Aufgeben ist nicht das Ding in Sumbarch. Schon gar nicht wenn die Sonneberger Aktionen in Erfurt und der Landesregierung auf Ignoranz trifft. Somit geht der Protest ungehindert weiter und Demo Nummer 4 steht an.  Noch während wir diesen Artikel schreiben und nachdem uns die Pressemitteilung der Stadt Sonneberg (s.u.) erreicht, kommt eine Antwort aus dem Büro des Ministerpräsidenten in das Sonneberger Rathaus. Auf die Einladung zu den Demos in Sonneberg wird Bodo Ramelow verzichten, jedoch ist man gerne bereit, weiter einen konstruktiven Dialog zu führen. Nach 1.000 Paketen mit den “letzten Hemden” aus Sonneberg wird nun auch eine Nachfassaktion gestartet. Auch hierzu erhält jeder Versender (lt. Mitteilung aus Erfurt) eine Antwort vom MP und die gesammelten Hemden bringt Herr Ramelow wieder nach Sonneberg zurück und wird diese einer sozialen Einrichtung spenden. Unterstützung für den Kampf der Sonneberger kommt auch vom Coburger Landrat, Michael Busch, der sich in die Rednerliste am Montag eingereiht hat.

Lesen Sie aber selbst in der folgenden offiziellen Pressemitteilung der Stadt Sonneberg den aktuellen Stand und die Planungen und bilden sie sich ihre Meinung:

 

(Pressemitteilung vor (!!) Eingang der Antwort aus dem Büro des Ministerpräsidenten (auch 9.6.))Noch keine Antwort von Ministerpräsident Bodo Ramelow

Sonneberg, 9. Juni 2017 – Vielerorts in Thüringen protestiert man dieser Tage gegen die Gebietsreform der rot-rot-grünen Landesregierung. Doch nirgendwo sind die Proteste so stark wie in der fränkisch geprägten Spielzeugstadt Sonneberg, die direkt an der Landesgrenze zu Bayern liegt. Die Menschen vor Ort sorgen sich, weil der Erfolgsregion und ihrer Kreisstadt im geplanten Großkreis ein gewaltiger Bedeutungsverlust droht. Die mit 24.000 Einwohnern derzeit größte Kreisstadt südlich des Rennsteigs fürchtet durch den Verlust von Institutionen, Verwaltungsbeschäftigten und Kaufkraft zudem einen negativen Effekt für die Stadtentwicklung, die seit 1990 vorbildlich ist. Obwohl Stadt und Landkreis an der Spitze der wirtschaftlichen Motoren in Thüringen und den neuen Bundesländern stehen, spielt man in den Gebietsreform-Plänen der Landesregierung bislang nur die abwertende Rolle der Fusionsmasse. Ungeachtet einer Reihe von mittlerweile ins Feld geführten Gebietsvarianten haben sich Vertreter von Rot-Rot-Grün zuletzt auf die Bildung eines Südthüringer Großkreises durch die Zwangsfusion der Landkreise Sonneberg, Hildburghausen und Schmalkalden-Meiningen mit der Stadt Suhl verständigt. Kreisstadt dieses Großkreises – dessen Fläche das Saarland übertrifft – soll das rund 80 Kilometer entfernte Meiningen werden. Gegen die Bildung eines solchen Großkreises demonstrieren Menschen aus dem Sonneberger Land seit Wochen. Am 8. Mai waren es 3.000 Bürger, am 15. Mai 3.500 und am 22. Mai gar 4.500 Bürger, die auf dem Bahnhofsplatz gegen die derzeitigen Gebietsreform-Pläne und für ihre Sonneberger Heimatregion auf die Straße gegangen sind. Am 12. und 19. Juni finden jeweils um 18 Uhr eine vierte und fünfte Montagsdemonstration statt.

