Wenn die Tage kürzer werden, sinkt bei vielen Menschen auch die Laune. Professorin Dr. Michaela Axt-Gadermann erklärt, warum das so ist und was wir dagegen tun können.
Frau Prof. Axt-Gadermann, warum bekommen wir im Winter den Blues?
Der Winterblues ist Folge eines Lichtmangels. Im Winter halten wir uns häufiger in geschlossenen Räumen auf und da ist das Licht viel schwächer. In einem hell erleuchteten Raum haben wir vielleicht 200 Lux Lichtstärke, aber an einem schönen Sommertag im Freien – da haben wir 100.000 Lux. Dieses Licht benötigt unser Gehirn, um Glückshormone zu produzieren. Glückshormone, die das Leben leichter machen, die unseren Antrieb steigern und die uns auch einfach wacher machen. Viele Menschen leiden in den Wintermonaten außerdem an einem Vitamin-D-Mangel. Der kann auch dazu führen, dass die Stimmung schlechter wird.
Was kann man gegen dieses Gefühl unternehmen?
Auch wenn ich keine Lust habe raus zu gehen, sollte ich mich trotzdem – dick eingepackt – aufraffen. Selbst an einen ganz trüben Tag, bekomme ich draußen viel mehr Licht und kann dadurch die Hormone anregen. Man sollte also jeden Mittag am besten einen halbe Stunde ins Freie. Man kann aber auch über die Ernährung etwas erreichen. Wichtig sind zum Beispiel Omega-3-Fettsäuren. Die finden wir in fettem Fisch – in Lachs, Makrele, Hering oder auch in Pflanzenölen.
Ab wann spricht man von einer Winterdepression?
Eine Winterdepression geht mit starken Einschränkungen im Alltag einher. Das heißt, ich kann mich überhaupt nicht mehr aufraffen, zur Arbeit zu gehen. Ich reduziere meine sozialen Kontakte und habe den Eindruck, den ganzen Tag nicht mehr zu schaffen. Man bekommt also nicht nur eine müde, träge Stimmung, sondern eine traurige Stimmung. Hier hilft vielen Menschen eine Lichttherapie mit intensivem Licht für ein bis zwei Stunden.
Jeder fünfte Mensch in Deutschland leidet unter einem Winterblues. Müdigkeit, Appetitveränderung und Antriebslosigkeit sind die Folgen. Der Winterblues macht sich vor allem bei Menschen bemerkbar, die in geschlossenen Räumen arbeiten. Ihnen fehlt das nötige Tageslicht, um das Glückshormon Dopamin zu produzieren. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. In seltenen Fällen kann sich der Winterblues zu einer Winterdepression auswachsen. Anders als bei einer klassischen Depression, treten die Symptome aber wirklich nur im Winter auf.
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