Stadtempfang in Neustadt: OB geht auf 25 Jahre Städtepartnerschaft ein

Der Entreebereich vor dem großen Sitzungssaal im Neustadter Rathaus war gut besucht. Zahlreiche Gäste waren auf Einladung zum Stadtempfang 2015 gekommen. Chacun á son goût – es ist nun mal so Sitte, etwas von der fränzösischen Form abgewandt, dass das Jahr in Neustadt mit einem Stadtempfang beginnt. Oberbürgermeister Frank Rebhan ging in seiner Rede auf die vergangenen Wochen des Jahres 2014 ein und zitierte dabei den Philosophen und Vordenker des Zeitalters der Aufklärung, Voltaire: Ich mag verdammen was Du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass Du es sagen darfst. „Heute“, so OB Rebhan, „würde auch Voltaire kurz sagen ‚Je suis Charlie’“. Rebhan zeigte auf, dass in diesen Tagen, nicht nur in Frankreich, sondern auch bei uns und in ganz Europa viel über die Meinungsfreiheit diskutiert werde. Und wenn es um Freiheit geht, dann gehe es auch um Demokratie, so der OB. Wenn auch Demokratie weit entfernt von Perfektion ist, so besitzt die Demokratie doch eine enorme Stärke. Das Fremdenfeindlichkeit und Islamfeindlichkeit in Neustadt keinen Platz haben, bestätigt Rebhan mit der Aussage „Wer in Neustadt lebt, ist Neustadter, mit allen Rechten und Pflichten“.

 

Taugen nichts für Gaffer

OB Rebhan ging anschließend auf die Wiedervereinigung vor einem viertel Jahrhundert ein. Besonders wurden die Freunde aus Sonneberg begrüßt. Zwischen den beiden Städten besteht, nunmehr auch seit 25 Jahren, eine Städtepartnerschaft. Bürgermeisterin Sibylle Abel und ihr Stellvertreter Dr. Heiko Voigt nahmen am Stadtempfang in Neustadt teil.

Sicher befinden sich Neustadt und Sonneberg seit 25 Jahren im Brennglas derer, die politische Narbenbildung in Wort und Bild dokumentieren wollen. „Tatsächlich taugen wir aber nichts für Gaffer“, so der OB. Er verwies mit einem Schmunzeln darauf, dass in den vergangenen 25 Jahren mehr Sonneberger und Neustadter geheiratet haben, als sonst zwischen Ost und West. Auch zeigte Rebhan auf, was alles an Gemeinsamkeiten besteht: So unter anderem der gemeinsame Nahverkehr, die gemeinsame Internetanbindung. Alle Gemeinsamkeiten zeigen, dass hohe Normalität herrscht, so der OB. Aber hier und da gebe es auch unterschiedliche Meinungen, und das sei auch gut und richtig so, betont Rebhan. Der OB fasste kurz zusammen, was in den Tagen geschah, als damals die Grenze „dicht gemacht“ wurde. Fassungslos standen die Menschen an dem Grenzwall aus Stacheldraht. Ganze Familien wurden auseinander gerissen. Der Schmerz verband sie alle, hüben und drüben, vor dem meterhohen Stacheldrahtzaun.

Nicht aus dem „Nichts“

Dieser Schmerz ist mit Öffnung der Grenze gelindert, vielleicht sogar schon verheilt, so der OB. Rebhan verwies auch darauf, dass die Städtepartnerschaft zwischen Sonneberg und Neustadt 1990 nicht aus dem „Nichts“ gekommen sei. Der OB zeigte auf, dass er es für wichtig hält, daran zu erinnern, dass bereits in den frühen 1980er Jahren ernsthafte Versuche unternommen wurden, über den Eisernen Vorhang hin, eine Partnerschaft zu erreichen. Er dankte allen Menschen, die vom Moment an, als die Bürger von Sonneberg und Neustadt durch die Grenze getrennt wurden, daran gearbeitet haben, dass die Menschen hüben und drüben wieder zusammenkommen. „Wir feiern heute also das Jubiläum der 25. Wiederkehr der Wiedervereinigung sowie der Städte- Partnerschaft, die durch den Willen der Menschen einzigartig ist – und es auch bleiben wird!“ Es wurde viel erreicht, betonte der OB, zeigte aber auch auf, „dass noch ein gutes Stück des Weges vor uns liegt“. Vieles, was die Zukunft bringen mag für beide Städte, steht nicht im luftleeren Raum, sondern immer mit dem Blick darauf, „dass wir Nachbarn und Partner sind“. Rebhan ist überzeugt, dass immer mehr gemeinsam gehen muss und wird. Denn, so der OB, hier bin ich optimistisch, die Partnerschaft ist sturmerprobt und mit seinen Herausforderungen gewachsen, so dass immer Lösungen und Ergebnisse gefunden und erreicht werden können. Rebhan unterstreicht, dass man stolz sein kann auf alle Bürgerinnen und Bürger, die in zweieinhalb Jahrzehnten daran gearbeitet haben, „dass wir heute hier stehen und das Normale des Außergewöhnlichen gemeinsam feiern können“.

„Wir haben uns zusammengerauft“

Auch Sonnebergs Bürgermeisterin Sibylle Abel führt in ihrer Rede aus, dass die Partnerschaft der beiden Städte 1990 ein Wunsch der Bevölkerung gewesen ist. Im Abkommen der Partnerschaft ist der Auftrag enthalten, die Beziehungen zwischen den beiden Städten, zu vertiefen. Entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze gibt ein kein zweites Mal diese Konstellation, dass zwei Städte so eng beieinander liegen. Das führt natürlich auch zu einem regen Austausch, sei es bei Arbeitsplätzen, beim Einkaufen und bei kulturellen Veranstaltungen. Abel zeigte auf, dass es besonders die Vereine sind, die die Städtepartnerschaft ganz unkompliziert umsetzen. Zwar sei es nicht immer ganz einfach eine Partnerschaft zu leben, „aber, so die Bürgermeisterin mit einem Schmunzeln, „wir haben uns zusammengerauft“. che