Jean Pauls Pädagogik in seiner Erziehlehre „Levana“ am 2. Mai 2013 um 19.00 Uhr in der Aula des Gymnasium Casimirianum in Coburg

„Aber wie in Ehen über Erziehen gezankt wird, davon haben Sie keinen Begriff, sondern ich.“ – dies schreibt Jean Paul seinem alten Freund Emanuel am 13. März 1804 aus Coburg. Zu diesem Schluss kommt der angebliche „Kindernarr“ – so seine eigenen Worte – wenige Monate nach der Geburt des zweiten Kindes, Max, in Coburg.

Jean Paul hat für sich – wie die meisten Ehemänner seiner Zeit – in allen Fragen, vor allem aber in Erziehungsfragen, die „Vorherrschaft“ beansprucht: Frauen stünde die „vollziehende“ Gewalt zu, Männern die „gesetzgebende“.

Da weder seine Ehefrau Caroline, noch seine Freunde Emanuel und Otto mit seinen Erziehungsmethoden einverstanden waren, schrieb er – den Plan dazu fasste er sicher schon in Coburg – seine Erziehungslehre „Levana“, eines seiner erfolgreichsten Bücher. Die erste Auflage erschien 1807; die zweite 1814.

Diplom-Pädagoge Manfred Weidinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Bamberg, wird Jean Pauls Pädagogik am 2. Mai 2013 in der Aula des Gymnasium Casimirianum, Beginn 19.00 Uhr, vorstellen.

Die Veranstaltung, eine Gemeinschaftsproduktion von Stadtbücherei Coburg, Gymnasium Casimirianum und Volkshochschule Coburg, wird – sicher nicht „knochentrocken“ – moderiert von Edmund Frey und Brigitte Maisch, die gerade ein Buch über Jean Pauls Zeit in Coburg veröffentlicht haben.

Jean Pauls Pädagogik bewegte sich auf der Höhe der zeitgenössischen Pädagogik in Nachfolge Jean-Jacques Rousseaus und des Philantropismus. Jean Paul allerdings individualisierte und idealisierte diese Strömungen weiter. Ein wichtiger Gesichtspunkt dieses Abends ist die Jean-Paulinische Auffassung der geschlechtsspezifischen Erziehung. Er schreibt: „Den Knaben erzieht eine vieltönige Welt, die Schulklassen, Universitäten, die Reisen, die Landsmannschaften und die Bibliotheken; die Tochter bildet der Muttergeist.“

Diese Haltung ist für uns Heutige frauenfeindlich, ja sogar reaktionär; zu Jean Pauls Lebzeiten war es die gängige, weit verbreite Auffassung. Die „Levana“ war ein – vor allem bei Frauen – sehr erfolgreiches Buch – trotz der Beschränkung der Rolle der Frau auf die der Ehefrau und Mutter, ihrer – so Jean Paul – „natürlichen Bestimmung“ gemäß. Vermutlich fühlten sich viele Frauen in ihrer Rolle bestätigt, da ihnen in so empfindsamem und gefühlvollen Ton versichert wurde, wie wichtig sie für die Erziehung von Kindern sind.

Trotz mancher Einwände: Jean Pauls Pädagogik enthält auch heute noch eine Fülle von richtigen Einsichten und wichtige Anregungen für Erzieher, ob Lehrer oder Eltern, vor allem, was die Bedeutung des Rechtes des Kindes auf Individualität und die gezielte Förderung „aller individuellen Anlagen“ betrifft.

Auszüge aus Briefen von und an Jean Paul und aus seinen Werken ergänzen den Vortrag Manfred Weidingers und verweisen auf biographische Besonderheiten Jean Pauls. Getreu der alten Horazischen Forderung: Prodesse et delectare. Wir wollen mit unserem Jean-Paulinischen Pädagogikabend „unterhalten“ und „informieren“.

 

Stadt Coburg
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