Seit neustem findet man beim Springer Verlag auch ein Buch, welches in unserer Heimat verfasst wurde. Unter den Rubriken Energie und Stromspeicher ist es mit dem Titel „ Stromspeicher und Power-to-Gas im deutschen Energiesystem“ zu finden. Der 26 Jährige Autor Martin Zapf ist in einem Judenbacher Ortsteil bei Sonneberg aufgewachsen. Er ist derzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule in Coburg tätig, spielt in seiner Freizeit beim SC 06 Oberlind Fußball, verbringt gerne Zeit mit seiner Familie und wohnt nun mit Freundin in Coburg. Da uns das Thema sehr interessiert, haben wir uns vor ein paar Tagen mit Martin getroffen und ihm ein paar Fragen gestellt.

amadeus: Eigentlich erwartet man als Laie eher einen Professor als Autor, aber nicht einen jungen Mann aus unserer Heimat bei so einem Fachbuch. Martin, wie kommt’s`?

Martin Zapf: Es war schon ein wenig Zufall und auch den passenden Umständen geschuldet. Im Rahmen meiner Masterarbeit arbeitete ich bereits an einem ähnlichen Thema, wozu auch die Analyse des gesamten Energiesystems gehörte. Dies überstieg jedoch den Umfang einer Masterarbeit. Hier kam – auch durch die Unterstützung meiner Betreuer  – die Idee der Veröffentlichung zustande. Der Springer Verlag war vom Thema begeistert und so war das Buch geboren.

amadeus: Im Rahmen welches Studiengangs hast du denn die Masterarbeit geschrieben?

Martin Zapf: Energiemanagement und Energietechnik an der Hochschule in Ansbach.

amadeus: Als Mönchsberger bist Du in die Grundschule Köppelsdorf gegangen, dann ins Hermann-Pistor-Gymnasium. Wie ging es weiter?

Martin Zapf:Der weitere Weg führte mich über ein Duales Studium an der BA Glauchau zum Dipl. Ing. für Versorgungs- und Umwelttechnik. Während meines Masterstudiums bot sich mir zudem die Möglichkeit eines Auslandssemesters in San Diego (Kalifornien). Berufserfahrung sammelte ich beim Ingenieurbüro Süss in Nürnberg und durch die Arbeit bei Audi als auch bei der Thüga bzw. Syneco. Momentan arbeite ich an der Hochschule Coburg an einem Industrieprojekt – im Zuge des Promotionsprogramms von Audi.

amadeus: Vielleicht eine komische Frage jetzt, aber warum ein Buch und nicht eine Veröffentlichung im Internet?

Martin Zapf: Natürlich wäre dies erst einmal einfacher gewesen. Es gibt allerdings pro Tag zahlreiche, neue Abhandlungen im Netz. Punktuell macht das natürlich Sinn. Um eine gesamtheitliche und zusammengefasste  Übersicht darstellen zu können, ist dies jedoch nicht sinnvoll.

amadeus: Gesamtheitliche Betrachtung? Fehlt das etwa nach Deiner Ansicht?

Martin Zapf: Definitiv ja. Ich denke eine komplette Betrachtung der Energiewirtschaft mit all seinen Technologien und Möglichkeiten ist notwendig. Dies ist gerade bei den Themen Energie zu speichern, zu transportieren und an den Orten zu produzieren, wo es am effektivsten ist, wichtig. Es können sehr unterschiedliche technische Lösungswege sinnvoll sein, je nach örtlichen Gegebenheiten und Kosten.

amadeus: Klingt kompliziert.

Martin Zapf: Ich hoffe mit meinem Buch kann ich es etwas verständlicher machen. Es erklärt die Grundzüge des deutschen Stromsystems und legt aktuelle Entwicklungen dar. Es  beschreibt zahlreiche beeinflussende Faktoren für den Stromspeicherbedarf, zeigt Berechnungen dazu und geht auf ausgewählte Speichertechnologien ein. Die Power-to-Gas-Technologie erläutere ich etwas umfangreicher. Das besondere und neue dabei ist, dass ich einzelne Technologien nicht nur nach ihrer betriebswirtschaftlichen Sinnhaftigkeit beurteile, sondern nach dem Nutzen für das Gesamtsystem.

amadeus: Was ist Power-to-Gas?

Martin Zapf:Kurz gesagt: Die Umwandlung von Strom in ein synthetisches Gas. Für den Gastransport bestehen in Deutschland bereits eine umfangreiche Infrastruktur und Speichermöglichkeiten. Letzteres fehlt im Stromsektor nahezu vollständig. Durch eine Elektrolyse wird zunächst Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespaltet. Die Einspeisung von Wasserstoff ist bis zu gewissen Anteilen ins Erdgasnetz möglich. Ist die Einspeisegrenze erreicht, kann Wasserstoff in einem chemischen Reaktor zusammen mit CO2 aus der Umgebung in Methan umgewandelt werden. Das so entstehende Gas ist in seiner Zusammensetzung identisch mit Erdgas (CNG – Compressed Natural Gas) und kann von allen Erdgas-Anwendungen ohne Einschränkungen genutzt werden. Auch eine Rückverstromung über Gaskraftwerke oder BHKWs ist denkbar. Audi ist der erste Anbieter, der dieses synthetische Gas für CNG-Fahrzeuge anbietet.

amadeus: Wir müssten also nicht den Strom (ohne zu speichern) ewig lang über Leitungen durch das Land transportieren, sondern wären flexibler?

