Auf Luthers Spuren: So musste es auch vor knapp 500 Jahren gewesen sein: Brauchknechte, Würzweiber, Viertelmeister und eine Schützen- und Artilleriekompanie bahnten sich ihren Weg durch die Coburger Gassen.

Was allerdings vor einem halben Jahrtausend der Reformator Martin Luther war, der während des Reichstages in Augsburg in Coburg Station machte, waren am vergangenen Wochenende Mitglieder des Vereins „1000 Jahre Kronach“. Rund 50 von ihnen waren auf Einladung eines Coburger Gastwirts in die Vestestadt gekommen und bereicherten mit ihren originalgetreuen Kostümen das bunte Treiben in der Innenstadt.

Noch bevor die Gruppe allerdings ihrer Aufgabe der „Bier- und Bratwurstprüfung“, so wie sie früher vom Viertelmeister durchgeführt wurde, nachgehen konnte, gab es einen Abstecher ins Coburger Rathaus. Oberbürgermeister Norbert Tessmer empfing die historische Reisegruppe und versuchte zunächst alte Gräben zu überwinden: „Die Zeiten in denen sich  Coburger und Kronacher missgünstig Beäugten spielen in der heutigen Zeit hoffentlich keine Rolle mehr. Ich empfange sie zumindest ausgesprochenen gerne in unserer Stadt. Besonders in diesem historischen Jahr, in dem nicht nur die Reformation sondern auch die Ökumene eine große Rolle spielen soll.“

Da pflichtete ihm auch Kronach bekanntester Bürger bei. Der Maler Lucas Cranach der Ältere war mit dem Gefolge gereist und gab zu, schon zu Zeiten Martin Luthers immer wieder vom katholischen Kronach ins protestantische Coburg gekommen zu sein, um hier zu arbeiten.

Beim anschließenden Bratwurstessen auf dem Marktplatz kamen bei den Kronacher Gästen aber trotzdem alte Verhaltensweisen zu Tage: Die Reisegruppe bestand darauf, dass die Brötchen zur Coburger Bratwurst nicht wie üblich senkrecht, sondern waagerecht eingeschnitten werden mussten.