
1952 – die Anfänge des einst größten Wohngebietes in Sonneberg von Gerhard Stier
Bereits das 50-jährige Bestehen des Wohngebietes Wolkenrasen wurde am 16. und 17. August 2003 von der Stadtverwaltung, der Wohnungsbau GmbH und der Wohnungsbaugenossenschaft mit einer Festveranstaltung und zahlreichen anderen Aktivitäten auf dem Sportplatz Wolkenrasen gewürdigt.
Vor allem an die Mieter beider Wohnungsgesellschaften wurde eine 19 Seiten umfassende Broschüre herausgegeben. Sie umfasst den Zeitraum 1952/53 bis 1989/1990. Die Jahre 1952 bis zur Wende wurden von Herrn G. Stier und die Zeit nach der Wende von der Mitarbeiterin der Wohnungsbau GmbH, Frau Kati Nimz geschrieben. Mit dem Jahr 2013 sind es nun schon 60 Jahre, dass mit dem Bau eines neuen Wohngebietes südlich des Hauptbahnhofes begonnen wurde.
Nur noch wenige Senioren können sich heute an die Zeit erinnern als hinter dem heutigen Sportplatz der SG 1951 (früher FC Sonneberg) und den wenigen Häusern an der Dammstraße und am Ziegenrück nur Wiesen und Felder waren. Von Oberlind führte nur der Ziegenrück als kleine, im Sommer nahezu zugewachsene Gasse und von der Oberlinder Straße gegenüber der ehemaligen Gärtnerei Mühring ein Fußweg zum Sportplatz. Der Eingang war gegenüber den Wohnhäusem von Lehrer Eduard Braun und Schreinermeister Walter Bunzel.
Obwohl am Ende des 2. Weltkrieges unsere Kreisstadt gegenüber vielen anderen Städten keine allzu großen Kriegsschäden hatte, war doch die Wohnungsnot groß. Dies war bedingt durch die jahrhundertlange Lage als Notstandsgebiet, den Kriegsfolgen, und in den Nachkriegsjahren durch die vielen Flüchtlinge, sowohl in der Kreisstadt als auch in fast allen Kreisorten.
Anfang der 50er Jahre zählte Sonneberg weit mehr als 1600 wohnungssuchende Familien. Schwerpunkt des Wohnungsbaues war jedoch verständlicherweise der Wiederaufbau fast total zerstörter Großstädte. Aber auch kleine Städte in Thüringen, wie Nordhausen und andere wurden aufgebaut.
Nach dem 17. Juni 1953 wurde mit dem verkündeten Neuen Kurs auch große Bedeutung auf dem Wiederaufbau und die Schaffung neuen bezahlbaren Wohnraumes gelegt.
Mit den am 01.07.1950 in Kraft getretenen Eingemeindungen hatte Sonneberg nun auch ideales Baugelände zur Verfügung. Bereits mit der 1. großen Eingemeindungsaktion nach dem 1. Weltkrieg hatte die Stadt bei einem Architekturbüro in Freiberg/Sachsen die Erarbeitung eines Generalbebauungsplanes in Auftrag gegeben, welcher schon 1921 vorlag. Auf diese Grundlage konnte nun das beim Rat des Bezirkes gebildete Büro für Städteplanung zurückgreifen. Das flache, leicht erschließbare Gelände südlich des Hauptbahnhofes, heute als Wolkenrasen bekannt, konnte nun für ein neues Wohngebiet planerisch genutzt werden. Übrigens dienten die flachen Wiesen hinter dem Ziegenrückweg der US Armee vom 13.04 bis 31.05.45 als Feldflugplatz für vorwiegend einmotorige Aufklärungsflugzeuge und nach der Besetzung ab 04.07.45 den Sowjets als Landeplatz für den Doppeldecker AN 2 als Kuriermaschine der SMAD Weimar.
Der Name Wolkenrasen ist allerdings durch einen Schreibfehler des Büros in Suhl entstanden und auf den alten Flurnamen „Molkenrasen“ zurückzuführen. Auch der Name „Meldenrasen“ soll, zumindest im Volksmund, einst verwendet worden sein, da viel Unkraut Melde dort wuchs. Der Bebauungsanteil auf dem Wolkenrasen ist gering. Es wurden noch Oberlinder und Hönbacher Gemarkungen, Kleines Herrenstück, Hundert Beete, Ziegenrück und der Sonneberger Flurteil Alte Kirche bebaut.
Fortsetzung folgt im nächsten amadeus am 3. April 2013.