Vom „Pfeffern“ bis zum „Christmas Pickle“ – weihnachtliche Bräuche aus der Region zwischen Rennsteig und Main

Weihnachten in Deutschland ist ja eher ein christlich-bedächtiges Fest.

Doch es gibt auch, zumeist in ländlichen Regionen zwischen Rennsteig und Main, Traditionen die seit Jahrhunderten „gepflegt“ werden. Beim „Pfeffern“ aus Oberfranken dreht sich neben einer Riesen-Gaudi natürlich auch wieder alles um Alkohol, Süßigkeiten und anderen Leckereien. In manchen Dörfern wird dieser sehr alte Brauch heute wieder vermehrt ausgeübt. Junge Burschen laufen dabei mit frisch geschnittenen Tannenzweigen durch das ganze Dorf und wecken mit leichten Schlägen auf die Beine unverheiratete Frauen auf – so will es zumindest die Tradition. Heute gibt es das Pfeffern in mehreren Varianten. Durchgesetzt hat sich aber eine nurleicht abgewandelte Form des Originals. Der Klassiker: Weiterhin ziehen junge Männer mit ihren Zweigen durch die Straßen und pfeffern jungen, aber auch älteren Frauen damit (leicht) auf die Beine. Wenn man gepfeffert wird, soll dies Glück für die Zukunft bringen. Eine Regel müssen die Pfefferer jedoch beachten: Um spätestens 12 Uhr vormittags muss man die Tannenzweige ruhen lassen. Bis dahin muss die Pfeffer- Gruppe auch mit ihrem Pfeffer-Plan komplett durch sein. Man mag es kaum glauben, aber früher sind diese Pfeffer-Orgien auch gerne mal eskaliert und mussten daher verboten werden. Heute besteht dieses Eskalationspotenzial natürlich nicht mehr. Daher ist das Pfeffern mittlerweile ein Riesen-Spaß, bei dem alle Beteiligten im Optimalfall ein Schnäpsla miteinander trinken und den einen oder anderen Lebkuchen essen. In Amerika kennt man sich aus: Zu „Good Old Germany“ gehören nicht nur der Black Forrest und das Hofbräuhaus, auch ganz ausgefallene Weihnachtsbräuche haben wir verrückten Germanen auf Lager. Wie die Weihnachtsgurke, die hier zu Lande eigentlich niemand kennt, in den USA aber der Renner ist und in Südthüringen und Oberfranken produziert wird. Seltsam, wir dachten bisher, Lichterkette, Kugeln und Strohsterne seien typisch deutsche Dekorationsartikel für den Weihnachtsbaum im heimischen Wohnzimmer. Doch die Amerikaner wissen es besser, laut US-Zertifikat stammt die Tradition der Weihnachtsgurke definitiv aus Deutschland: Am Heiligen Abend wird demnach neben dem gewöhnlichen Schmuck auch eine Weihnachtsgurke aus Glas in den Baum gehängt, möglichst gut versteckt. Unmittelbar vor der Bescherung werden dann die Kinder hereingerufen, die sich auf die Suche nach der Gurke machen. Das Kind, das die Gurke zuerst entdeckt, hat im kommenden Jahr besonderes Glück, bekommt ein extra Geschenk und darf seine Päckchen als erstes öffnen.

„The Christmas Pickle“
Ein Stempel aus dem thüringischen Lauscha verleiht dem Dokument höchste Glaubwürdigkeit. „The Christmas Pickle“ ist seit Jahren ein Verkaufsrenner von New York bis San Francisco. Zwischen drei und zehn Dollar kosten die „Pickles“, es gibt sogar ein Buch über die Weihnachtsgurke und im Internet ist das Thema selbstredend ganz groß vertreten: Mehr als 1,6 Millionen Suchergebnisse bei Google. Das Goethe Institut in Washington bietet gar einen Onlinekurs an, im Internet den Brauch der „Deutschen Weihnachtsgurke“ zu recherchieren.

Die Weihnachtstomate aus Franken
Und wie kann es anders sein, über den großen Teich kommt irgendwann jeder Trend auch zu uns – im Fall der Weihnachtsgurke ja quasi retour! Es ist ein Franke, der in seiner Glasbläserei die Weihnachtsgurken herstellt und so für die Verbreitung derselben sorgt: Gernot Weigelt produziert in seiner Werkstatt im oberfränkischen Rothenkirchen auch andere Exoten – wie zum Beispiel die Weihnachtstomate. Zudem gehören in sein Weihnachtsbaum-Schmuck- Sortiment Orangen, rosa Schweinchen, Leuchttürme, Ballettschuhe oder eine schwarz-rot-goldene WM-Kugel. Eine Spezialität der Glasbläserei sind außerdem kleine, buntbemalte Glasvögel. Von ihnen gibt es 100 verschiedene Arten, vom Finken bis zum Pfau. Wer weiß, vielleicht haben die Amerikaner demnächst auch einen Vogel – im Weihnachtsbaum. che