Seit über 20 Jahren ist Alexander Schmidtke in kommunalen Gesundheitseinrichtungen in Führungspositionen tätig. Im vergangenen Jahr hat sich sein stetiges Engagement für optimale Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen und bestmögliche medizinische Versorgung ausgezahlt: Anfang des Jahres 2019 wurde er von der Thieme Verlagsgruppe zum „Manager des Jahres“ gekürt. Die Auszeichnung war für den gebürtigen Oberfranken gleichzeitig der krönende Abschluss seiner Tätigkeit am heutigen Uniklinikum Augsburg, das er fast zehn Jahre lang als Vorstandsvorsitzender maßgeblich geprägt und wirtschaftlich stabilisiert hat. Nun hat Alexander Schmidtke eine neue Herausforderung in seiner Heimat angepackt: Seit Juni 2019 ist er Hauptgeschäftsführer des Klinikverbundes REGIOMED und hat seitdem richtungsweisende Schritte für den Klinikverbund in die Wege geleitet. Im Interview verrät uns Alexander Schmidtke, was das Jahr 2020 für REGIOMED bereithält.
Herr Schmidtke, seit Juni 2019 sind Sie Hauptgeschäftsführer des Regiomed Klinikverbundes. Wie haben Sie sich seitdem eingelebt?
Als ich bei REGIOMED angefangen habe, habe ich eine sehr hohe Arbeitsbelastung und eine unglaubliche Komplexität vorgefunden. Das war natürlich erst einmal eine Herausforderung – und ist es noch. Ich habe die Position jedoch unter anderem deshalb übernommen, weil ich Herausforderungen liebe. Neben den vielfältigen Aufgaben bei der inhaltlichen Weiterentwicklung dieses Unternehmens ist es auch die enge Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern von REGIOMED, dem Betriebsrat, aber auch der Kommunalpolitik, die mich tagtäglich fordern. In der ersten Zeit bin ich noch sehr viel zwischen Coburg und Augsburg gependelt, doch mittlerweile kann ich sagen, dass ich mich eingelebt habe und wirklich angekommen bin – nicht nur, was meine Arbeit bei REGIOMED betrifft. Im November bin ich mit meiner Familie in unser Haus in Coburg eingezogen. Als gebürtiger Oberfranke bin ich eng mit der Region verbunden und freue mich, hier nun erneut meine Wurzeln zu schlagen – beruflich wie privat.
Im vergangenen Jahr startete der erste Jahrgang der Medical School nach zwei Jahren Studium im Kroatischen Split den klinischen Teil des Studiums am Sonneberger Klinikum. Welche Erfahrungen hat REGIOMED mit diesem Kooperationsprojekt gemacht und wie wird es mit der Medical School im kommenden Jahr weitergehen?
Die Medical School ist ein zukunftsträchtiges und erfolgreiches Modellprojekt, auf das wir zu Recht stolz sein können. Die Zusammenarbeit mit Split funktioniert wirklich gut – das bestätigen auch die durchweg positiven Erfahrungsberichte unserer Studierenden über das Studium vor Ort. In diesem Jahr wird nun bereits der fünfte Studierenden-Jahrgang nach Split entsendet, zeitgleich beginnt der zweite Jahrgang im Herbst seine praktische Ausbildung bei REGIOMED. Außerdem ist für das Jahr 2020 der Aufbau eines „Skills Lab“ für praktische Simulationen geplant. Grundsätzlich ist REGIOMED immer an einer Weiterentwicklung und einem weiteren Ausbau der Medical School interessiert. In diesem Zusammenhang sind wir auch offen für Kooperationen mit anderen Krankenhäusern der Region.
Im kommenden Jahr wird auch das Klinikum Coburg den Klinikverbund Regiomed beschäftigen. Zuletzt wurde diskutiert, ob das bestehende Klinikum saniert oder ein Neubau auf dem BGS-Gelände die bessere Lösung wäre. Wie bewerten Sie die beiden möglichen Baumaßnahmen?
