Darmzentrum Coburg feiert zehnjähriges Bestehen

Als Frau M. im September 2010 ins REGIOMED Klinikum Coburg kommt, sieht es nicht gut für sie aus. Mit einem Dickdarmtumor und Lebermetastasen mit höchstem Schweregrad auf beiden Seiten liegt ihre Lebenserwartung ohne Behandlung bei nur wenigen Wochen. „Heute, sieben Jahre später, können wir sagen, dass Frau M. nicht nur überlebt hat, sondern wieder vollumfänglich beschwerdefrei lebt“, freut sich Prof. Dr. Bernhard J. Leibl.

Prof. Leibl ist Chefarzt der I. Chirurgischen Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am REGIOMED Klinikum Coburg und Leiter des Darmkrebszentrums Coburg. Bereits im September 2007 ist das Darmzentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft als organbezogenes Tumorzentrum für die Behandlung von Patienten mit Darmkrebs offiziell empfohlen und zertifiziert worden und feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Das Darmzentrum vereint alle Fachdisziplinen, die zur Behandlung des Darmkrebses erforderlich sind, unter einem Dach und gewährleistet so eine umfassende und optimale Behandlung nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Einhaltung der fachlichen Anforderungen wird jährlich durch das unabhängige Zertifizierungsinstitut OnkoZert, das zur Deutschen Krebsgesellschaft gehört, überwacht.

Neben der Behandlung von Patienten spielt auch die Weiterentwicklung in der Therapie der Erkrankung sowie die Implementierung neuer Behandlungstechniken eine wichtige Rolle im Selbstverständnis eines Darmkrebszentrums. So wurden auch bei der Jubiläumsveranstaltung am vergangenen Wochenende die komplexe Situation bei der Behandlung von Darmkrebs und neue Ansätze im Bereich der Therapie diskutiert. Dabei wurden die Spezialisten des REGIOMED-Klinikums Coburg durch namhafte Referenten anderer deutscher Kliniken unterstützt.

Geht nicht, gibt’s nicht

Doch zurück zu Frau M.. Fälle wie ihrer werden im Darmkrebszentrum in der wöchentlichen Tumorkonferenz besprochen. In diesem interdisziplinären Gremium arbeiten spezialisierte Fachvertreter aus den Bereichen Viszeralchirurgie, Gastroenterologie, Strahlentherapie, Onkologie, Radiologie und Pathologie zusammen und besprechen gemeinsam die beste Vorgehensweise bei der Behandlung eines Tumorpatienten – so auch in diesem Fall. Nach ausführlicher Diskussion steht fest: Bei Frau M. ist eine Heilung möglich.

„Früher hieß es in solchen Fällen oft: ‚Da kann man nichts mehr machen‘ – so etwas gibt es bei uns nicht“, so Prof. Leibl. „Selbst wenn die Prognose für den Patienten auf den ersten Blick sehr schlecht ist, schließen wir eine Heilung niemals aus und versuchen alles, was möglich ist, um dem Patienten zu helfen oder zumindest seine Lebensqualität soweit es geht wiederherzustellen.“ Um dies zu erreichen, steht Prof. Leibl ein Team aus spezialisierten Chirurgen zur Seite – denn „jede erfolgreiche OP ist eine Teamleistung“, so der Chefarzt.

„Das Wichtigste ist, niemals aufzugeben“

Im Jahr 2011 wird Frau M. das erste Mal operiert. Auf die erfolgreiche Operation des Tumors am Darm und die erste Metastasenentfernung in der Leber folgt eine Chemotherapie. Ein knappes Jahr später werden erneut Lebermetastasen operativ entfernt, anschließend geht es weiter mit der nächsten Chemotherapie. Diesen Prozess durchläuft Frau M. noch zwei weitere Male, 2014 und Anfang 2017.

Als sie im Spätsommer 2017 schließlich zur ersten Kontrolle kommt, kann sie ihr Glück kaum fassen: Die Untersuchung ist positiv, Frau M. erstmals seit 2010 beschwerdefrei. „Das Wichtigste ist, niemals aufzugeben und immer am Ball zu bleiben“, so Prof. Leibl. „Natürlich sah es für Frau M. zunächst sehr schlecht aus. Die Leber ist ein besonderes Organ, das auch eine besondere Expertise in der Behandlung erfordert. Gleichzeitig ist sie jedoch auch das einzige Organ, das sich ‚nachbildet‘, vergleichbar mit einem Muskel. Diesen Umstand konnten wir uns zu Nutzen machen.“

Ganzheitliche Versorgung im Vordergrund

Neben neuen Operationsmethoden und Fortschritten in der medizinischen Versorgung spielen auch „begleitende Hilfsstrukturen“ heutzutage eine immer wichtigere Rolle. „Natürlich geht es uns in erster Linie um eine erfolgreiche Operation des Patienten“, so Prof. Leibl, „doch ebenso wichtig ist uns das Gesamtbefinden des Patienten.“ Hier bekommt das Ärzteteam des Darmzentrums beispielsweise Unterstützung von den Kolleginnen und Kollegen aus der Seelsorge.

Auch die relativ neue Berufsgruppe des Case Managers ist als Bindeglied zwischen Arzt und Patient enorm wichtig. Die Grundidee des Case Managements besteht darin, jedem Patienten individuell genau die Unterstützung anzubieten und zu organisieren, die er zum aktuellen Zeitpunkt benötigt. So besteht für den Patienten die Gewissheit, dass im Falle von psychosozialen Problemen stets ein Ansprechpartner zur Verfügung steht und sich kümmert.

Spezialisten im Bereich der Tumortherapie

Die Geschichte von Frau M. ist nur eine der vielen Erfolgsgeschichten, die das Darmzentrum Coburg bisher schreiben konnte. Durch die Etablierung von spezialisierten Darmkrebszentren ist es gelungen, Tumorerkrankungen im Bereich des Darms mit einer hohen Behandlungsqualität zu begegnen und die Erfolge in der Behandlung zu dokumentieren und weiter voranzutreiben. Darüber hinaus ist es das Selbstverständnis des Darmkrebszentrums, an der ständigen Weiterentwicklung der Tumortherapie mitzuwirken und neue Behandlungstechniken zu implementieren – um den Menschen in der Region auch weiterhin wohnortnah die bestmögliche medizinische Versorgung anbieten zu können.