Die Bürgerschule am unteren Markt in Sonneberg – am Tor zur Altstadt

Sie wird als „Alte Dame“ unter den Schulen bezeichnet und kann auf 127 Jahre Schulbetrieb zurückblicken. Damals im Jahr 1786 wurde der Bau eines neuen Schulgebäudes notwendig, weil die schulpflichtigen Kinder in den vorhandenen Einrichtungen nicht mehr unterzubringen waren. Von 1786 gibt es eine Eintragung in der Sonneberger Chronik von Johann Michael Steiner. Er schreibt:„Da die vielen Kinder (Sonneberg hatte damals fast 2000 Einwohner) in unseren Schulen nur sehr wenig Platz haben, auch die Lehrer solche fast nicht übersehen können. So ist schon etliche Jahre daran gearbeitet worden, dass noch ein dritter Schullehrer für die kleinen Kinder und ein neues Schulhaus angeordnet werden sollen.“Die damaligen Schulhäuser vor mehr als 200 Jahren muss man sich um den Alten Markt herum vorstellen. Dabei waren es aber keine Gebäude, sondern nur einzelne Schulsäle in der alten Waage und im Kantorat. Es dauerte dann noch bis in das Jahr 1836, in dem das erste Sonneberger Schulhaus eingeweiht wurde. Dieser sehenswerte Fachwerkbau in der Nähe der Mühlstraße oberhalb des Alten Marktes steht noch heute und wird als Wohnhaus genutzt. Schon für diesen Bau ist die Bezeichnung „Bürgerschule“ zu vermuten. Übrigens ist der Begriff „Bürgerschule“ eine damals durchaus oft vorkommende Bezeichnung, er ist also keine Sonneberger Erfindung. Ein Schulgebäude am Alten Markt kam im Jahr 1851 hinzu. Doch trotz zweier Schulgebäude waren die Klassen überfüllt und so kam es zum Bau des neuen Gebäudes im Jahr 1886. Man entschied sich für die Mühlwiese am Schanzhügel und begann mit der Grundsteinlegung am 18. März 1885. Innerhalb von nur eineinhalb Jahren entstand nach Plänen der Baumeister Schmidt und Schubert das Gebäude. Am 15. September 1886 begann der Schulbetrieb. Die neue Bürgerschule begann zu leben. Mit dem Einweihungstag besuchten 1745 Schülerinnen und Schüler diese neue Schule. Ganz Sonneberg war stolz auf sein neues Schulhaus. Eine Veröffentlichung aus diesen Tagen verdeutlicht dies. Es ist zu lesen: „Die ganze Stadt feiert die Fertigstellung des vollendet gelungenen Schulgebäudes. Ein würdiger Bau erhebt sich, die Schule als herrliche Zierde in Mitten unserer Stadt.“So ist es eigentlich bis heute noch. In der Staatlichen Regelschule Bürgerschule lernen derzeit über 220 Schülerinnen und Schüler.

Die Regelschule Bürgerschule trägt aufgrund ihrer Konzeption auch verschiedene Titel, wie berufswahlfreundliche Schule, weil sehr viele Angebote in punkto Berufswahl in der Schule und mit außerschulischen Partnern angeboten werden. Außerdem ist die Bürgerschule eine der wenigen PROLesen Schulen im Schulamtsbereich, einem besonderen Projekt der deutschlandweiten Kultusministerkonferenz. Seit Jahren engagiert sich die Schule besonders für den Erwerb einer ordentlichen Lesekompetenz als Aufgabe aller Fächer, um die Leseleitungen zu verbessern. Die Bürgerschule ist auch eine eigenverantwortliche Schule, die sich die ganztägige Bildung als zentrale Aufgabe vorgenommen hat. So lernen Schülerinnen und Schüler in einem rhythmisierten Schulalltag, in der Regel bis 15.00 Uhr. In den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch gibt es im Rahmen des Stundenplans besondere Förderstunden. Die sehr guten und guten Schüler werden gefordert, die die Hilfe brauchen gefördert. Aber auch der Erwerb von Sozialkompetenzen steht im Vordergrund. Diese Art von Unterricht findet im ASB Jugendzentrum „Erholung“ bei Sozialpädagogin Rita Schneider statt. Hausaufgabenbetreuung und spezielle Lernaufgaben werden dort auch erledigt. Auch im E.U.LE – Programm ist die Bürgerschule als eine der wenigen Landkreisschulen integriert. E.U.LE heißt, Entwicklungsprogramm für Unterricht und Lernqualität. Die Lehrerinnen und Lehrer erweitern ständig ihren Wissenshorizont, um mit den Schülerinnen und Schülern neue Lernwege zu gehen. Die Bürgerschule hat seit einiger Zeit eine Schulpartnerschaft mit einer polnischen Schule aufgebaut. Im Mai besuchten polnische Schülerinnen und Schüler sowie Lehrer die Bürgerschule und nahmen an vielfältigen Aktivitäten des Schullebens teil. Dieses mehrsprachige Projekt wurde im Rahmen des bundesweiten Programmes „Toleranz fördern – Kompetenzen stärken“ und vom Deutsch-polnischen Bildungswerk sehr gut unterstützt. Im neuen Schuljahr wird es fortgeführt. Auch im 127. Jahr ihres Bestehens ist die Regelschule Bürgerschule am unteren Markt aus der Sonneberger Bildungslandschaft nicht wegzudenken.

