Einundvierzig Kinder nahmen in diesem Jahr am Freizeitleseprojekt „Ich bin eine Leseratte“ der Stadtbibliothek Sonneberg teil. Ihr Engagement wurde am vergangenen Freitag mit einem großen Abschlussfest in der Wolke 14 gefeiert.
„Wer Kindern das Lesen beibringt, macht ihnen ein Geschenk fürs Leben. Und wenn das Lesen dann noch Spaß macht und sowohl Kinder als auch Erwachsene mit Freude in ihrer Freizeit zu einem guten Buch greifen, dann kann ich mir kaum ein schöneres Hobby vorstellen.“ Mit diesen Worten eröffnete Bibliotheksleiterin Nicole Obermeier das Abschlussfest der Leseratten-Aktion in der Turnhalle der Wolke 14. Dass Leseförderung nicht nur eine Kernaufgabe der städtischen Bibliothek, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, zeigten zuletzt die Ergebnisse der im Frühjahr veröffentlichten IGLU-Studie: Fünfundzwanzig Prozent der getesteten Viertklässler in Deutschland erreichten demnach nicht den Mindeststandard im Lesen, der zum erfolgreichen Lernen nötig wäre. Im Vergleich zur Untersuchung aus dem Jahr 2001 wurde zudem deutlich, dass die Lesekompetenz bei deutschen Schülern gesunken ist. „Umso wichtiger ist es, dass es Projekte wie die Leseratte gibt“, resümierte Obermeier.
Der offizielle Startschuss für das Projekt fiel am 29. Juni, kurz vor Beginn Sommerferien, mit einer Eröffnungsveranstaltung, bei der die sechs zur Auswahl stehenden Bücher der Klasse 4c der Grundschule Oberlind vorgestellt wurden. Alle interessierten Schüler aus dem Landkreis waren aufgefordert, mindestens einen der Titel in der Bibliothek auszuleihen und während der Ferien zu lesen. Angeboten wurden „Chaoskrümel & Nervensäge – Die Hühner sind los!“ von Tina Nopola, „Das Schloss der Smartphone-Waisen“ von Salah Naoura, „Das große Buch vom Essen“ von Ola Woldańska-Płocińska, „Kiosk, Chaos und Canal Grande“ von Edgar Rai, „Elli und der Spion der Lüfte“ von Karen Owen und „Grüner wird’s nicht – Der Sommer, in dem ich die Welt rettete“ von William Sutcliffe. Als Zusatzjoker wählte die Bibliothek die beliebte Reihe „Das magische Baumhaus“, aus der ebenfalls eine Geschichte gelesen werden konnte. Alle Kinderbücher standen während des Projektzeitraums in zehn Exemplaren zur Ausleihe zur Verfügung. So konnte sichergestellt werden, dass jeder das passende Buch für sich fand. Im Anschluss an die Lektüre mussten Fragen zum Leseverständnis im dazugehörigen Leseheft beantwortet werden. Besonders kreative Kids waren zudem dazu aufgefordert, ihre Lieblingsszene in einer Zeichnung festzuhalten. Diese Möglichkeit wurde rege genutzt, sodass die Bibliothek die eingereichten Bilder in der Wolke ausstellte.
Durch das Projekt konnte die Bibliothek zahlreiche Neuanmeldungen verzeichnen. Insgesamt wurden die „Leseratten“-Bücher 195 Mal ausgeliehen. Deutlicher Favorit bei den Kindern waren „Das Schloss der Smartphone-Waisen“ und „Elli und der Spion der Lüfte“ mit jeweils vierzig Entleihungen. Von allen Büchern wird nun ein Exemplar dauerhaft in den Bestand der Kinderbibliothek aufgenommen, die restlichen neun werden an die Schulbibliotheken im Landkreis abgegeben.
Groß waren Freude und Aufregung am Tag des Abschlussfests. Neben den eifrigen Leseratten waren auch die Eltern und jüngeren Geschwister mit eingeladen. Insgesamt fanden sich 105 Gäste in der Turnhalle der Wolke 14 ein. Alle teilnehmenden Kinder erhielten als Preis eine Urkunde sowie einen Gutschein für die Sonneberger Buchhandlung im Wert von 15 Euro. Sehr erfreut zeigten sich Bibliotheksleiterin Nicole Obermeier und ihre Stellvertreterin Elisabeth König über zwei besonders eifrige Leserinnen. Die zehnjährige Leonie Knothe und die elfjährige Sophie Landgraf lasen alle zur Auswahl stehenden Leseratten-Bücher, inklusive des Bibliotheks-Jokers. Neben einem Extra-Applaus der Gäste wurden die Mädchen mit einem Buchgutschein über 30 Euro belohnt.
Als große Überraschung wurde das Fest durch das Theaterstück „Die märchenhafte Wintersonnenwende“ des Weimarer Theaters Mitossi abgerundet. In dem knapp halbstündigen Stück trifft die quirlige Tagfee, gespielt von Maria Chiariello, auf den düsteren Nachtprinzen (Martin Schütz). Auf spielerische und humorvolle Weise lernten die Kinder, warum die Tage nach dem 22. Dezember wieder länger und die Nächte kürzer werden.
„Ich bin eine Leseratte“ wird von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der Sparkasse Sonneberg und der Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen durchgeführt. Das Projekt findet seit 2008 jährlich statt. Die Sonneberger Bibliothek beteiligt sich im Wechsel mit der Stadtbibliothek Neuhaus am Rennweg.
Elisabeth König und Nicole Obermeier begrüßten die mehr als 100 Gäste in der Wolke 14.
Applaus gab es für die ausgezeichneten „Leseratten“ und für das Theaterstück.
Die Teilnehmer der Leseratten-Aktion wurden zu einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung eingeladen.
„Die märchenhafte Wintersonnenwende“ des Weimarer Theaters Mitossi gab’s als Überraschung. Fotos: Carl-Heinz Zitzmann