Stefanie Spanagel trägt bei MANN+HUMMEL Verantwortung für über 500 Mitarbeiter/-innen

Stefanie Spanagel ist seit November 2009 Werkleiterin bei MANN+HUMMEL in Sonneberg. Sie trägt Verantwortung für ca. 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier muss sie, wie sie selbst lachend sagt, täglich „ihren Mann“ stehen. Gleichberechtigung, Feminismus und Frauenquote – alles Stichworte, die in der heutigen Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen und häufig auf kontroverse Ansichten stoßen. 

Stefanie Spanagel berichtet im Gespräch mit dem amadeus-Magazin von Herausforderungen, mit denen sie beim Erklimmen der Karriereleiter konfrontiert wurde und wie sie die Kombination von Privatleben und Karriere für Frauen vereinbar sieht. 

Frau Spanagel, was sind Ihre zentralen Aufgaben als Werkleiterin hier in Sonneberg?
Stefanie Spanagel: Der Standort Sonneberg ist spezialisiert auf Kunststoffverarbeitung und stellt Saugrohre und technische Kunststoffteile für die Automobilindustrie her. Saugrohre führen dem Motor die benötigte Luft für die Verbrennung zu. Wir stellen zudem einen Teil der benötigten Werkzeuge für die eigene Produktion, aber auch für Schwesterwerke weltweit her, konzipieren erste Produktionslinien für die Schwesterwerke und unterstützen sie beim Anlauf der ersten Projekte vor Ort.

Als Werkleiterin habe ich die Aufgabe, das Werk mit ca. 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach unternehmerischen Aspekten zu führen und die Erreichung der Unternehmens- und Werksziele sicher zu stellen. Die Erstellung der jährlichen, strategischen Geschäftsplanung des Werkes und die Planung und Umsetzung von Investitionen gehören ebenso zu meinem Verantwortungsbereich wie auch die technologische Weiterentwicklung im Bereich der Kunststoffverarbeitung und die kontinuierliche Verbesserung all unserer Abläufe – insbesondere in der Produktion und Logistik.

Sie tragen am Standort Sonneberg von MANN+HUMMEL Verantwortung für ca. 500 Mitarbeiter. Wie gehen Sie als Frau damit um?
Stefanie Spanagel: Ich denke, auch nicht anders wie ein Mann. Die Sicherung der Arbeitsplätze am Standort Sonneberg liegt mir persönlich am Herzen. Deshalb sehe ich die kontinuierliche Weiterentwicklung des Standortes als eine der wesentlichsten Aufgaben für mich und meine Mitarbeiter an – getreu dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“. Denn nur wenn wir uns stetig weiterentwickeln, neue Technologien entwickeln und anwenden und Prozesse permanent auf den Prüfstand stellen und optimieren, können wir im Wettbewerb bestehen und den Standort mit seinen Arbeitsplätzen sichern. Und das hat nichts damit zu tun, ob eine Frau oder ein Mann die Aufgaben betreut.

Sie sind sehr sprachbegabt. Neben Ihrer Muttersprache Deutsch sprechen Sie fließend Englisch, Französisch und haben Grundkenntnisse in Spanisch. Wann hatten Sie die Gelegenheit, sich die Sprachen anzueignen und wie wichtig sind diese Sprachkenntnisse bei Ihrer täglichen Arbeit?
Stefanie Spanagel: Schon in der Schule haben Sprachen, also Englisch und Französisch, zu meinen bevorzugten Fächern gehört. Auch den im Gymnasium angebotenen Schüleraustausch mit Frankreich habe ich wahrgenommen und dabei meine Sprachkenntnisse bei mehreren Aufenthalten in Frankreich wesentlich verbessert. Als sich dann die Möglichkeit bot, mein Studium mit deutsch-französischem Doppeldiplom in Reutlingen und Paris zu absolvieren, habe ich „zugegriffen“. Bei Praktika in Frankreich und England konnte ich meine Sprachkenntnisse weiter verbessern. Grundkenntnisse in Spanisch konnte ich an der Universität in Frankreich und im Zuge meiner ersten Tätigkeit bei MANN+HUMMEL im internationalen Umfeld erwerben. Sprachkenntnisse sind in einem international tätigen Unternehmen wie MANN+HUMMEL unerlässlich.