Sibylle Lottes

 

Historisches Geschäftshaus in der Sonneberger Altstadt findet neue Bestimmung

Mächtig und erhaben präsentiert sich das Wohn- und Geschäftshaus in der Unteren Marktstraße 33 in Sonneberg. Als „Tor zur Altstadt“ wird dieser Bereich bezeichnet, in dem die Coburger Allee und die Kirchstraße in die Untere Marktstraße einmünden, die dann weiter in die Sonneberger Altstadt führt. War dieser Straßenzug gerade zu Beginn des letzten Jahrhunderts geprägt vom Handel und der Produktion von Puppen und Spielzeug.

Auch die Zukunft des Sonneberger Geschäftshauses in der Unteren Marktstraße 33 war bis vor gut einem Jahr noch ungewiss. Das durch Leerstand und Vandalismus verkommene Haus stand sozusagen mehrmals zum Zwangsverkauf. Das Gebäude ist jetzt im Besitz des Sonneberger Geschäftsmannes Stefan Hopf. Dieser hat das dreistöckige Geschäftshaus, das im Jahr 1886 durch den bekannten Architekten Prof. Albert Schmidt erbaut wurde, seit Oktober 2012 komplett grundhaft saniert . Das Gebäude ließ der Kaufmann Julius Hutschenreuther mit Erkerturm und Walmdach im Neorenaissance-Stil errichten. Das Erdgeschoss, dass als Gewerbefläche genutzt wurde, werden bis Ende diesen Jahres die Wüstenrot Bausparkasse AG und die HHW Haus-und Mietverwaltungs GmbH, sowie auch die H&T Immobilien GmbH ihre neuen Räume beziehen. In den drei Obergeschossen werden acht neue Wohneinheiten entstehen mit zwei bis fünf Zimmern, modernen Bädern und Küchen. Von August- November sollen diese bezugsfertig sein. Die Sanierung des Objektes erfolgt unter energetischen Gesichtspunkten komplett neu und es entsteht ein „KFW-Effizienzhaus-Denkmal.“ Einzigartig und von großem historischem Wert sind in den Wohnungen im 2. Obergeschoss die original Holzvertäfelungen und die großen Kamine.

Wie geht es am HERKO-Areal weiter?

Neuer Netto-Markt kommt – Pflegeheim soll folgen

Viel tut sich im Bereich der unteren Altstadt am ehemaligen HERKO-Areal und in der Breiten Straße mit dem Abriss des Wohnhauses Nummer 11.

Das inmitten der Oberen Stadt gelegene Industriebrachen-Gelände des ehemaligen Bekleidungs-Herstellers HERKO sowie angrenzende Brachflächen belasteten seit etwa 20 Jahren die wohnräumliche Situation an einer für die Einwohner stets präsenten Stelle. Das HERKO-Gelände bildet an zentraler, innenstadtnaher Lage ein Gelenk zwischen den Stadtteilen Obere Stadt und Untere Stadt. Auf Anfrage hin, teilte uns Stadtbaudirektor Dr. Heiko Voigt mit, dass derzeit die Investorengruppe ihre Planungen für das Bauvorhaben mit dem städtischen Amt abstimmt. Noch sind einige Details in punkto Bebauung und Anordnung der Gebäude zu klären. Doch er selbst rechne in den nächsten Wochen mit dem Bauantrag für den Discounter. Südlich der Röthen zwischen Unterer Marktstraße und Unterer Graben soll der Einkaufsmarkt mit den zugehörigen Parkflächen davor entstehen. Ein Pflegeheim und Servicewohnen ist rechts davon – wo sich heute noch das alte HERKO-Gebäude befindet – vorgesehen. Allerdings ist der Investor noch dabei, die Anordnung und die Gestaltung der Gebäude zu planen. Später sollen einmal weitere Wohnhäuser, die barrierefrei und besonders auf die Bedürfnisse der Generation 60 plus zugeschnitten sind, gebaut werden, so die Vorstellung der Stadtplaner. Der jetzt noch offene Platz erhält dann eine umfangreiche Bebauung, die Lücke, die erst in der jüngeren Geschichte der Stadt entstanden ist, wird dann baulich wieder geschlossen. Damit erfährt das gesamte Wohnumfeld in diesem Bereich eine Aufwertung. Bis alles in den sogenannten „Trockenen Tüchern“ ist, wird es wohl noch einige Zeit dauern und auch die Fertigstellung kann sich noch gut ein bis zwei Jahre hinziehen. Langfristige Planungen der Stadt Sonneberg sehen auf dem über fünf Hektar großen Areal die Errichtung von modernen Wohnungen in Richtung der beiden „Eller Villen“ vor. Auf dem Terrain des ehemaligen Sonneberger Brauhaues, welches im letzten Jahr abgerissen wurde, sollen mehrstöckige Wohnanlagen mit 1- und 2-Raum-Wohnungen für Jung und Alt gebaut werden. In der Stadtverwaltung bereitet man derzeit die infrastrukturellen Bauarbeiten, der Erschließung und des Straßenbaues für den „Unteren Graben“ vor. Mit der Aufnahme des Brachenobjektes „HERKO“ in die landesweite Brachflächeninitiative GENIALzentral durch den Freistaat Thüringen kann die Stadt dafür Förderung erhalten.

Martin Backert