Im Juli hat der Stadtrat Bad Rodach und der seit 2012 bestehende Zweckverband „ThermeNatur“: Stadt Bad Rodach, Stadt Coburg und Landkreis Coburg, entschieden die Betriebsführung der „ThermeNatur“ der Sonneberger Bäder GmbH zu übertragen.

Dem Beschluss ging eine EU-weite Ausschreibung des Betriebsführungsvertrages voraus. Der Geschäftsführer der Sonneberger Bäder GmbH, Lutz Lange, ist auf dem Freizeit- und Bädermarkt kein Unbekannter. So betreibt die Sonneberger Bäder GmbH das „Sonnebad“ in Sonneberg, das Adam-Riese-Bad mit Campingplatz in Bad Staffelstein, den Klettergarten in Kloster Banz und weitere ähnliche Einrichtungen im Bundesgebiet. Außerdem wird die Mannschaft um Lutz Lange für den Tourismus in Stadt & Landkreis Sonneberg verantwortlich und im Tourismusverein “Coburg.Rennsteig – grenzenlos fränkisch” im Marketingausschuss als Ausschussvorsitzender tätig. Lange bezeichnet sich selbst als ein Bäder- und Tourismusexperte. „Die Stadt Bad Rodach und der Zweckverband erhoffen sich mit der Übertragung der Betriebsführung eine Verbesserung des Wirtschaftsergebnisses für die „ThermeNatur“ bzw. Qualitäts- und Serviceverbesserungen für unsere Gäste“, so Bad Rodachs Bürgermeister Tobias Ehrlicher. Er führt weiter aus, dass die „ThermeNatur“ ein Eigenbetrieb der Stadt bleibt. Auch der Zweckverband bleibt weiter bestehen. Der öffentlich-rechtliche Vertrag, der zeitnah auch vom Kreistag und dem Stadtrat Coburg genehmigt wurde, verlängert die Zusammenarbeit der drei Gremien zunächst bis zum Jahr 2020. „Mit ihrer finanziellen Beteiligung stellen unsere Partner den Fortbestand der ThermeNatur weiterhin sicher“, erklärt Bürgermeister Tobias Ehrlicher. Der neue Vertrag ändert an den Vorgaben zur Finanzstruktur nichts. Sowohl Stadt Coburg als auch der Landkreis beteiligen sich am Betriebskostendefizit des laufenden Betriebes weiterhin mit einem Höchstbetrag von jeweils 150 600 Euro jährlich. Die Beschäftigten der „ThermeNatur“ werden auf die GmbH übergehen. An den Arbeitsbedingungen soll sich nichts verändern. „Auch die Eintrittskarten und Gutscheine behalten weiterhin ihre Gültigkeit“, so Ehrlicher. Derzeit sorgen etwa 70 Mitarbeiter, vorwiegend im Schichtdienst, für den reibungslosen Bad- und Saunabetrieb. Einige der Mitarbeiter sind zudem als Servicebeauftragte damit beschäftigt, die Servicequalität im Hause jeden Tag aufs Neue ein Stück weiterzuentwickeln, um den Gästen ein ganzheitliches Wohlfühl- und Gesundheitserlebnis zu garantieren. Mit der Übernahme der ThermeNatur Bad Rodach wird die Sonnebegerin Stine Michel gemeinsam mit Lutz Lange geschäftsführende Gesellschafterin des Thermalbades. amadeus  sprach mit Stine Michel über ihre Pläne für die Zukunft.

amadeus: Was hat der Kur- und Badegast an Veränderungen zu erwarten?

Stine Michel (sm): Wir werden noch mehr Dienstleister sein, wir werden uns mit den Mitarbeitern und der Therme selbst noch mehr den Bedürfnissen der Gäste anpassen.  So werden wir am 1. Weihnachtsfeiertag und am 1. Januar 2016  geöffnet haben. Das Restaurant wird perspektivisch statt an 5 Tagen, dem Gast 7 Tage pro Woche zur Verfügung stehen. Wir werden kurzfristig im abgeschlossenen Gastronomiebereich und im Restaurant W-LAN haben.  Einige Überraschungen werden wir uns natürlich lassen, da wir neugierig auf einen Besuch in der ThermeNatur machen wollen.

amadeus: Gibt es weitere personelle Veränderungen?

