Im Landratsamt Sonneberg wurde am 1. August 2013 eine Wanderausstellung des Bund der Vertriebenen eröffnet, die der Kreisverband Sonneberg / Neuhaus e.V. in den Landkreis geholt hat. 

Die Schau trägt den Titel „Reichtum und Auftrag. Flucht und Vertreibung.“ und erinnert an das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen, die in Folge des von Hitlerdeutschland entfachten Zweiten Weltkrieges ihre Heimat hinter sich lassen mussten. 

Rund 8.000 von ihnen haben nach dem Zweiten Weltkrieg im Landkreis Sonneberg ein neues Zuhause gefunden. Wenn sie von Heimat sprechen, dann meinen sie jedoch nicht den Landkreis Sonneberg, sondern ihre geliebte „alte“ Heimat in Ost- und Westpreußen, in Pommern und Schlesien, im Sudetenland, in Danzig oder in Siebenbürgen – kurzum in allen Gebieten Ost- und Südosteuropas, in denen Deutsche über viele Jahrhunderte hinweg gelebt haben. 

„Diese Heimat mussten sie unter unvorstellbar schrecklichen Ereignissen hinter sich lassen. Quasi über Nacht waren sie gezwungen, ihr Lebensumfeld und ihre Wurzeln zu verlassen. Sie konnten nur mitnehmen, was sie tragen konnten. Alles andere musste zurückbleiben. Auf dem Weg nach Westen erfuhren sie Kälte, Hunger, Krieg und Entmenschlichung. Viele Flüchtlingstrecks wurden zwischen den Fronten aufgerieben. Und wer dies alles überstand und im heutigen Deutschland ankam, der musste sich in der Fremde bei null beginnend eine neue Existenz aufbauen und dafür entbehrungsreiche Jahre in Hunger und Not verbringen“, erklärte Landrätin Christine Zitzmann in ihrem Eröffnungsgrußwort.

Das Leid, dass die Heimatvertriebenen in den Wirren zum Ende des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren danach erleben mussten, kann wohl nur verstehen, der tatsächlich dabei war. Das Trauma ist deshalb bei allen bis heute geblieben. Die Erlebnisse ihrer Flucht und Vertreibung haben ihr gesamtes Leben geprägt und sind Teil der Ausstellung.

Anlass der Schau im Landratsamt ist übrigens die Würdigung der Verabschiedung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen vor bald 63 Jahren. Am 5. August 1950 wurde sie auf einer Kundgebung vor dem Stuttgarter Schloss feierlich verabschiedet. Sie war, ist und bleibt ein offenes Bekenntnis der Heimatvertriebenen zu Versöhnung, Frieden und Freiheit in einem vereinten Europa. Gleichzeitig verpflichtete man sich auf Grundlage der Charta, auch in ferner Zukunft an Flucht und Vertreibung zu erinnern. 

Heute gibt es leider immer weniger Mitbürgerinnen und Mitbürger, die diese tragischen Geschehnisse erlebt haben und hierüber berichten können. Angesichts dieser Folge der fortschreitenden Zeit hat der Bund der Vertriebenen eine Ausstellung entwickelt, die unter dem Motto „Wider das Vergessen“ die Erinnerung an Flucht und Vertreibung für zukünftige Generationen aufrechterhalten soll.

Aus diesem Grund richtet sich die Ausstellung vor allem an Schulklassen, die herzlich eingeladen sind, die Schau als Geschichtsstunde der besonderen Art zu besuchen. Hierzu bietet der örtliche Kreisverband des Bund der Vertriebenen ausdrücklich Führungen und Zeitzeugenberichte an. Anmeldungen nimmt der Verband gerne unter den Telefonnummern 03675 / 801315 und 03675 / 469035 entgegen. 

Als Gast der Eröffnung konnte unter anderem der Stellvertretende Landesvorsitzende des Bund der Vertriebenen, Erwin Tesch, begrüßt werden. Er und seine Begleiter aus dem Landesverband übernahmen zudem die kulturelle Umrahmung der Ausstellungseröffnung. 

Ihr wohnte neben vielen Ehrengästen auch eine Gruppe polnischer Kinder bei, die unter Federführung des Bund der Vertriebenen einen Ferienaufenthalt in Südthüringen genossen. Ihre Teilnahme unterstreicht eindrucksvoll das Ansinnen der Heimatvertriebenen, Vergebung und Versöhnung vorzuleben und die Idee eines gemeinsamen Europas zu stärken. 

Die Ausstellung ist bis 15. Oktober 2013 im Foyer des ersten Obergeschosses des Landratsamtes Sonneberg zu sehen und soll auch für den Tag der offenen Tür am 6. September ein Anziehungspunkt sein. Interessierte sind zu den behördlichen Öffnungszeiten herzlich willkommen.