„Wegen des Krieges in der Ukraine hat Coburgs Wirtschaft massive Kostensteigerungen für Energie, Rohstoffe, Warentransporte und Vorleistungen zu schultern. Auch die Unterbrechungen in den Lieferketten haben sich verstärkt und verschärfen die Verfügbarkeit von Vorprodukten und Rohstoffen. Trotz dieser Widrigkeiten machen unsere Betriebe derzeit noch gute Geschäfte. Der Ausblick aber ist düster: So erwartet unsere exportstarke Industrie, dass in Folge des Ukraine-Krieges Engpässe bei der Versorgung mit Erdgas und Rohstoffen drohen und die Preise weiter explodieren. Dazu kommen die Auswirkungen von Chinas Null-Covid-Strategie, insbesondere die Schließung des Hafens von Shanghai belastet zunehmend die Lieferketten“, kommentiert Präsident Dr. Andreas Engel die aktuellen Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHK zu Coburg.  

Dr. Andreas Engel

Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der als Stimmungswert sowohl die aktuelle Geschäftslageder Unternehmen als auch ihre Geschäftserwartungen abbildet, verharrt demnach wie schon zu Jahresanfang bei 107 Punkten.

Aktuelle Geschäftslage: Die geschäftliche Lage der regionalen Wirtschaft zum Frühjahr hin hat sich positiv entwickelt. Vor allem die Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungswirtschaft haben sich weiter aus dem Corona-Tal herausgearbeitet. Dagegen bleibt die Situation in Gastronomie und Hotellerie weiterhin angespannt. So beurteilen 44 Prozent der Unternehmen die eigene Situation als gut und 39 Prozent als zufriedenstellend. 17 Prozent der Unternehmen vermelden derzeit eine schlechte Geschäftslage. Der Saldo aus guten und schlechten Lagebewertungen stieg im Vergleich zum Jahresanfang um 21 Punkte auf jetzt 28.

Erwartungen: Die geschäftlichen Aussichtenauf die kommenden Monate werden im Vergleich zum Jahresanfang deutlich pessimistischer eingeschätzt, per Saldo um 17 Punkte. Ein Fünftel der Befragten geht von geschäftlicher Aufhellung aus, 30 Prozent der Betriebe rechnen mit Geschäftseintrübung. Es dominieren die Sorgen vor weiteren Kostensteigerungen und Risiken in der Versorgungssicherheit bei Energie, Rohstoffen, Vorprodukten und Einsatzmaterialien sowie vor zunehmenden Logistikbeeinträchtigungen und einem Nachfragerückgang durch kriegsbedingt verunsicherte Kunden.

„In diesem Umfeld ist es für unsere gewerbliche Wirtschaft jetzt wichtig, Impulse für mehr Stabilität, Investitionen und Wachstum zu setzen“, appelliert Dr. Engel.

„Dazu brauchen wir Sicherheit bei der Energieversorgung und Beschleunigung bei Planung und Genehmigung von Investitionsprojekten. Kurz zusammengefasst: Wachstum hängt nun mehr denn je davon ab, dass die Wirtschaft eine unterbrechungsfreie Versorgung bei Strom, Erdgas und Rohstoffen hat“, so IHK-Präsident Dr. Engel abschließend.

Die Branchen im Einzelnen

Industrie gesamt

Aktuelle Lage: Die Einschätzungen der regionalen Industrieunternehmen zur aktuellen Geschäftslage haben sich im Vergleich zur Vorumfrage nochmal verbessert. Gestiegene Auftragseingänge insbesondere aus dem Inland und Nord-Amerika sorgen bei 83 Prozent der Unternehmen für einen relativ großen bzw. ausreichenden Auftragsbestand.

48 Prozent der befragten Betriebe beurteilen ihre aktuelle Lage als gut, während 9 Prozent von einer schlechten Geschäftslage sprechen. Der Saldo aus guten und schlechten Einschätzungen steigt auf 39 Punkte nach 22 Punkten in der Vorumfrage.

Nach wie vor kann die lebhafte Nachfrage nach Industrieprodukten nicht immer zuverlässig bedient werden, da Lieferengpässe und Preisanstiege bei Rohstoffen, Vorprodukten und Einsatzmaterialien das Geschäft hemmen. Nahezu alle produzierenden Betriebe berichten von stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen. Für zusätzliche Belastungen sorgen Logistikprobleme und hohe Frachtkosten.

Erwartungen: Der Ausblick der Unternehmer auf die künftige Geschäftsentwicklung hat sich stark eingetrübt. Lediglich 13 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen mit einer Geschäftsbelebung, 40 Prozent erwarten Gegenteiliges. Der Saldo büßt gegenüber dem Jahresanfang 31 Zähler ein und erreicht mit minus 27 Punkten ein stark unterdurchschnittliches Niveau. Grund dafür sind vor allem die steigenden Energie- und Rohstoffpreise, für neun von zehn Betrieben sind sie das größte Geschäftsrisiko. Große Unsicherheiten herrschen zudem über den weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges und des Corona-Lockdowns in der Region Shanghai sowie bzgl. der Auswirkungen auf die globalen Lieferketten und das für die Coburger Industrie wichtige Exportgeschäft.