Wann wurden Sie sich bewusst darüber, in einem herausfordernden Beruf und Unternehmen Karriere zu machen?
Stefanie Spanagel: Dass ich in die freie Wirtschaft, in ein Produktionsunternehmen gehen möchte, war für mich bereits bei der Wahl meines Studiums und auch dann bei der Wahl meines ersten Jobs klar. Eine Aufgabe, die mit der Produktion, mit der Verbesserung von Produktions- und Logistikabläufen zu tun hat, war mein Wunsch.

Herausfordernde Aufgaben, spannende Themen, die Möglichkeit, etwas zu bewegen und voran zu bringen – das sind Dinge, die mir Spaß machen und die mich anspornen. All dies habe ich bei MANN+HUMMEL – zuerst in einem Zentralbereich, dann hier bei MANN+HUMMEL in Sonneberg – vorgefunden und die daraus entstandenen Chancen wahrgenommen.

 Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Stefanie Spanagel: Weiterentwicklung und Fortschritt in meinem Verantwortungsbereich zu initiieren … und dann zu sehen, wie aus Visionen und Ideen schrittweise Ziele und Pläne entstehen und letztlich Ergebnisse und Erfolge werden. Und: last but not least der Umgang mit den Menschen. Gemeinsam mit meinem Team an Zielen und Erfolgen zu arbeiten. 

Auf was sind Sie besonders stolz, was Sie bislang in Ihrer Karriere erreicht haben?
Stefanie Spanagel: Auf die Entwicklung des Standorts Sonneberg in den letzten Jahren. Durch die Investitionen in Höhe von über 9 Millionen Euro, die in 2011 und 2012 in Gebäude, Infrastruktur, Fertigungsequipment und weitere Einrichtungen investiert wurden, haben wir hervorragende Rahmenbedingungen zur Verbesserung unserer Produktions- und Logistikprozesse geschaffen. Das Ergebnis aus diesen Optimierungen, aber auch das Ergebnis aus einer Vielzahl an weiteren Projekten und Verbesserungsaktivitäten, die wir in 2012 und 2013 initiiert und umgesetzt haben, sehen wir heute: Wir blicken am Standort Sonneberg auf ein erfolgreiches Jahr 2013 zurück im Hinblick auf die Erreichung unserer Werkziele und die Umsetzung von Projekten. Auf diese Ergebnisse bin ich stolz; stolz bin ich vor allem auf mein Team, das diese Ergebnisse erarbeitet und erzielt hat.

Frau Spanagel, was war die größte Herausforderung, die in Ihrer Karrierelaufbahn auf Sie zu kam?
Stefanie Spanagel: (lacht) Das war ganz eindeutig der Thüringer Dialekt. Sie sehen, es gibt noch größere Herausforderungen als die beruflichen. 

Sehen Sie Karriere und Familienplanung als Frau vereinbar?
Stefanie Spanagel: Ja, absolut. In Deutschland gibt es mittlerweile – wie in anderen europäischen Ländern schon seit geraumer Zeit – eine zunehmende Zahl an Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Hierzu gehören neben öffentlichen Einrichtungen, die zunehmend flexibler hinsichtlich Alter und Betreuungszeiten sind, auch Lösungen wie Tagesmütter, den Einbezug von Großeltern, usw. Diese Möglichkeiten in Kombination mit flexibler Arbeitszeitgestaltung, die viele Unternehmen bieten, stellen die erforderlichen Rahmenbedingungen für Vereinbarkeit von Beruf und Familie dar. Möchte man Karriere und Familienplanung vereinbaren, ist dies aus meiner Sicht unter den gegebenen Rahmenbedingungen, mit guter Organisation und festem Willen möglich. Beispiele aus meinem privaten Umfeld bestärken mich in meiner Meinung. 

Wie schaffen Sie es, Arbeit und Privatleben zu trennen?
Stefanie Spanagel: Indem ich mir bewusst Zeit reserviere und einplane für Privatleben und Hobbys und in diesen Zeiten versuche, die Arbeit Arbeit sein zu lassen.

Welche Erfahrungswerte geben Sie anderen Frauen, die eine ähnliche berufliche Laufbahn wie Sie eingeschlagen haben oder einschlagen möchten, mit auf den Weg?
Stefanie Spanagel: Aus meiner Sicht kommt es nicht darauf an, ob man Mann oder Frau ist. Es kommt vielmehr darauf an, dass man sich mit einer Aufgabe identifiziert, diese annimmt und an sich selbst den Anspruch hat, diese bestmöglich auszufüllen.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Gespräch mit Stefanie Spanagel führten Herbert Schellberg und Martin Backert (Fotos)