
mit Sibylle Abel zur Aufnahme der Stadt Sonneberg in die Metropolregion Nürnberg
Die vollzogene Aufnahme der Stadt Sonneberg in die Metropolregion Nürnberg vermeldete der MDR am Dienstagabend, dem 1. Oktober 2013. Die nur wenige Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt, in Südthüringen liegende Kommune hatte bisher lediglich einen Gaststatus. Nun ist Sonneberg die erste Stadt außerhalb Bayerns, die Mitglied in der Metropolregion Nürnberg ist. Im amadeus-Interview befragten wir Sonnebergs Bürgermeisterin Sibylle Abel (CDU) zu diesem Thema.
Frau Abel, wie fühlt es sich an, nicht mehr „nur“ Gast zu sein?park
Sibylle Abel: Schon als Gast haben wir uns in der Metropolregion Nürnberg sehr wohl gefühlt. Entgegenkommen und Akzeptanz haben wir von Anfang an deutlich gespürt. Jetzt sind wir Mitglied, haben Stimmrecht und können aktiv in den unterschiedlichen Arbeitsgremien mitwirken.
In der Pressemitteilung vom 02.10.2013 bezüglich der Mitgliedschaft heißt es wie folgt: „Für Sibylle Abel gehen von der Metropolregion Nürnberg Entwicklungsimpulse aus, die Sonneberg aufnehmen und in angrenzende Räume weitertragen möchte.“ WelcheEntwicklungsimpulse sind das und wie wollen Sie diese in angrenzende Räume weitertragen?
Sibylle Abel: Unsere Mitwirkung in der Metropolregion Nürnberg konzentriert sich in erster Linie auf den wirtschaftlichen, kulturellen und touristischen Bereich. Es gibt thematische Foren, in die wir unsere Erfahrungen einbringen bzw. die wir aktiv bereichern möchten, wie beispielsweise das Forum „Arbeitsmarkt“ oder Projekte, wie die „Allianz für Arbeitskräfte“.
Die Landkreise Sonneberg, Kronach, Lichtenfels und Coburg sind eine Wirtschaftsregion. Und wir haben alle ein gemeinsames Problem: Uns fehlen Arbeitskräfte!
Das bedeutet, um Arbeitskräfte hier in dieser Region zu halten oder neue für unsere Unternehmen zu interessieren, müssen wir aktiv werden. Dabei sehe ich große Chancen, über die Metropolregion für den Standort Sonneberg zu werben. Die Metropolregion Nürnberg wird deutschlandweit bzw. europaweit ganz anders wahrgenommen und beachtet, als eine Kreisstadt in der Größe von Sonneberg.
Aufgrund welcher weiteren Faktoren strebte Sonneberg die Mitgliedschaft an?
Sibylle Abel: Siedlungs- und wirtschaftsrelevante Verflechtungen nach Oberfranken existierten bereits vor Jahrhunderten. Nach dem Krieg wurde der Raum durch die innerdeutsche Grenze auseinander gerissen und nun wächst dieser eben wieder zusammen.
Für Sonneberg sehe ich die großartige Chance, als Tor zum Thüringer Wald in der Metropolregion Nürnberg zu wirken. Und ich finde es gut, dass unsere Thüringer Landesregierung unsere Aktivitäten begrüßt. Das zeigt sich daran, dass der Freistaat Thüringen unseren Vorstoß im Entwurf zum Landesentwicklungsprogramm Thüringens 2025 verankert hat. So können wir aus der Metropolregion kommende Entwicklungsimpulse für den Südthüringer Raum aufnehmen und gemeinschaftlich nutzen.
Und was haben die „Normalbürger“ Sonnebergs von der Mitgliedschaft?
Sibylle Abel: Also wenn wir die Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem Gebiet forcieren können, damit uns Arbeitsplätze erhalten bleiben, wenn junge Menschen aus anderen Teilen Deutschlands hierher finden und sich ansiedeln, dann profitiert die Stadt und der einzelne Einwohner davon.
Nun gibt es natürlich auch ein paar Kritiker. Auf der Internetseite des MDR kommentierten einige Leser die Mitgliedschaft. Unter anderem heißt es da: „Viel Lärm um nichts. Ob Sonneberg mit den fränkischen Kommunen und Kreisen an einem Tisch sitzt ändert wenig.“ Welche Gründe sehen Sie in solchen Äußerungen?
Sibylle Abel: Na ja, man sollte nicht jeden Satz aus Foren auf die Goldwaage legen. Wir wissen doch gar nicht, ob der Verfasser sich ausreichend mit der Materie befasst hat. Für viele ist das Thema neu und ich meine, man muss den Menschen Zeit lassen, um sich damit auseinander zu setzen. Es gab auch Positives nach dem Bekanntwerden unserer Mitgliedschaft. Sonneberger Einwohner riefen mich an und gratulierten mir. Das hat mich beeindruckt!
Im Endeffekt werden wir daran gemessen, wie erfolgreich wir uns einbringen. Zählen wird einzig und allein das Ergebnis.
Wie könnte man dem Normalbürger den Anreiz, den die Mitgliedschaft in der Metropolregion mit sich bringt, besser verdeutlichen?
Sibylle Abel: Durch die Mitarbeit in der Metropolregion Nürnberg bekommen unsere touristischen Ziele ein viel breiteres Vermarktungspotential. Als Ergebnis verspreche ich mir höheren Bekanntheitsgrad und damit wiederum mehr Besucher für die Einrichtungen.
