Halil Yavuz freut sich auf sein Kronacher Engagement

Die Faust-Festspiele Kronach konnten in diesem Jahr wieder einen bekannten Schauspieler verpflichten. Halil Yavuz wird neben der Kronacher Jungschauspielerin Ida Engelhardt in Shakespeares „Romeo & Julia“ die Rolle des Romeo spielen. 

Yavuz wurde im Raum Köln geboren und wuchs in einem kleinen Vorort der Rheinmetropole auf. Seit über 10 Jahren lebt der bekennende „Kölsche Jung“ nun in der Domstadt, wo er Schauspiel studierte und 2004 erfolgreich abschloss. Seither hält er den Bühnen in Nordrhein-Westfalen die Treue wie zum Beispiel: dem Theater am Schlachthof in Neuss, den Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld/Mönchengladbach und dem Schauspiel Essen. Seit 8 Jahren ist Halil Yavuz festes Ensemblemitglied des Tourneetheaters „theatertill“.

amadeus: Freuen Sie sich auf Ihr Gastspiel in Kronach? Waren Sie überhaupt schon einmal hier in Oberfranken?
Halil Yavuz: Ich bin sehr gespannt und kann es kaum erwarten. Ich freue mich sehr hier zu sein. Ich liebe diese Gegend. Wald, Seen, Flüsse und wieder Wald. Das ist eine wunderschöne Abwechslung zur Großstadt.

amadeus: Wer und wie ist man auf Sie aufmerksam geworden. Wurden Sie speziell für das Stück, in dem Sie auftreten, engagiert?
Halil Yavuz: Ich wurde bereits letztes Jahr schon gefragt, ob ich bei den „Faust-Festspielen“ mitmachen möchte; musste aber leider absagen, aufgrund eines bereits bestehenden Engagements. Ich habe mir sehr gewünscht, dass ich dieses Jahr noch einmal gefragt werde … und:Voilà! dieser Wunsch ging in Erfüllung. Es ist mein erstes Engagement auf einer Freilichtbühne.

amadeus: Mehrfach sind Sie schon mit Theaterstücken, die Ausländerfeindlichkeit beinhalten, in Schulen aufgetreten und haben im Anschluss mit Schülern diskutiert. Ist Ihnen dieses soziale Engagement wichtig?
Halil Yavuz: Kunst, insbesondere die darstellende Kunst, also das Theater als Medium für soziale Projekte zu nutzen, finde ich sehr wichtig. Weil Theater die Problematik, das Thema, die Sache nicht einfach nur aussprechen oder erklären, sondern auch ganz schlicht und einfach darstellen kann. Bilder haben oft eine deutlichere Wirkung und bleiben verwurzelt im Kopf. Gerade im integrativen Bereich sind Bilder wichtig, denn wir dürfen nicht aufgeben, nur weil es an der Sprache scheitert. Integration funktioniert, wenn man sich entgegen kommt und man braucht mehr als nur Vokabeln.

 amadeus: Sie sind 35 Jahre alt – so zu sagen im besten Schauspieler-Alter – von Jung bis Alt kann man jetzt fast alles spielen. Wo soll Ihr Weg hinführen. Zu Film- und Fernsehen oder doch eher dem Theater die Treue halten?
Halil Yavuz: Natürlich interessiert mich auch Film und Fernsehen sehr. Mal schauen, wo es hingeht. Ich jedenfalls bin offen für alles.

amadeus: Verfolgen Sie die politischen Unruhen in der Türkei? Ist Erdogan noch zu halten?  Viele junge Leute wollen ja wohl einen moderneren Staat, der sich mehr in Richtung Europa öffnen soll.
Halil Yavuz: Die Demokratie ist noch jung in der Türkei. Und was die Kritik an Erdogan betrifft, kann ich nur sagen, man darf nicht vergessen, dass er mit über 50 Prozent Mehrheit gewählt wurde! Das ist eine Tatsache. Wir sprechen hier nicht von den paar Millionen Menschen zwischen 18 und 35 in Izmir, Ankara oder Istanbul, die Bildung genossen haben, die gereist sind, die offen sind, offen für andere Kulturen, die ein europäisches Freiheitsgefühl haben, nein, wir reden hier von den 40 bis 50 Millionen Menschen, die glücklich mit ihrer Wahl sind, die, die Erdogan gewählt haben und ihn unterstützen, eben weil sie das Wort Freiheit und Wohlstand anders definieren. Meine Sicht ist etwas zwiegespalten, weil meine Familie genauso gespalten ist. Väterlicherseits konservative Erdogan-Befürworter und mütterlicherseits europäisch orientierte, moderne Kemalisten. Manchmal sitze ich dazwischen und denke mir: „Ach Leute!!! Könnt ihr euch nicht einfach in der Mitte treffen!?“

Lieber Halil Yavuz, wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen erfolgreiche Wochen in Kronach und weiterhin natürlich Erfolg für Ihre Karriere.
In Gedanken spucken wir drei Mal über die Schulter, am Premierenabend – nicht vorher!!!

Das Gespräch führte Herbert Schellberg