Ein Sturz ist schnell passiert. Laut Statistik stürzen 30 Prozent der Menschen über 65 Jahre mindestens einmal pro Jahr. Bei den über 80-Jährigen erhöht sich diese Zahl auf 50 Prozent. Auch wenn es meistens glücklicherweise nur ein harmloses Missgeschick ist, können viele der Gestürzten nicht mehr alleine aufstehen. Mit dem Hausnotruf können sie schnell Hilfe holen, was natürlich auch für andere Notsituationen gilt.
„Das Aufrichten gestürzter Personen ist oft eine sehr belastende Situation“, weiß Sebastian Blasczyk, ehrenamtlicher Leiter des Hintergrunddienstes des BRK Kreisverbands Kronach. Selbst für den Umgang mit durchschnittlich schweren Personen würden oft mehrere Helfer benötigt. Das Bewegen und Anheben könne unter Umständen schmerzhaft für den Patienten werden, der es oftmals auch als würdelos empfinde. Zudem erhöhe sich mit dieser manuellen Hebetechnik auch dessen Verletzungsrisiko. Abhilfe schaffe hier ein Notfall-Hebekissen. Selbst gebrechliche und übergewichtige Menschen können damit sicher und würdevoll vom Boden angehoben werden – und zwar von einem Helfer alleine.
Am Mittwoch wurde nun ein solcher „Mangar Camel Notfall-Hebesitz“ von Stiftungsrat Jürgen Wittmann seitens der „Koinor-Horst-Müller-Stiftung“ dem BRK-Kreisverband offiziell übergeben. In Empfang genommen wurde dieses vom BRK-Kreisgeschäftsführer Roland Beierwaltes, dem Leiter Servicedienste Wolfgang Stumpf, Blasczyk sowie weiteren Mitarbeitern des Hintergrunddienstes. Blasczyk erläuterte dabei die Bedienung des Hilfsmittels, das im Prinzip wie ein Luftballon funktioniert. Das Kissen ist leicht – es wiegt nur 6,5 Kilogramm und kann im Innen- und Außenbereich verwendet werden. Ungefüllt ist es nur wenige Zentimeter dick und handlich. Es kann leicht unter den Gestürzten geschoben werden und wird mit einem batteriebetriebenen Airflo-Kompressor aufgeblasen. Dank einer integrierten Rückenlehne gibt das Hebekissen dem Patienten das sichere Gefühl, auf einem Stuhl zu sitzen. Es ermöglicht das gesicherte Anheben von Personen bis 320 kg. „Das neue Hebekissen ermöglicht Kunden sowie unseren Hintergrunddienstlern ein rückenschonendes, schmerzloses und würdevolleres Wieder-Aufstehen“, zeigte sich Blasczyk dankbar. Das Verletzungsrisiko werde sowohl für die gestürzte Person als auch für den Pfleger minimiert.
Laut Sumpf betreibt das BRK einen 24-Stunden-Hintergrunddienst an 365 Tagen im Jahr. Dabei kommen geschulte Ehrenamtliche für kleinere Hilfeleistungen zum Kunden. Die eigene BRK-Hausnotrufzentrale kümmert sich mit geschultem Personal um die passende Hilfeleistung. „Die Schlüssel unserer Kunden bewahren wir direkt in unseren Rettungswachen auf – für einen möglichst kurzen Rettungsweg“, erläuterte Stumpf. Der Anschluss und die Bedienung des Hausnotrufgerätes sind einfach. Man benötigt lediglich einen Telefon- sowie Stromanschluss. Durch nur einen Tastendruck auf den schnurlosen Sender hat man sofort eine Sprechverbindung mit der Notrufzentrale – von jedem Zimmer aus. Den Sender können die Kunden wie eine Kette am Hals oder als Armbanduhr tragen. Der Rotkreuz-Mitarbeiter in der Hausnotrufzentrale hat beim Notruf sofort alle nötigen Angaben vorliegen und kann schnell helfen. Er verständigt je nach Situation Angehörige, Nachbarn, den BRK-Hausnotruf-Bereitschaftsdienst des Kreisverbands oder direkt den Hausarzt beziehungsweise Rettungsdienst.
Beierwaltes zeigte sich stolz darauf, dass der BRK Hausnotruf als einziger Anbieter im Landkreis über einen besonderen Vorteil verfüge – den sogenannten Hintergrunddienst. Bei den meisten der Notrufe – circa 80 Prozent – handele es sich um sogenannte Hilfeleistungen – das heißt, der Teilnehmer ist nur gestürzt und benötigt keine medizinische Hilfe, kann jedoch nicht mehr alleine aufstehen. Ist keine Bezugsperson erreichbar, erledigt solche Hilfeleistungen der Hintergrunddienst. „In diesem Hintergrunddienst arbeiten ehrenamtliche Helfer des BRK, die als Mindestvoraussetzung eine Sanitätsausbildung haben“, informierte Beierwaltes. Sie verfügen über ein Fahrzeug und fahren den Kunden ohne Blaulicht und Sirene an. Pro Monat werden in diesem Bereitschaftsdienst durchschnittlich 600 Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet. 2016 konnten die ehrenamtlichen Helfer in 428 Einsätzen bei den Kunden Hilfe leisten. Das BRK hat 451 Hausnotruf-Patienten im ganzen Landkries. Dem Hintergrunddienst gehören rund zwölf ehrenamtliche Mitarbeiter an.
Stiftungsrat Wittmann freute sich über die sinnvolle Verwendung der Spende. Dabei bekundete er seine Hochachtung für das Engagement der Ehrenamtlichen, für deren bessere Ausrüstung und Sicherheit man gerne spende. 1953 gründete der mittlerweile bereits verstorbene Horst Müller das Unternehmen Koinor Polstermöbel in Michelau. Aus unternehmerischem Erfolg und der Bekenntnis zum sozialen Engagement, wurde 2000 die „Koinor-Horst-Müller-Stiftung gegründet. Die Stiftung wird von einem Stiftungsrat geleitet und vom Stiftungsvorstand gemanagt. Sie fördert soziale Projekte und Einzelmaßnahmen in unserer Region. „Was für unsere Region möglich ist, machen wir gerne“, versicherte Wittmann. hs