götz aus Rödental sicher nicht zu den „Messe-Dinos“ der Internationalen Spielwarenmesse zählen – gemeint sind die Unternehmen, die mittlerweile schon über 50 Jahre zu den erfolgreichen Ausstellern der Internationalen Spielwarenmesse zählen.
Diesem Umfeld ist auch die Zapf Creation AG aus Rödental zuzuordnen, die auf ihrem Messestand den Beweis antritt, dass auch etablierte Produkte nicht an Spielwert und Attraktivität verlieren. „Wir registrieren, dass mittlerweile die erste Generation unserer Baby-Born-Mamas richtige Mütter geworden sind und nun die eigenen Kinder Baby-Born und Baby-Annabelle zum Spielgefährten haben wollen“, berichtet Vorstandsvorsitzender, Thomas Eichhorn mit Blick auf die Puppen, deren Accessoires und Funktionen nicht in der Vergangenheit stehen geblieben sind. Die Puppen-Toilette und eine Dirndl-Lederhosen-Kollektion sind aktuelle Beispiele aus dem neuen Programm.
Den passenden Puppenwagen bietet die junge Firma Hauck-Toys an, die von einer waschechten Sonnefelderin Beatrice Schur geleitet wird. Die Puppenwägen aus ihrem Haus stehen dem Original der großen Mamas in Nichts nach, was wohl daran liegt, dass der Betrieb des Bruders in Sonnefeld schon immer und erfolgreich richtige Kinderwägen auf den Markt bringt. Frau Schur, die ihr Geschäft von München aus betreibt, freut sich sehr über den Messebesuch aus der Heimat: „Nach Coburg zu fahren, bedeutet für mich immer noch irgendwie nach Hause zu fahren.“
Am Ende eines anstrengenden Messerundgangs bringt es Michael Weichelt von der gleichnamigen Firma aus Ahorn auf den Punkt: „Hier geht es darum Kontakte zu knüpfen und sich zu zeigen.“
„Das haben unsere Unternehmen in diesem Jahr wieder einmal auf eine sehr beeindruckende Art und Weise getan“, zeigt sich Landrat Michael Busch überzeugt. „Die Spielwarenbranche ist und bleibt ein Wirtschaftsfaktor unserer Region. Fast jeder fünfte unserer Arbeitsplätze hängt von ihr ab.“
Quelle: Landratsamt Coburg