Von Herbert Schellberg

Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn‘s passiert. – sagte einst der große Filmregisseur, Schauspieler und Musiker Woody Allen. Er drückt eigentlich damit aus, wie gern die Menschen das Thema Tod verdrängen.

Der bekannte Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki zeigte auf, dass es in der Literatur nur zwei große Themen gibt: die Liebe und den Tod. Wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt, wissen nicht nur die Literaturfreunde. Die Furcht vor dem Tod ist jedem menschlichen Wesen eigen: Sie ist wie ein dunkler Schatten, der uns stets begleitet, und vielleicht ist sie der zuverlässigste Begleiter, den wir im Leben haben. Das Bewusstsein um die eigene Sterblichkeit, die eigene Endlichkeit wird uns Tag für Tag vor Augen geführt. Das beginnt bei der Lektüre der Tageszeitung bis zu den Nachrichten der Tagesschau. Täglich werden wir mit dem Tod konfrontiert. Jeder kennt diese ständigen Begegnungen mit dem Tod, durch die uns die eigene Sterblichkeit bewusst wird. Aber selbst Verluste, die wir erlebt haben, von Verwandten oder Bekannten, das war nichts, was einem wirklich so nahe geht, wie das Wissen um die eigene Vergänglichkeit. Darin ist der Mensch Egoist. Denkt man intensiv über seinen eigenen Tod nach, möchte man verzweifeln. Es kann nicht sein, es darf nicht sein – warum ich . . . das sind Gedankengänge, die schon bei Alltagskrankheiten den Kopf erschweren. Leben und Sterben gehören zusammen. Das muss man akzeptieren. Das muss man lernen, das kann man lernen – ohne die Lust am Leben zu verlieren oder gar das ganze Leben in Frage stellen. Mit dieser Akzeptanz können wir auch Menschen helfen, die auf dem letzten Weg sind. Ihnen die letzten Stunden leicht machen, ihnen hinüberhelfen. Mit ihnen dankbar sein für die gemeinsame Zeit – Leben und Sterben ist nichts Abstraktes.