1.000 Pakete an Bodo Ramelow

In Zuge dessen hat die Stadt Sonneberg vor einigen Wochen mit engagierten Bürgern und mit Unterstützung aus der örtlichen Wirtschaft eine einzigartige Protestaktion gestartet, die im wahrsten Sinne des Wortes in der Landeshauptstadt Erfurt Wirkung zeigen sollte. Unter dem Motto „Mein letztes Hemd für meine Kreisstadt Sonneberg“ wurde dazu eingeladen, ein Päckchen mit einem Hemd und einem Forderungsschreiben zum Erhalt der Kreisstadt Sonneberg an Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) in die Erfurter Staatskanzlei zu schicken. Unzählige Menschen sind dem Aufruf gefolgt und haben über tausend Pakete mit ihrer Forderung gen Erfurt gesandt. In der Staatskanzlei indes ignoriert man das Anliegen und die Aktion der Sonneberger bislang hartnäckig. Weder haben die Versender der Päckchen – die immerhin Bürger des Freistaates sind und von staatlichen Institutionen auf postalische Eingaben hin eigentlich eine Antwort erwarten dürfen – eine Rückmeldung bekommen, noch hat sich die Landesregierung gegenüber Medien geäußert. Scheinbar wurde in Erfurt die Parole „Durchhalten und Aussitzen!“ ausgegeben. Denn auch die Einladungen der Stadtverwaltung, auf den Kundgebungen zu den Menschen zu sprechen und ihnen gegenüber die eigenen Pläne zu erläutern, schlug man bislang aus.

Gleichgültigkeit mit Briefen kontern

Das Wegducken der Landesoberen will man sich in Sonneberg jedenfalls nicht gefallen lassen. Deshalb soll der Paketaktion nun eine Briefaktion folgen. So darf sich Ministerpräsident Ramelow darauf einstellen, dass jeder Paket-Versender nun noch einmal mit einem freundlichen Schreiben nachhakt, wie es um seine Eingabe steht. Damit bekommt nicht nur die Poststelle der Staatskanzlei weiter Arbeit. Vor allem bleibt es spannend, wie lange sich die Regierung und ihr Chef noch ignorant zeigen können.

Unterstützung aus Bayern

Solidarität erhalten die Sonneberger übrigens aus dem benachbarten Freistaat Bayern, mit dem man traditionell eng verbunden ist und wo gerade auf kommunaler Ebene vielfältige Kooperationen bestehen. Entsprechend groß war der Jubel der Demonstrierenden am 15. Mai, als Sonnebergs Bürgermeister Dr. Heiko Voigt Überraschungsgäste aus dem Freistaat Bayern auf der Bühne begrüßen konnte. So waren aus der Partner- und Nachbarstadt Neustadt bei Coburg Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD), seine Stellvertreter und der komplette Stadtrat zur Unterstützung angereist und hatten hierfür gar eine Sitzung des Stadtrates unterbrochen. In seiner gefeierten Rede forderte Oberbürgermeister Rebhan die Thüringer Landesregierung auf, die Gebietsreform zu stoppen. Wenn Sonneberg geschwächt werde, wirke sich das negativ auf die gesamte Region und damit auch auf Neustadt bei Coburg und den länderübergreifenden Lebens- und Wirtschaftsraum aus – zumal man sich gemeinsam unter dem Dach der Europäischen Metropolregion Nürnberg weiterentwickelt.

Unmut wird wöchentlich größer

Die Ignoranz der Thüringer Landesregierung werten viele Menschen des Sonneberger Landes als Vorgeschmack dessen, wie es ihrer Heimatregion nach der Gebietsreform in einem Großkreis ergehen wird. Weil man sich zunehmend als Lobby-loser Spielball der immer wieder neuen Gebietsreform-Rochaden der rot-rot-grünen Landesregierung fühlt, entfernt man sich innerlich mehr und mehr von Thüringen. Die Rufe für einen Länderwechsel nach Bayern sind längst nicht nur in sozialen Netzwerken zu finden, sondern werden auch auf den Montagsdemonstrationen immer stärker thematisiert. Die moralische Abkehr der ohnehin fränkisch „tickenden“ Sonneberger von Thüringen wird durch die vorsätzliche oder fahrlässige Gleichgültigkeit der Landesregierung innerhalb der Gebietsreform nur bestärkt. Insofern sind Ministerpräsident Ramelow und seine Landesregierung gefordert, wenn man die Menschen in der so dynamischen Wirtschaftsregion Sonneberg nicht gänzlich verlieren will.
Mehr zur Aktion und den Kundgebungen finden Interessierte unter www.sonneberg.de.