Grundsätzlich ist das eine Entscheidung, die von der Höhe der Förderung des Freistaates und dadurch letztendlich von Gesellschaftern abhängt. In meinen Augen ist ein Neubau immer die bessere, aber natürlich auch teurere Variante. Ein Neubau bietet die Möglichkeit, Abläufe zu optimieren und das Gebäude konzeptionell auf zukünftige Entwicklungen vorzubereiten. Ein weiterer Vorteil ist die vergleichsweise kurze Bauzeit von 8-10 Jahren. Eine Generalsanierung hingegen stellt sowohl das Krankenhaus – mit all seinen Patienten und Mitarbeitern – als auch die Umgebung vor eine große und lang anhaltende Herausforderung, nicht zuletzt aufgrund der längeren (Um-)Bauzeit von etwa 20 Jahren. Hinzu kommt, dass am jetzigen Standort keine Entwicklungsflächen vorhanden sind. Auf der anderen Seite ist eine Generalsanierung aber auch günstiger als ein Neubau. Fachlich und inhaltlich spricht letztendlich vieles für einen Neubau. Dieser sichert langfristig die optimale medizinische Versorgung der Menschen der Region. Aber wir müssen in diesem Jahr noch einige Hausaufgaben erledigen, um in das Krankenhausbauprogramm 2021 aufgenommen zu werden. Das ist momentan unser übergeordnetes Ziel. Die abschließende fachliche Beurteilung der beiden Varianten Generalsanierung oder Neubau wird durch das Gesundheitsministerium gemeinsam mit dem Krankenhauszweckverband und den Gesellschaftern von REGIOMED erfolgen. Die finale Entscheidung von Gesellschaftern, Geschäftsführung und Gesundheitsministerium wird dann voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2020 fallen.
Für das Klinikum in Neuhaus am Rennweg wird derzeit ein Zukunftskonzept erarbeitet. Wie weit ist das Verfahren schon fortgeschritten und welche weiteren Schritte zur Erarbeitung des Zukunftskonzepts sind in diesem Jahr vorgesehen?
Die Grundidee für den Standort besteht: Der Umbau des Klinikums in ein Intersektorales Gesundheitszentrum (IGZ), ähnlich dem Konzept der früheren Poliklinik in der DDR. Das IGZ setzt sich zusammen aus Klinik (stationäre Behandlung) und Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ, ambulante Behandlung). Durch die enge Zusammenarbeit der Ärzte verschiedener Fachrichtungen und verschiedener Sektoren soll die Patientenversorgung verbessert werden. Dadurch wird die Notfallversorgung der Bevölkerung in Neuhaus am Rennweg langfristig sichergestellt. Die Umsetzungsdauer für ein solches Vorhaben würde etwa zwei bis drei Jahre betragen. Die nächsten Schritte sehen wie folgt aus: Neben der bereits im letzten Jahr angekündigten Gesundheitskonferenz in Neuhaus am Rennweg werden wir in den nächsten Monaten ein ausführliches Konzept für den Standort erarbeiten und erste Verhandlungen mit externen Kooperationspartnern wie Krankenkassen oder niedergelassenen Ärzten führen.
Im Föritztaler Ortsteil Oerlsdorf entsteht ein REGIOMED Seniorenzentrum. Wie weit ist der Bau vorangeschritten?
Der Rohbau des Seniorenzentrums „Am Kronacher Teich“ ist weitestgehend fertig. Als nächstes sollen die Fenster eingesetzt werden, anschließend kann mit dem Innausbau begonnen werden. Im Zuge der Geschäftsführer-Wechsel bei REGIOMED wurden auch die Bauprojekte nochmal auf den Prüfstand gestellt und mit Blick auf die Zukunft analysiert. Diese Überlegungen werden im Februar 2020 den verantwortlichen Gremien vorgestellt und gemeinsam die nächsten Schritte besprochen. Natürlich streben wir auch weiterhin eine zeitnahe Inbetriebnahme des Neubaus an und hoffen, dass wir schon bald einen konkreten Termin hierfür nennen können.
Welche Ziele möchten Sie in diesem Jahr mit dem Klinikkonzern REGIOMED erreichen?
Unser wichtigstes Ziel ist momentan die Erreichung der Sanierungsziele und damit die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Stabilität des REGIOMED-Verbundes. Darüber hinaus steht die Weiterentwicklung der Medizin auf unserer Agenda für 2020. Damit haben wir bereits im Dezember mit der Gründung des REGIOMED Zentrums für Altersmedizin begonnen. Im Zuge der Umsetzung unseres neuen Medizinkonzepts sollen in diesem Jahr weitere medizinische Kompetenzzentren folgen. Und nicht zuletzt ist es natürlich mein Ziel und das aller Mitarbeiter, das Vertrauen der Bevölkerung in REGIOMED wieder zu stärken. REGIOMED ist ein starker und verlässlicher Partner in der wohnortnahen Gesundheitsversorgung der Region – diese Botschaft wollen wir wieder verstärkt nach außen tragen.
Das Interview führte unsere Redakteurin Daniela Pondelicek