Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen zwei Jahren dazu geführt, dass sich Schüler*innen und Eltern sowie auch Lehrer*innen neuen Herausforderungen stellen müssen. Das Lernverhalten und die Lernmotivation haben sich bei vielen Kindern verändert. Das Arnold-Gymnasium bestreitet neue Wege, „baut Brücken“, motiviert und coacht.

Gemeinsam.Brücken.bauen
Durch die lange Zeit des Distanzunterrichts und die pandemiebedingt veränderte Situation im Präsenzunterricht ergeben sich für das schulische und auch häusliche Lernen ganz neue Handlungsfelder und Aufgaben. Vielen Schüler*innen gelang es in der Zeit des Distanzunterrichts schlechter, den Lernstoff außerhalb der Klassengemeinschaft so zu verinnerlichen, dass darauf gut aufgebaut werden kann. Im Rahmen des staatlichen Förderprogramms „gemeinsam.Brücken.bauen“ stehen Lehrkräfte und Fachexperten für Intensivierungsstunden zur Verfügung. Ausgewählte Freitagnachmittage und Samstag-vormittage stehen ganz im Zeichen der Grundlagenvertiefung und individuellen Förderung in kleinen Lerngruppen, um entstandene Lücken zu schließen und Grundlagen zu sichern. „Unsere Schülerinnen und Schüler haben diese Chance dankbar angenommen und neue Motivation für den Alltag bekommen“, sagt Antje Klee, die Fachleiterin Mathematik am Arnold-Gymnasium. „Nur schade, dass die Intensivierungswochenenden nicht häufiger angeboten werden konnten. Etwas mehr Kontinuität, gerade für ambitionierte Schülerinnen und Schüler, wäre schön gewesen.“

Mathematiklehrer Henry Fischer im Intensivierungsunterricht.

Das Plus am AG
Oft ist es eine Frage der Methodik, die den Lernprozess lähmt oder scheitern lässt. Dieser Thematik wird im Rahmen des schuleigenen Faches AG+ bereits in der 5. und 6. Klasse auf den Grund gegangen. Lerntechniken zu erlernen und anwenden zu können ist essentiell und grundlegend für den eigenen Lernprozess. Spielerisch und praktisch werden den Schüler*innen Wege aufgezeigt, sich selbst besser zur strukturieren, die Arbeitszeit und den Arbeitsplatz sinnvoll zu organisieren und Gedächtnisstrukturen zu ergründen, aber auch zu entspannen und Stress zu reduzieren. AG+ ist ein „Plus“ im Unterricht der Unterstufe und thematisiert nicht nur das Feld der Lernmethodik und die individuelle Lernentwicklung, sondern versteht sich in erster Linie als Fach zur Persönlichkeitsbildung – ganz des Schulmottos des Arnold-Gymnasiums „Schule leben – Leben schulen“. Das „Plus“ steht für die Bereiche Persönlichkeit, Leben, Umgang und Sozialkompetenz. Die Schüler*innen meistern gemeinsam neue Herausforderungen im Miteinander und lernen sich selbst besser kennen. Das Fach ohne Notendruck, Heft und Buch ist im normalen Stundenplan einstündig fest verankert. Unter anderem stehen Themen wie Selbst- und Fremdwahrnehmung, der Umgang miteinander in der Gruppe und auch die Umwelterziehung neben dem eigenen Lernprozess mit auf dem AG-internen Lehrplan.

Motivation to go
Gerade in der Mittelstufe werden derzeit Defizite im Bereich des Lernverhaltens und der Lernmotivation offensichtlich. Bereits seit Jahren etabliert ist am Arnold-Gymnasium das Motivationsseminar „Schritte gehen“, das Schüler*innen, die in der ersten Hälfte des Schuljahres mit ihren Leistungen ins Straucheln geraten sind, Hilfe und Unterstützung bietet. Das zweitägige Seminar lässt die Teilnehmer*innen eine Reise zu sich selbst unternehmen. Untersucht werden eigene Stärken, es wird Ursachenforschung für die schulischen Probleme betrieben, Stolpersteine auf dem eigenen Lernweg werden ausgeräumt und gemeinsam kniffelige Gruppenherausforderungen gemeistert. Ziel ist es, den Jugendlichen neue Motivation zu geben und nochmals Lerntechniken zu vermitteln, um die schulischen Lernaufgaben besser meistern zu können. Das sechsköpfige Team aus Lehrer*innen und Sozialpädagoginnen betreut die Seminarteilnehmer*innen im Anschluss das restliche Schuljahr jeweils individuell als Mentor und gibt in Einzelgesprächen weitere Tipps, bespricht Zielvereinbarungen oder hat einfach ein offenes Ohr. Außerdem kann jeder Schüler der Mittelstufe, der Hilfe beim Thema Lernen benötigt, in diesem Schuljahr erstmals ein Seminar zum Thema „Lernen lernen“ oder ein Lerncoaching besuchen. In dessen Rahmen werden ausschließlich individuelle Lernprobleme thematisiert und der Jugendliche erfährt Unterstützung. Vereinbart werden hier Einzeltermine, die je nach Bedarf stattfinden können. Vom Konzept überzeugt zeigt sich der Beratungslehrer Thorsten Zipf: „Gerade wenn es nicht so läuft, hilft es sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Mit Misserfolgen ist aber hin und wieder das Wissen um oder das Vertrauen in die eigenen Stärken verschütt gegangen. Insofern betreiben wir gemeinsam Stärken-Archäologie, um wieder ein Fundament für erfolgreiches Lernen zu schaffen.“

Fotos: Arnold-Gymnasium

Elterncoaching
Im Zentrum des Elternseminars „ESL“ stehen Eltern-Lehrergespräche, die den Fünftklasseltern Unsicherheiten nehmen und Möglichkeiten aufzeigen sollen, wie sie ihre Kinder gezielt beim häuslichen Lernen unterstützen können. Lernmethoden, Lernatmosphäre, Motivation und die Kommunikation zwischen Eltern und ihrem Kind stehen hier unter anderem auf dem Plan, denn tatsächlich sind sie meist die ersten Ansprechpartner der Kinder und Jugendlichen, wenn es schulische Probleme gibt. Im schulischen Umfeld bieten außerdem wie gewohnt bei individuellen Lern- und Leistungsschwierigkeiten die Beratungslehrkraft und die Schulpsychologin Hilfestellung.

Neue Herausforderungen – Begabungsorientierte Lehr- und Lernverfahren
Durch die Pandemie haben sich für alle am Lernprozess Beteiligten neue Herausforderungen ergeben. Diesen muss man sich stellen. Viele Klassen sind heute heterogene Lerngruppen, die die Notwendigkeit einer Unterrichtsdifferenzierung erfordern. Am Arnold-Gymnasium werden als „Projektschule für begabungsorientierte Lehr- und Lernverfahren“ entsprechende Methoden entwickelt und erprobt, um Schüler*innen individueller und begabungsgerechter oder ihrem Lernstand entsprechend besser fördern zu können.

Isabell Vogt