Von Seiten der Wirtschaft betrachtet bietet uns die Allianz für Arbeitskräfte neue Möglichkeiten. Wir werden als Metropolregion auf Messen vertreten sein, was wir uns allein nicht leisten könnten.
Mitglied in der Metropolregion Nürnberg zu sein bringt auf jeden Fall einen Imagegewinn für die Stadt.
Welche Veränderungen sehen Sie in naher Zukunft auf Sonneberg zukommen?
Sibylle Abel: Ich denke, alles gerät in Bewegung. Schauen wir mal!
Inwiefern wird der Standort Sonneberg an Attraktivität für Firmen und Arbeitnehmer gewinnen?
Sibylle Abel: Eine positive Resonanz zu unserer Mitgliedschaft in der Metropolregion Nürnberg habe ich bereits jetzt zu spüren bekommen. Ich denke, dass wir dadurch mehr Aufmerksamkeit finden und mehr in den Fokus rücken. Natürlich wäre es großartig, wenn sich hier aufgrund dessen ein neues Unternehmen ansiedelt. Schauen wir mal.
Wichtig ist für mich, dass auch die Wirtschaft mitzieht in Richtung Metropolregion Nürnberg.
Was für Veränderungen werden im Tourismus auf Sonneberg zu kommen?
Sibylle Abel: Das kann ich noch nicht beantworten, da wir bisher nicht aktiv mitgewirkt haben. Wir hatten nur den Gaststatus. Erst bei unserer Arbeit in den einzelnen Foren wird sich das konkret heraus kristallisieren.
Könnte Sonneberg durch die Mitgliedschaft dafür sorgen, dass mehr bayerischer Tourismus nach Thüringen kommt?
Sibylle Abel: Als Tor zum Thüringer Wald könnte sich da touristisch etwas entwickeln. Klar ist, unsere Stadt erhält durch Aufnahme in den Prospekten wesentlich mehr Imagewerbung. Es liegt an uns selbst, daran z. B. wie unsere Tourismusbetriebe die Chance nutzen und den oberfränkischen Gast zufriedenstellen, damit er gerne wieder kommt.
Inwieweit werden die anderen Mitgliedsstädte von der Mitgliedschaft Sonnebergs profitieren können?
Sibylle Abel: Möglicherweise ergibt sich durch unsere Vorreiterrolle auch ein Impuls für andere Städte. Freuen würde es mich insbesondere, wenn die Mitgliedschaft zur Metropolregion Nürnberg ein Thema für unseren Landkreis Sonneberg wäre. Und übrigens wollen wir unser Licht auch nicht unter den Scheffel stellen. Sonneberg hat einiges zu bieten: Neben einer gesunden Wirtschaft, interessanten Einrichtungen, eine breite Kulturlandschaf führen viele Wege in den Thüringer Wald. Unser touristisches Highlight, den Thüringer Wald aufzunehmen und vielleicht auch das Deutsche Spielzeugmuseum und die Sternwarte, das würde sicher für alle eine Bereicherung!
Wendet sich Sonneberg durchdie Mitgliedschaft von Thüringen ab und sucht Anschluss an das fränkische Bayern?
Sibylle Abel: Ganz klar: Nein! Wir sind Thüringer und wir wollen es auch gerne bleiben.
Im Bezug darauf vielleicht den Kommentar eines Lesers auf der Internetseite des MDR bezüglich der Mitgliedschaft. „Alarmsignal nach Erfurt: Wenn sich eine wirtschaftlich starke Region lieber mit dem befreundeten „Ausland“ zusammentut sollte das Thüringen zu denken geben?“ Wie stehen Sie dazu?
Sibylle Abel: Man darf gerne darüber nachdenken, warum Sonneberg sich wirtschaftlich und auch touristisch eher nach Oberfranken orientiert.
Aber es bedeutet nicht, dass wir uns von Thüringen abwenden. Wir haben durch die Zugehörigkeit zum Freistaat Thüringen Vorteile gehabt, sind nie vernachlässigt oder benachteiligt worden und haben alle Fördermöglichkeiten in Anspruch nehmen können. Also insofern haben wir schon eine gute Entwicklung unter der Flagge Thüringens genossen.
Durch die ungewöhnlichen Umstände behält Sonneberg dennoch eine Sonderstellung und wird als „assoziiertes Mitglied“ bezeichnet. Was halten Sie von dieser Bezeichnung und ist Sonneberg damit überhaupt ein Vollmitglied?
Sibylle Abel: Wir sind Vollmitglied. Wir haben genauso Stimmrecht wie die anderen Städte auch, wir werden gleich behandelt und müssen auch den gleichen Beitrag zahlen. Es war eine Sonderlösung, weil die Satzung zur Metropolregion eigentlich vorschreibt, nur kreisfreie Städte und Landkreise dürfen Mitglied sein. Darüber hinaus hat auch niemand dagegen gestimmt. Insofern empfinde ich es als eine hervorragende Lösung. Falls der Landkreis ebenfalls beitritt, fällt auch das „assoziierte“ weg. Dann sind wir ein normales Mitglied. Das ist eben nur eine Formsache.
Frau Bürgermeisterin Abel, wir danken für das Interview. Die Fragen stellte Vivian Hopf