Industrie im Einzelnen:

Maschinenbau

Aktuelle Lage: Coburgs Maschinenbauer starteten schon zu Beginn des Jahres mit guten Auftragsbeständen und konnten diese aktuell mit Bestellzuwächsen aus dem In- und Ausland, insbesondere aus Nord-Amerika, nochmals steigern. Alle befragten Unternehmen bewerten ihre Kapazitätsauslastung als „befriedigend“ bzw. „voll“. Der positive Trend bei den Auftragseingängen wird aber nach wie vor beeinträchtigt durch Material- und Rohstoffknappheit, zwei Drittel der Betriebe berichten hier von „erheblicher Beeinträchtigung“, sowie durch starke Preissteigerungen bei Energie.

Erwartungen: Für die kommenden Monateerwartet die Mehrheit der befragten Unternehmer eine Seitwärtsbewegung. Optimisten und Pessimisten halten sich per Saldo die Waage. Wie stark die Geschäfte im Maschinenbau durch den Krieg sowie die anhaltenden Material- und Personalengpässe in Mitleidenschaft gezogen werden, ist nicht vorhersehbar. 

Automobilzulieferer und Vorleistungsgüterindustrie

Aktuelle Lage: Für die heimischen Automobilzulieferer und Vorleistungsgüterproduzenten bleibt die aktuelle Geschäftslage im Vergleich zur Vorumfrage nahezu unverändert (per Saldo + 2 Punkte). 41 Prozent bewerten ihre aktuelle Lage als „gut“, 6 Prozent sind unzufrieden. Orderzuwächse konnten nur aus dem Inland verzeichnet werden.

Weiterhin bestimmen die Herausforderungen bei der Bewältigung der Mobilitätswende die Branche sowie Einschränkungen entlang der automobilen Wertschöpfungsketten. Verschärft wird die aktuelle Lage zudem durch den von Russland initiierten Angriffskrieg in der Ukraine.

Erwartungen: Angesichts einer Vielzahl verschiedener Einflussfaktoren mit Auswirkungen auf den Automobilmarkt blicken die befragten Unternehmensvertreter äußerst pessimistisch auf die kommenden Monate. Neben Engpässen bei Vorprodukten und angespannten Logistik- und Lieferketten sind dazu mögliche neue und zusätzliche Corona-Lockdowns in China sowie der weitere Verlauf des Krieges in der Ukraine zu zählen. Mit einer negativen Geschäftsentwicklung rechnen daher 50 Prozent der Befragten.

(Polster-)Möbelindustrie

Aktuelle Lage: Das Thema Wohnen und Einrichten stand auch im Frühjahr im Konsumverhalten bei Verbrauchern hoch im Kurs und sorgte bei unseren heimischen Polstermöbelherstellern für gute Geschäfte und Auftragszuwächse aus dem Inland. Gleichzeitig

stellt die hohe Nachfrage die Branche vor große Herausforderungen. So bestehen bei vielen Vormaterialien, wie Holz, Schaumstoffen, Beschlägen und elektronischen Bauteilen, erhebliche Engpässe und Verteuerungen, aber auch Fachkräftemangel und immer knapper werdende logistische Kapazitäten plagen die Branche.

Aktuell berichten 50 Prozent der befragten Unternehmer von guten Geschäften (Vorumfrage 38 Prozent), 13 Prozent der „Möbler“ sind derzeit unzufrieden.

Erwartungen: Die Aussicht auf die kommenden Monate ist bei den heimischen Betrieben von Pessimismus geprägt. Störfaktoren, wie das weitere Pandemiegeschehen, die Inflation, Lieferengpässe sowie erwartete Zurückhaltung bei Konsumausgaben auf Grund gestiegener Preise bei Energie und Alltagsgütern, sorgen für große Unsicherheit. Zwei Drittel der Branchenvertreter gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage aus.

Dienstleistung

Versicherungs- und Finanzgewerbe

Aktuelle Lage: Weiterhin zufrieden mit der aktuellen Situation zeigt sich das regional starke Versicherungs- und Finanzgewerbe, wenngleich die Inlands-Umsätze im Frühjahr im Vergleich zur Vorumfrage leicht zurückgegangen sind. Die Unternehmen berichten von voller bzw. befriedigender Auslastung in den vergangenen sechs Monaten. 86 Prozent der Branchenvertreter bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“, kein Unternehmen ist „unzufrieden“.

