Vor knapp drei Monaten hat der gemeinnützige Naturschutzverband LBV Coburg einen Meldeaufruf zur Erfassung von Gebäudebrütern gestartet, und seitdem hat sich viel getan: Über 1000 Meldungen über die seltenen Vogelarten aus fast allen Städten und Gemeinden des Landkreises Coburg sind über die Meldeplattform des gemeinnützigen Naturschutzvereins bereits eingegangen, und es werden täglich mehr.
Der LBV Coburg hat dieses Jahr ein Naturschutzgroßprojekt zum Thema Gebäudebrüter gestartet. In dem Projekt des gemeinnützigen Coburger Naturschutzvereins geht es speziell um Wildvögel, die sich an das Leben mit den Menschen angepasst haben und in Häusern brüten. Unter die Kategorie der so genannten Gebäudebrüter fällt der Haussperling, die Mehl- und die Rauchschwalbe sowie der Mauersegler. „Bis jetzt wussten wir noch nicht, wo genau im Coburger Land die Vertreter dieser speziellen Artengruppe brüten“, sagt Biologin Marlene Klisa vom LBV Coburg. „Deswegen haben wir im Frühling einen großen Meldeaufruf gestartet, um mithilfe der Bürger die Nester dieser Vogelarten möglichst flächendeckend zu finden.“
Seit dem Aufruf sind nun fast drei Monate vergangen: Nun zieht der gemeinnützige Naturschutzverein eine erste Zwischenbilanz und ruft gleichzeitig zum Endspurt auf. Über 1.000 Brut-Standorte und dreimal so viele Brutplätze sind bisher gemeldet worden. Diese Meldungen stammen von knapp 60 Naturfreunden, die sich beim LBV Coburg gemeldet haben.
Erstes Ergebnis: Der Haussperling und die Mehlschwalbe sind im Landkreis stark vertreten. Fast 90 Prozent (874 Meldungen) aller Brutplatzmeldungen fallen auf diese beiden Gebäudebrüter-Arten. Die bisher größte Kolonie von Mehlschwalben ist in Rüttmannsdorf gemeldet worden: Insgesamt sind hier an einem Gebäude 49 besetzte Nester gezählt worden! Mehlschwalben nutzen besonders die rauen Gebäude-Fassaden, an denen der Lehm ihrer Nester besser hält, um diese zu stützen. In Haarbrücken bei Neustadt bei Coburg haben Mehlschwalben tatsächlich sechs Nester unter das Dach eines Backsteinhauses gebaut. Backsteine sind von ihrer Beschaffenheit eher glatt, sodass diese Beobachtung doch recht ungewöhnlich ist.
Schwieriger gestaltet sich die Meldung von Mauerseglern und Rauchschwalben. Letztere brüten nicht wie die Mehlschwalben außen an Fassaden, sondern bauen ihre Nester meist in Stallungen. Hier hat der LBV bisher 95 Meldungen erhalten. Pro Meldung sind jedoch durchschnittlich acht Nester gemeldet worden. Die größte Rauchschwalbenkolonie, die bisher gemeldet wurde, befindet sich in Kleinwalbur mit 37 Nestern.
Auch die Brutplätze des Mauerseglers sind nicht einfach zu erkennen. Bisher sind nur 29 Meldungen eingegangen. Zwar sind Mauersegler in ihrer Hochzeit besonders oft am Himmel zu beobachten, insbesondere wenn sie mit ihren typischen Rufen in größeren Gruppen um die Häuser sausen. So präsent wie sie am Himmel sind, so unscheinbar sind ihre Brutplätze: Sie nutzen nämlich kleine Nischen und Spalten an Gebäuden, in welche sie meist sehr schnell verschwinden.
Die Erfassung der Gebäudebrüter läuft nun noch bis Ende September, wenn dann auch die letzten Gebäudebrüter ihre lange Reise in Richtung Süden antreten werden. „Bis dahin freuen wir uns weiterhin über viele neue Meldungen von Gebäudebrütern im Coburger Land!“, sagt Marlene Klisa. Wer Haussperling, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe oder Mauersegler entdeckt, kann diese über die Internetseite www.coburg.lbv.de oder über die Gebäudebrüter-Hotline unter 09561/407970 (die „drei“ drücken und anschließend auf den Anrufbeantworter sprechen) melden.
Weitere Infos zum Projekt gibt es unter: www.coburg.lbv.de/naturschutz/unsere-projekte/gluecksspirale-2023
Kontakt:
LBV-Geschäftsstelle in Dörfles-Esbach unter coburg@lbv.de oder 09561/40797-10
Zum LBV Coburg:
Im Coburger Land hat der gemeinnützige Naturschutzverband LBV aktuell über 3800 Mitglieder, davon mehr als 100 Mitglieder im aktiven Ehrenamt, die sich nicht nur um die Belange von Vögeln kümmern, sondern um alle bedrohten Tiere und Pflanzen im Landkreis. Die Kreisgruppe Coburg hat nicht nur rund 220 Hektar Fläche im Coburger Land für den Naturschutz gesichert, sondern betreut auch über 250 Fledermauskeller, über 400 Eulennistkästen und rund ein Dutzend Storchenhorste. Außerdem betreibt sie eine Greifvogelauffangstation und eine Fledermausanlaufstelle. Um Menschen für die Natur zu begeistern, ist die Kreisgruppe sehr aktiv in der Umweltbildung und bietet jährlich mehr als 50 Naturveranstaltungen an. Durch eine Vielzahl an Spezialisten ist es der Kreisgruppe Coburg möglich, die Tier- und Pflanzenwelt im Coburger Land zu erforschen und zu fördern. Die Kreisgruppe setzt für ein “Grünes Band” an der ehemaligen Grenze zur DDR, für mehr Wald-Naturschutz und für Änderungen in der Landwirtschaft ein. In den mehr als 20 Arbeitsgruppen, unter anderem Ornithologie, Eulenschutz, Storchenschutz, Fledermäuse, Herpetologie, Biotoppflege, Insekten und Botanik, führt die Gruppe regelmäßig Wanderungen, Kartierungen, Zählungen und Ähnliches durch. Weiterhin werden Nisthilfen gebaut, Vögel gesund gepflegt, Fledermausquartiere inspiziert, Biotope artgerecht gestaltet, “Insektenhotels” errichtet, mit Schulen zusammengearbeitet und es wird Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Die Arbeitsgruppe Naturfotografie bringt jährlich in einem Wettbewerb einen Fotokalender mit den schönsten Naturaufnahmen des Coburger Landes heraus, der zum guten Zweck verkauft wird. Außerdem betreut die Arbeitsgruppe eine Wanderfalken-Webcam. Auch politisch Interessierte kommen in der Arbeitsgruppe Naturschutzdemonstrationen auf ihre Kosten. Besondere Aufmerksamkeit legt die Gruppe auf die Nachwuchsarbeit. In vier Kindergruppen erforschen auch schon die Kleinen vom Vereinshäuschen aus fleißig die Natur. In einer Hochschulgruppe engagieren sich Studenten für mehr Naturschutz. 1909 gegründet ist der LBV der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell über 110.000 Unterstützer, 265 lokale Gruppen und 17 Umweltbildungseinrichtungen. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein.