Eventuell mag man in Erfurt über die Sonneberger denken, dass diese ein “stures” Völkchen sind. Vielleicht haben sie im positiven Sinne sogar recht damit. Aber ist das Grund dafür, dass man das Aufbegehren in Sonneberg versucht zu ignorieren? Es hat schon sein “Geschmäckle”, wenn die offizielle Pressemitteilung der Stadt Sonneberg letzten Freitag mit einer Überschrift heraus geht, die auf die Ignoranz aus Erfurt abziehlt/darstellt und kurz danach die Botschaften aus dem Büro des Ministerpräsidenten im Rathaus eintrudeln. Spekulation um Minuten oder Stunden hin bzw. her: komisch bleibt es für Aussenstehende allemal. Auch die Ankündigungen von Hr. Ramelow, die mit “letzten” Hemden an ihn gesandten Pakete wieder als Spende nach Sonneberg zu geben, ist nicht gerade geschickt. Man meint es vielleicht gut, aber in die Sonneberger hinein versetzt……mmmh. Geschmäckle halt.
Die Sonneberger lassen jedenfalls nicht nach mit den Bekundungen ihrer Meinung zur geplanten Gebietsreform. Urteil des Verfassungsgerichtes hin oder her. Und so waren am gestrigen Abend wieder rund 3.500 Menschen versammelt und hörten den verschiedensten Rednern zu. Dass auch der Coburger Landrat sich eingereiht hatte, schmeckte – lt. den Ausführungen – nicht unbedingt der Regierungskoalition in Erfurt. Für die Solidarität und der Einheit zwischen Rennsteig und Main ist der Auftritt aber völlig verständlich.
Die Demonstrationen gehen jedenfalls weiter.
Für die weitere Meinungsbildung sei hier auch etwas 1:1 aus dem Facebookprofil der Stadt Sonneberg abgebildet:
12. Juni 2017, 18 Uhr, Kundgebung vor dem Sonneberger Rathaus
Landrat Michael Busch, Landkreis Coburg: “Ich möchte meinen Lebens-, Arbeits-, und Freizeitraum nicht an Einwohnerzahlen und Verwaltungsstrukturen gemessen wissen. Mein Lebensraum ist unsere gemeinsame, wunderschöne Heimat zwischen Rennsteig und Main und den gilt es, mit allem, was er zu bieten hat, zu bewahren aber auch zu gestalten…”
12. Juni 2017, 18 Uhr, Kundgebung vor dem Sonneberger Rathaus
Bürgermeister Dr. Voigt stellt klar
„Immer wieder höre ich den Vorwurf, dass wir all dies hier aus Eigennutz veranstalten und nur unsere „Posten“ sichern wollen. Das ist Unsinn!
Wenn eines an dieser Reform feststeht – egal ob Sonneberg Kreisstadt bleibt oder nicht: Auf die Arbeitsplätze im Rathaus hat das keinerlei Einfluss. Warum organisieren wir dann Kundgebungen wie diese?
Weil viele andere Arbeitsplätze beim Verlust des Kreissitzes bedroht sind und weil wir überzeugt sind, dass wir alles unternehmen müssen, um Schaden von unserer Stadt und unserer Region, von uns allen – wie wir hier stehen abzuwenden.
Wir kämpfen hier gemeinsam mit Ihnen nur aus einem Grund: FÜR UNSER SUMBARCH,
FÜR UNSERE HEIMAT!
12. Juni 2017, 18 Uhr, Kundgebung vor dem Sonneberger Rathaus:
Panikmache?
Bürgermeister Dr. Voigt antwortet: „Man wirft mir aus dem Lager der Regierungsparteien„ Panikmache“ vor, man würde Sie – meine sehr geehrten Damen und Herren – am liebsten einlullen, ihnen einreden, es werde doch alles gar nicht so schlimm usw. Dazu muss ich einfach etwas sagen. Ich beginne mit einem Zitat:
„Weise ist nicht, wer viele Erfahrungen macht, sondern wer aus wenigen lernt, viele nicht machen zu müssen.“ (Karlheinz Deschner) Nach diesem Prinzip hat die Menschheit schon in der Urzeit funktioniert: Wer damals gesehen hat, wie sein Nachbar sich im Feuer die Hand verbrennt, musste nicht selbst die Hand ins Feuer halten. Dieses Prinzip funktioniert heute noch! Auch bei etwas Komplizierterem wie einer Kreis-Gebietsreform. Wenn wir also sehen, dass so eine Reform in anderen Bundesländern gründlich daneben-gegangen ist, müssen wir dagegen sein, das Gleiche hier zu veranstalten.
Wir haben es gesehen. Wir haben die Ergebnisse der Gebietsreformen in den anderen Bundesländern untersucht und sie auf unsere Situation übertragen. Wir haben statistische Zahlen ausgewertet, wir haben Erfahrungsberichte und wissenschaftliche Studien gelesen und eigene Betrachtungen angestellt.
Weil es keinen Grund gibt zu glauben, dass all die negativen Dinge aus anderen Regionen ausgerechnet unserer Region erspart bleiben, kommen wir zu dem Ergebnis: Nach dieser Gebietsreform und in einem Großkreis, in dem Sonneberg nicht mehr Kreisstadt ist, wird für uns nichts besser – vieles wird schlechter! Unsere erfolgreiche Entwicklung wird einem Vorhaben geopfert – einem Vorhaben für das der negative Ausgang bereits jetzt feststeht!
Die Szenarien, die uns Sorgen bereiten und die ich schon seit vorigem Jahr permanent aufzeige, sind nicht aus der Luft gegriffen und erst recht keine Panikmache!“