Erwartungen: Auf die kommenden Monate blicken die Branchenvertreter vorsichtig optimistisch. 14 Prozent rechnen mit einer weiteren Verbesserung der Geschäftslage. Unsicherheiten werden in den wirtschaftlichen Perspektiven der privaten Haushalte infolge der Energiepreisbelastungen und in den politischen Rahmenbedingungen gesehen, die sich in der laufenden Legislaturperiode ergeben.

Unternehmensnahes Dienstleistungsgewerbe

Aktuelle Lage: In der unternehmensnahen Dienstleistungswirtschaft bleibt die Stimmung gut. Die Unternehmen profitieren noch von einer guten wirtschaftlichen Gesamtlage. Derzeit bewerten 60 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut, 13 Prozent sind unzufrieden. Die Branchenvertreter berichten von stabilen Umsätzen und überwiegend „voller“ bzw. „befriedigender“ Auslastung.

Erwartungen: Die Aussichten auf die kommenden Monate bleiben vorsichtig optimistisch. 36 Prozent der Branchenvertreter rechnen mit einer Verbesserung der Geschäfte, 21 Prozent mit einer Verschlechterung. Der Saldo sinkt im Vergleich zur Vorumfrage von 25 auf 14 Punkte.

Handel

Einzelhandel

Aktuelle Lage: Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage der Coburger Einzelhändler fällt nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen und damit einem uneingeschränkten Geschäftsbetrieb wieder positiver aus. Die Kunden kommen zum Frühjahrsbummel wieder in die Geschäfte zurück. Derzeit bezeichnen 43 Prozent der Einzelhändler ihre Geschäftslage wieder als „gut“, 50 Prozent als „befriedigend“. Aber auch der Handel kämpft mit Lieferschwierigkeiten, weshalb er die Wünsche seiner Kunden bisweilen nur mit längeren Wartezeiten und in Einzelfällen gar nicht erfüllen kann. Knapp ein Drittel der befragten Unternehmer spricht von Warenbeständen „kleiner als saisonüblich“.

Erwartungen: Der Ausblick der Händler auf die Geschäfte in den kommenden Monaten hat sich wieder eingetrübt. Explodierende Energiekosten, Preissteigerungen bei vielen Konsumprodukten sowie die Ungewissheit über die Kriegsdauer und die Folgen des Russlnd-Ukraine-Konfliktes drücken auf die Konsumstimmung. 46 Prozent erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Eine gleichbleibende Entwicklung prognostizieren 39 Prozent, 15 Prozent der Betriebe rechnen mit besseren Geschäften.

Großhandel

Aktuelle Lage: Die geschäftlichen Lagebeurteilungen der Grossisten haben zum Frühjahr nochmals einen Schritt nach vorn gemacht. Derzeit vermelden zwei Drittel der Großhändler eine gute Geschäftslage und ein Drittel spricht von einem befriedigenden Geschäftsverlauf. 83 Prozent der Großhändler ist es gelungen, die Umsätze gegenüber dem Vorquartal zu steigern. Allerdings leidet auch der Großhandel unter den Lieferengpässen der vorgelagerten Wirtschaftsstufen sowie unter Logistikproblemen. Der Großteil der Branche vermeldet höhere Einkaufspreise, die aber zumeist an die Kunden weitergegeben werden.

Erwartungen: Gestörte Lieferketten, Preisexplosionen und kriegsbedingte Verunsicherung sorgen im Großhandel dafür, dass nicht von einem weiteren Wachstum auszugehen ist. Die Mehrheit der Befragten erwartet in den kommenden Monaten eine Seitwärtsbewegung, wenn überhaupt.

Tourismus

Aktuelle Lage: Die Lockerungender Corona-Pandemiemaßnahmen im Hotel- und Gastgewerbe haben in der Branche nicht für die erhoffte Erholung gesorgt. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau kann absolut nicht vermeldet werden. Zu groß waren die Umsatzeinbußen während der Pandemie, zudem fehlen nach wie vor Umsätze aus Urlaubs- und Geschäftsreisen. Darüber hinaus bereiten der Fachkräftemangel sowie Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie den Betrieben große Sorgen. Aktuell beurteilt kein Unternehmen seine Geschäftslage als „gut“, immerhin 39 Prozent bewertet sie als „befriedigend“. Der Saldo aus positiven und negativen Beurteilungen bleibt mit minus 61 Punkten weiterhin tief im negativen Bereich.

Erwartung: Deutlich zuversichtlicher blicken die Branchenvertreter auf die kommenden Monate. 44 Prozent rechnen mit steigenden Umsätzen sowohl bei Tagestouristen als auch bei Geschäfts- und Urlaubsreisenden. Auf Grund der gestiegenen Preise bei Vorprodukten und Energie wollen 56 Prozent der Betriebe ihre Übernachtungs- und Verzehrpreise erhöhen.