
Anja Kaim war verzweifelt: Schon im zweiten Mal in Folge hatte sie mehr Strom verbraucht als geplant und am Ende des Jahres flatterte ihr eine deftige Stromnachzahlung ins Haus. Da sie nur ein sehr geringes Einkommen hatte, wusste sie nicht, wie sie das finanzieren sollte. Damit ihr das nicht noch einmal passieren konnte, suchte sie fieberhaft nach Möglichkeiten, ihren Stromverbrauch und damit auch die Stromkosten zu senken. Hilfe bekam sie schließlich von einer ganz besonderen Initiative des Landkreis Coburg: Ihr Haushalt war einer der ersten, in dem ein Stromspar-Check durchgeführt wurde. Mitarbeiter der Stadtwerke kamen zu ihr, suchten nach „Stromfressern“ und halfen ihr, ihren Stromverbrauch zu optimieren. Neben Soforthilfen in Form von LED-Lampen und Zeitschaltuhren erhalten die Hilfesuchenden außerdem von der Initiative einen Förderungsgutschein in Höhe von 250 Euro, mit dem in allen Elektronikmärkten der Region neue Kühlschränke oder Gefriertruhen gekauft werden dürfen.
Stefan Kornherr, Leiter der Bezirksstelle der Diakonie in Coburg, hat in seinem Berufsalltag öfter mit Menschen zu tun, die dieselben Probleme wie Anja Kaim haben. „Die Stromkosten sind in den letzten Jahren stark gestiegen, gleichzeitig sind Renten und Sozialhilfen nicht in demselben Maß angehoben worden“, erklärt er. Deshalb sei es für die Betroffenen oft schwierig, die hohen Stromkosten zu bezahlen oder sich stromsparende Geräte zu kaufen. „Um die Menschen, die deshalb bei mir Hilfe suchen, bestens zu unterstützen, verweise ich gerne auf die Stromspar-Checks, weil die für Menschen mit geringem Einkommen kostenlos sind“, sagt Stefan Kornherr. Er merke aber auch, dass einige der Betroffenen skeptisch reagieren: „Sie haben ein bisschen Angst davor, fremde Personen in ihren Haushalt zu lassen.“
Sowohl Stefan Kornherr als auch Lisa Güntner, die Klimaschutzmanagerin des Landkreis Coburg, möchten die Angst vor den Stromspar-Checks nehmen. „Wenn einer Räume beim Check nicht betreten werden soll, dann werden die Mitarbeiter der Stadtwerke Neustadt ihn natürlich auslassen“, betont Lisa Güntner. „Bisher gab es zum Stromspar-Check keine Beschwerden, sondern durchweg positives Feedback“, fügt Stefan Kornherr hinzu.
Und schließlich lohne sich der Stromspar-Check nicht nur deshalb, weil die Stromkosten selbst sinken. „Je nach Haushaltsgröße geben wir auch kleine Soforthilfen mit aus, die den Stromverbrauch sofort senken“, erklärt Marco Höhn, Energieberater der Stadtwerke Neustadt. Aber nicht nur LED-Lampen und Zeitschaltuhren werden bei den Checks verteilt: „Wenn der Bedarf da ist, dann bekommen die Haushalte auch Thermometer zur Regulierung der Heizkosten oder so genannte Perlatoren zur Senkung des Wasserverbrauchs.“ Es habe bisher keinen Haushalt gegeben, in dem nichts für die Betroffenen getan werden konnte. Nur in zwei Fällen habe man sehr lange nach der Ursache für die hohen Stromrechnungen suchen müssen: „Einmal stellte sich heraus, dass der Kühlschrank defekt war und pausenlos lief – durch den Tausch alleine konnten 800 Kilowattstunden eingespart werden.“ Und ein anderes Mal habe Marcel Marx herausgefunden, dass in einem Miethaus die Stromnutzung der gemeinschaftlichen Räume versehentlich auf nur einen Haushalt verteilt wurde.
Anja Kaim ist mit dem Stromspar-Check sehr zufrieden gewesen. „Es ging total schnell und war unkompliziert.“ Außerdem habe sie durch die Initiative und eine zusätzliche Förderung durch den Landkreis Coburg einen Gutschein bekommen, mit der sie dann einen neuen Gefrierschrank kaufen konnte. „Der bringt eine bessere Leistung und spart mir gleichzeitig viel Geld“, erzählt sie. Schon im ersten Jahr habe sich die Ersparnis bei der Stromrechnung bemerkbar gemacht. Neben den kostenlosen Stromspar-Checks für einkommensschwache Haushalte gibt es auch die Möglichkeit für alle anderen Haushalte, sich bei den Stadtwerken gegen Zahlung einer Gebühr beraten zu lassen.