sm: Zurzeit sind wir dabei die von außen gewonnenen Erkenntnisse und Möglichkeiten nun auch von innen heraus zu analysieren. Es gilt über Aktenlagen und Mitarbeitergespräche das vorhandene Wissen und die neuen Denkansätze noch einmal zu überprüfen. Ich freue mich besonders, dass wir mit Holger Jakob einen ehemaligen Kollegen für die Funktion des Badleiters wiedergewinnen konnten und aus der Verwaltungszentrale konnte ich mir mit Tim Hübner einen Stellvertreter aussuchen, der seinen Weg über den Leiter des Waldklettergartens Kloster Banz nach Bad Rodach gefunden hat. Wir haben inhaltliche Veränderungen vor und dazu brauchen wir motivierte Mitarbeiter. Wer für die ThermeNatur Bad Rodach und den neuen Weg ist, wird sich im Unternehmen wiederfinden.

amadeus: Wie differenziert sich die Therme Natur Bad Rodach von seinen Wettbewerbern? Wen sehen Sie überhaupt als Mitbewerber?

sm: Wir haben in der Region eine hohe Thermendichte. Selbstverständlich haben wir nach innen Wettbewerber, aber in der Außenbewerbung wollen wir unsere Partner Bad Colberg und Bad Staffelstein bewegen, bei gemeinsamen Auftritten die Gäste in die Region zu ziehen. Jeder auswärtige Gast, der in unsere Region kommt, ist ein Mehrgewinn für alle.

amadeus: Was zeichnet eine gute Geschäftsführerin aus? Ihr „Chef“ sieht sich als Touristiker mit dem Schwerpunkt Wasser – gliedern Sie sich da ein?

sm: Wir haben eine klare Firmenphilosophie die nicht nur Lutz Lange so sieht, sondern alle Führungskräfte und Mitarbeiter. Dafür stehe auch ich ein. Egal welches Tourismussegment wir bedienen, wir sehen uns immer als Dienstleister für unsere Gäste.

amadeus: Die Therme bleibt ja auch nach der Vertragsunterzeichnung mit Stine Michel und Lutz Lange ein Eigenbetrieb der Stadt Bad Rodach – wie sehr schränkt Sie das in Ihren Handlungsspielräumen ein.

sm: Dieses Modell einer transparenten, gläsernen Betriebsführung praktizieren wir seit dem Jahr 2000 in Sonneberg und seit 1998 in Wittenberge. Es ist gut für das gemeinsame Vertrauen und weder die Stadt noch wir haben Geheimnisse im Umgang miteinander. Eine erfolgreiche Betreibung der ThermeNatur ist nur mit einem gemeinsamen Wir-Gefühl zu erreichen und dafür ist diese Form der Betreibung mehr als geeignet. Außerdem wollen wir in unserer Arbeit die Verwaltung und die regionale und lokale Politik mitnehmen.

amadeus: Werden von Betreiberseite Investitionen geplant oder geht das nur in Zusammenspiel mit Stadt Bad Rodach, Stadt Coburg und Landkreis Coburg?

sm: Die zur Zeit angedachten Investitionen gehen nur im Zusammenspiel mit der Stadt Bad Rodach, der Stadt Coburg und dem Landkreis Coburg.

amadeus: Wie sehen Sie die Perspektive für die Therme Natur Bad Rodach unter Ihrer Führung?

sm: Mehr Besucher, eine umfängliche Vollgastronomie, angepasste Öffnungszeiten, verbesserte Dienstleistung, mehr Service für unsere Gäste und eine deutliche Verringerung des finanziellen Zuschusses. Vor allem wollen wir auch mit der Gästeinformation zusammen ein Partner der touristischen und gastronomischen  Anbieter der Stadt und der Region, sowie ein Motor im Tourismusverein Coburg.Rennsteig sein. Wir engagieren uns dafür, dass Hotels mehr Übernachtungen haben, Museen mehr Besucher, Gaststätten mehr Gäste. Und dafür stehen wir mit unserem Team.

amadeus: Sie sind schon auf Wohnungssuche, und einen Kindergartenplatz. Schon Angebote bekommen?

sm: Hier in Bad Rodach und in der Region wurde ich mit offenen Armen empfangen, so wie ich schon vor 11 Jahren in Sonneberg empfangen worden bin. Freundliche und hilfsbereite Menschen kümmern sich mit viel Engagement darum, dass meine Familie schnell ein Teil Bad Rodachs wird. So meldete sich eine Kita-Einrichtung und bot mir kurzer Hand einen Platz für meinen Jüngsten an. Auch die Schulleitung eines Gymnasiums in Coburg kam mir mit einem schnellen Termin entgegen. Ich bin mir ganz sicher, dass sich schon bald eine schöne Wohngelegenheit für meinen Arbeitsort finden wird.

Das Gespräch führte amadeus-Redakteur Herbert Schellberg