Bei einem Schlaganfall zählt bekanntlich jede Minute. Gut, wenn im Falle eines Falles geschultes medizinisches Personal vor Ort ist und alle Beteiligten, vom Rettungsdienst über die Notaufnahme bis hin zur stationären Versorgung im Klinikum zügig Hand in Hand arbeiten. Im REGIOMED Klinikum Sonneberg und der dortigen Schlaganfall Einheit, der Stroke Unit, ist dies der Fall. Davon zeugt die nunmehr vierte Rezertifizierung der Sonneberger Stroke Unit. Die feierliche Übergabe des Zertifikats, verliehen von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft, erfolgte im Rahmen des „Schlaganfall Updates“, der jährlichen Weiterbildungsveranstaltung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rettungsdienstes, niedergelassene Ärzte sowie pflegendes Personal. Circa 50 Teilnehmer folgten der Einladung zum traditionellen „Schlaganfall Update“ ins Sonneberger Schloßberghotel.

Dort informierten die Internisten und Neurologen des REGIOMED Klinikums, genauer der dort angegliederten Stroke Unit, über aktuelle Studien, State-of-the-Art der Diagnostik- und Therapie-Methoden sowie konkrete Fallbeispiele.

Stroke Unit erfolgreich rezertifiziert
Im Jahr 2010 wurde die Stroke Unit im REGIOMED Klinikum Sonneberg erstmals zertifiziert. 2013, 2016, 2019 und in diesem Jahr konnte das Zertifikat erfolgreich verteidigt werden und somit den hohen Vorgaben der Deutschen Schlaganfallgesellschaft genügen. Klinikdirektor Michael Renziehausen sieht in der neuerlichen Zertifizierung eine Auszeichnung für die anhaltend hohe Qualität der medizinischen Versorgung in der Sonneberger Klinik.

Für Chefarzt Dr. med. Marcus Thieme, selbst langjähriges Mitglied der Deutschen Schlaganfallgesellschaft, und den leitenden Oberarzt, Dr. med. Reinhard Rieger, ist die Auszeichnung ein Grund zum Feiern. Beide hoben die Teamleistung dahinter hervor: „Wir danken daher auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ärztlichen Dienstes und der Pflege sowie dem Rettungsdienst und der Notaufnahme“, so Dr. Thieme. Auch die gute Zusammenarbeit mit den Akteuren der poststationären Betreuung, den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten fand Erwähnung.

Auch die politischen Ehrengäste, Jürgen Köpper, amtierender Landrat des Landkreises Sonneberg, und Bürgermeister Dr. Heiko Voigt gratulierten zur Rezertifizierung und betonten die Bedeutung der Stroke Unit insbesondere mit Blick auf die Altersstruktur in der Region. Beide dankten allen Verantwortlichen für ihr Engagement. Bürgermeister Dr. Heiko Voigt sieht in der Stroke Unit mit ihrer schnellen qualifizierten Versorgung von Schlaganfallpatienten auch einen Standortvorteil der Region gegenüber anderen ländlichen Räumen.

Denn das Schlaganfallrisiko steigt mit dem Lebensalter. 2,5 Prozent aller Erwachsenen haben das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ab einem Lebensalter von 75 Jahren liegt das Risiko bereits bei sechs Prozent. Männer sind stärker gefährdet als Frauen. Allein aufgrund des demografischen Wandels nehmen die absoluten Fallzahlen stetig zu. Weit über 4.000 Fälle konnten seit 2010 in der Sonneberger Schlaganfall-Einheit behandelt werden, allein 2021 waren es über 300 Patienten. Durch die Zusammenarbeit im REGIOMED-Verbund, u.a. mit der Lichtenfelser Neuroradiologie, können diesen Patienten auch moderne minimalinvasive Methoden der Schlaganfalltherapie angeboten werden, welche die Prognose nach erlittenem Schlaganfall deutlich verbessern. Doch auch nach einer frühen Diagnose und einer erfolgreichen Behandlung ist ein Leben wie vor dem Schlaganfall oft nicht möglich. Lediglich ein Drittel aller Schlaganfallpatienten kann gänzlich ohne Einschränkungen weiterleben, ein weiteres Drittel muss sich mit dauerhaften Einschränkungen arrangieren, bzw. bleibt auch arbeitsunfähig, ein weiteres Drittel bleibt dauerhaft pflegebedürftig.

Schlaganfall und Covid-19
Der leitende Oberarzt, Dr. med Reinhard Rieger, ging in seinem Fachvortrag auch auf die aktuelle Studienlage im Kontext mit Covid-19 ein. Er sprach sich eindrücklich dafür aus, dass die zügige und adäquate Versorgung von Schlaganfallpatienten nicht unter den Einschränkungen und notwendigen Hygiene-Maßnahmen im Zuge der Pandemie leiden dürfe. Zudem wies er auf den Zusammenhang zwischen neurologischen Erkrankungen infolge einer Covid-19 Erkrankungen hin. Hier gäbe es signifikante Datenlage, führte er aus, wohingegen Impfungen das Schlaganfallrisiko infolge von Covid-19-Erkrankungen senken würden.

Beim anschließenden Get-together bot sich den Teilnehmern die Möglichkeit zum fachlichen Austausch in angenehmer Atmosphäre.