Renaissance der Tracht: Junge Mode nicht nur für sie
Ob eine originale Lederhose aus dem Salzkammergut oder ein fantasievolles Oktoberfest-Dirndl aus dem Discounter, Trachten aller Art erfreuen sich seit einiger Zeit vor allem bei den jungen Menschen, auch zwischen Rennsteig und Main, wieder enormer Beliebtheit.
Die Trachtenmode ist wieder up to date. Besonders im Frühling tragen auch jüngere Frauen gern Dirndl & Co. Die Tracht geriet in vielen Regionen Deutschlands, so auch in Oberfranken und Südthüringen, im Laufe des 20. Jahrhunderts aus der Mode und hat nur in Trachten- und Tanzvereinen überlebt. Doch jetzt könnte sie eine Renaissance feiern, denn viele junge Menschen erkennen diese Mode neu. „Modedesign ist eine Chance, zukunftsweisende Ideen zu visualisieren und zu kommunizieren. Dabei ist Mode mehr als ein Produkt, sie erzählt Geschichte und Geschichten“, sagt Martina Glomb, Professorin für Modedesign. Tracht, kommt ganz einfach von Tragen, und so genannte Landhausmode werden dank Oktoberfest & Co. zusehends auch beim jungen Publikum wieder beliebter, und so haben es sich zum Beispiel die Maßschneiderinnen der Innung Bayreuth zur Aufgabe gemacht, die regionale oberfränkische Tracht auch beim jungen Publikum wieder zu etablieren. „Wir sind stolz auf unsere Region, leben gerne hier und das soll auch in unserer Kleidung zum Ausdruck kommen“, bekräftigt Barbara Schwind, die stellvertretende Obermeisterin. Alle Trachten, so Barbara Schwind, orientieren sich nach wissenschaftlicher Forschung an originalen Vorbildern sowie an bildlichen und schriftlichen Quellen. Die einzelnen Modelle, so Schwind sollen Anregung für einen neuen kreativen Umgang mit der Tracht sein. Die erneuerte „moderne“ Tracht soll keine Vorschrift sein, sondern dem Geschmack und der Persönlichkeit jeder oder jedes einzelnen entsprechen, eben Kleidung zum Wohlfühlen. Besonders die Jugendlichen leben in einem globalisierten kulturellen Kontext, sie gehören weltweiten Jugendszenen an und bauen im Internet neue technologische Freundeskreise auf, daraus erwächst auch das Bedürfnis, sich wieder der eigenen Heimatregion zugehörig zu fühlen. Trachten repräsentieren gewisse Regionen, die jungen Menschen geben damit ein Statement ab, wo sie sich zu Haus fühlen. Der Unterschied zwischen der originalen Kluft, die einer Region zugeordnet werden kann, und den so genannten Fantasie-Trachten stört dabei nicht.
Auch die aktuellen Frühjahrs-Modelle orientieren sich an der eigentlichen Nützlichkeit einer Tracht. Die warmen Temperaturen machen die Wahl des Dirndls recht einfach. Für den Besuch im Biergarten, auf dem Volksfest und dem Festzelt eignen sich unkomplizierte Baumwolle oder auch kühlendes Leinen am besten. Im Frühjahr und Sommer wollen wir keine dicken Stoffe mit doppeltem Innenfutter. Beim Dirndlkauf auf einen leichten und bequemen Stoff achten, der angenehm sitzt. Und, wenn nicht gerade eine große Feier oder ein festlicher Ball ansteht, im Frühling und Sommer auf Dirndl mit Miederstäbchen verzichten. Und noch ein Tipp: Das Dirndl kann frau ruhig auch einmal ohne Schürze tragen. Wer also das Dirndl zum Sommerkleid umfunktionieren will, lässt nicht nur Bluse, sondern auch die Schürze weg. che