Martin Zapf: Zum einen – jedoch nur soweit dies ökonomisch sinnvoll ist. Zum anderen kann jedoch mit der Technologie Strom dort, wo er günstig erzeugt werden kann (z. B. Solarenergie in der Nähe des Äquators), in Gas umgewandelt und dorthin transportiert werden, wo viel Energie benötigt wird.

amadeus: Bei der aktuellen Diskussion in der Automobilbranche ist es ganz sinnvoll sich über alternative Antriebsmöglichkeiten Gedanken zu machen, oder?

„Stromspeicher und Power-to-Gas im deutschen Energiesystem“ so der Titel des beim Springer Verlag aufgelegten Buches.

Martin Zapf: Ja, genau. Das letzte Kapitel des Buches stellt auch Gas- und Elektrofahrzeuge gegenüber. Bezogen auf vergleichbare Benzinmodell konnte ich zeigen, dass bereits im Jahr 2015 Gasfahrzeuge eine deutliche Minderung von CO2– und Stickoxid-Emissionen mit niedrigen Kosten für den Endkunden ermöglichten.

amadeus: Wer hat dir besonders beim Buch geholfen?

Martin Zapf: Ganz besonders Dr. Hermann Pengg. Er hat das Projekt mit vielen wichtigen Infos und großer Unterstützung möglich gemacht. Nach der Masterarbeit alles noch einmal in größerem Umfang aufzurollen und mich gleichzeitig für meine Promotion zu bewerben hat schon viel Zeit in Anspruch genommen. Ich hatte aber von vielen Seiten Hilfe. Auch von Familie und Freundin.

amadeus: Zielgruppe des Buches sind aber schon Experten, oder?

Martin Zapf: Nicht nur. Auch interessierte Nicht-Experten, die sich detailliert über die Energiewende, aktuelle Entwicklungen sowie über Speichertechnologien und Mobilitätslösungen informieren möchten.

amadeus: Du bist von der Energiewende überzeugt?

Martin Zapf: Der menschengemachte Klimawandel ist von Seiten der Wissenschaft belegt, auch wenn einige Politiker das noch nicht wahrhaben wollen. Wir müssen schnellstens etwas dagegen tun. Erneuerbare Energien werden sich durchsetzen und dies ist bereits in einigen Ländern der Fall.

amadeus: Hast du selbst vor dir ein Auto mit Gasantrieb (CNG) zu kaufen?

Martin Zapf:

Ja, da ich selbst sehr überzeugt davon bin, habe ich mir vor kurzem tatsächlich ein Gas-Fahrzeug zugelegt. Dabei handelt es sich um ein Modell, dass ich bereits im Buch beschrieben habe, den Audi A3 g-tron. Dieses Fahrzeug ist mit identischen Motor und Benzintank wie ein Benzinmodell ausgestattet und hat zusätzlich einen CNG-Tank. Das Gas wird also im gleichen Motor verbrannt. Sobald das CNG verbraucht ist, wechselt das Fahrzeug automatisch und im Betrieb auf Benzin. Durch den zusätzlichen Tank ist eine sehr hohe Reichweite gegeben. Da es bereits ca. 1.000 gut verteilte CNG-Tankstellen in Deutschland gibt und ebenso Benzin getankt werden kann, gibt es für die Nutzung dieses Fahrzeugs für mich keinerlei Einschränkungen. Außerdem ist CNG deutlich günstiger als Berzin, um bis zu die Hälfte, obwohl das Fahrzeug in der Anschaffung mit Dieselfahrzeugen vergleichbar ist. Über die e-gas Tankkarte von Audi wird sichergestellt, dass genau so viel synthetisches Gas aus einer Power-to-Gas Anlage ins Erdgasnetz eingespeist wird, wie ich mit dem Fahrzeug auch verbrauche. Eine geniale Lösung.

amadeus: Wir wünschen Dir für Deine Arbeit alles Gute, viel Erfolg und danken Dir für das Gespräch.

Martin Zapf: Gerne, ich freue mich, wenn Interesse an den Technologien besteht.

PS: Wir hätten mit Martin ewig weiter redenwollen. Sympathisch und unwahrscheinlich interessante Themen. Zu diesen er auch viele Antworten parat hat. Leider reicht der Platz nicht für weitere zig Seiten. Mönchsberg. Ein wenig stolz überschleicht uns dann doch, als wir uns verabschieden. A Sumbarcher. Schön. Martin, wir verfolgen Deinen Weg weiter.