„ERASMUS“, eines der wichtigsten Projekte der EU zur beruflichen Bildung, ist mit einem Budget in Höhe von rund 14,8 Mrd. Euro ausgestattet. 22 junge Coburger, die ihre duale Berufsausbildung in Metalltechnik, Elektrotechnik und Holztechnik bei Unternehmen des Wirtschaftsraums Coburg durchlaufen, absolvierten im Rahmen dieses europäischen Programms Betriebspraktika in Belgien, Österreich oder Schweden. Dort hatten sie die Gelegenheit, in verschiedenen Unternehmensbereichen mitzuarbeiten sowie Sprache, Kultur, Land und Leute kennen zu lernen.
Die Coburger Auszubildenden die bei Volvo in Göteborg/Schweden waren, erhielten Einblicke in die Automobilfertigung, beim Kugellagerhersteller SKF waren sie unter anderem mit modernen Herstellungstechniken von Kugellagern beschäftigt. Bei der Firma De coene in der Nähe der belgischen Stadt Waregem waren die jungen Leute bei der Möbelherstellung dabei. Und in Vöcklabruck in Österreich lernte der Coburger Fachkräftenachwuchs bei der Firma Kukla die Herstellung von Waagen kennen, bei der Firma hawle erlebten sie die Produktion von Industriearmaturen. Im Gegenzug absolvieren Auszubildende von europäischen Partnerschulen Praktika in Coburger Firmen, aktuell je 2 junge Belgier in Begleitung ihres Betreuers Philip Breye bei Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG, Kaeser Kompressoren SE und Lasco Umformtechnik GmbH. Im Zeitraum 2014 bis 2020 sollen EU-weit ca. 4 Millionen Menschen von diesem Programm profitieren. Bisher absolvierten 94 gewerbliche Auszubildende aus Coburg Betriebspraktika in Belgien, Schweden und Österreich.
IHK-Präsident Friedrich Herdan betonte bei der Verleihung der „europass Mobilität“-Zertifikate in seiner Laudatio die Bedeutung internationaler Berufskompetenzen, die in der Arbeitswelt der exportstarken Coburger Wirtschaft stetig an Bedeutung gewinnen. Es sei deshalb wichtig, sich frühzeitig mit den europäischen Nachbarn auf allen Ebenen auseinanderzusetzen. Und gerade angesichts aktueller Entwicklungen werde deutlich, wie bedeutend die Grundfreiheiten eines europäischen Binnenmarktes sind, die jungen Menschen vermittelt werden sollten. „Es geht um grenzenlosen Austausch von Waren und Dienstleistungen, Reisefreiheit, aber auch um Werte. Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern müssen wir uns wieder mehr für einen wertebasierten, offenen und fairen Umgang innerhalb der EU sowie auch auf globaler Ebene einsetzen“, appellierte Herdan.
Neben geographischer Mobilität ist vor allem aber auch geistige Flexibilität gefordert, erklärte der IHK-Präsident am Beispiel der Digitalisierung. Er warb dafür, die „digitale Transformation“ als Chance zu begreifen, etablierte Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und neue Wertschöpfungsstrukturen aufzubauen. „So sichern wir uns im europäischen Wettbewerb Beschäftigungsmöglichkeiten und Wohlstand in der starken Wirtschaftsregion Coburg. Dafür braucht es in hohem Maße bestens ausgebildete Fachkräfte aus unserer dualen Berufsausbildung, die im europäischen Verbund erfolgreich agieren können“, so Herdan.
Oberstudiendirektor Anton Staudigl, Leiter der Staatlichen Berufsschule I und der Staatlichen Fachschule für Maschinenbautechnik, erinnerte an die jüngere, von Krieg geprägte Geschichte des Kontinents und an die lange Friedenszeit, die das vereinte Europa gebracht hat. Mit Blick auf aktuelle Probleme in der EU betonte er: „Mein Europa ist das friedliche, menschenwürdige Europa, für das ich mich einsetze und dafür arbeiten wir mit an Erasmus+.“ Staudigl stellte den Anwesenden das neue „Erasmus+“-Team der Berufsschule I Coburg vor: stellvertretender Schulleiter StD Rolf Sander, StD Nico Höllein, OStR Hubertus Claus und StR Christoph Fuchs.
Anton Staudigl bedankte sich bei den beteiligten Unternehmen, die den Erwerb internationaler Berufskompetenzen im Rahmen von „Erasmus+“ unterstützen: Brose Fahrzeugteile GmbH & Co.KG, Dietze + Schell Maschinenfabrik GmbH & Co. KG, Federn Dietz GmbH, Haba Habermaaß GmbH, Hamuel Reichenbacher GmbH, Kaeser Kompressoren SE, Kapp Werkzeugmaschinen GmbH, Lasco Umformtechnik GmbH, Prysmian Kabel und Systeme GmbH, Saint Gobain IndustrieKeramik Rödental GmbH, Sinit Kunststoffwerke GmbH, Städtische Werke Überlandwerke Coburg GmbH, Unimatic Automationssysteme GmbH, Werkzeugmaschinenfabrik Waldrich Coburg GmbH und Zweckverband für Abfallwirtschaft in Nordwest-Oberfranken.