Mit seinen typischen schrillen Rufen saust er zurzeit um unsere Häuser. Seit Mai ist der Mauersegler wieder im Coburger Land zu beobachten. Als Gebäudebrüter nutzt der wendige Flieger kleine Nischen und Schlupflöcher in Fassaden oder unter Dächern von mehrstöckigen Gebäuden. Werden diese Gebäude jedoch saniert, gehen meist auch die Nistplätze verloren, und die Mauersegler werden obdachlos, ohne dass die Bauherren davon etwas mitbekommen. Mauersegler sind nämlich im Gegensatz zu Schwalben unscheinbare Gebäudebrüter: Ihre Nestumgebung halten sie stets sauber, weshalb man nur selten Kotspuren an den Fassaden feststellt. Traurig, dass der Mauersegler mittlerweile auf der Roten Liste Bayerns gelandet ist, wo er als „gefährdet“ eingestuft wird. Grund hierfür ist einerseits das Insektensterben, aber auch der Brutplatzmangel. 


Lange musste die Hausherrin in Neustadt nicht warten, bis die ersten Mauersegler die neuen Kästen bezogen haben.
Foto: Petra Altrichter/LBV 

Abhilfe gegen die Wohnungsnot können künstliche Nisthilfen schaffen. Besonders für Mauersegler gibt es spezielle Kästen, welche meist direkt unter das Dach installiert werden können. Dies ist jedoch wegen der Höhe nicht immer ein leichtes Unterfangen – wie man beim Haus von Christine Bonas aus Neustadt bei Coburg sieht, wo der LBV vor zwei Jahren einen Mauerseglerkasten unter dem Dach angebracht hat. „In etwa sieben Meter Höhe und nur mit einer Leiter keine ungefährliche Aufgabe!“, so berichtet die naturbegeisterte Hausherrin von der Aktion des gemeinnützigen Naturschutzvereins, als dessen langjähriger Ehrenamtlicher Freimut Brückner auf die lange Leiter stieg. Doch alles ging gut, und der Kasten wurde sicher aufgehängt. Kurz darauf wurde dieser von einem Mauersegler-Pärchen entdeckt und prompt bezogen, woraufhin Christine Bonas entschied, an der gleichen Fassade in Eigenregie noch weitere Mauerseglerkästen anzubringen. 

Im nächsten Jahr war es dann soweit: Die Organisation und die Installation der Kästen sind von der Hausherrin selbst übernommen worden. Die Schreinerei Uebelhack hat im Auftrag vom LBV die Nistkästen angefertigt und diese dankenswerterweise sogar gespendet. Insgesamt wurden so zehn weitere Mauerseglerkästen mithilfe eines Hochladers unter dem Dach des Gebäudes installiert. 

Die neuen hölzernen Wohnungen an der roten Ziegelmauer mussten nicht lange auf ihre tierischen Bewohner warten: Nach nur ein paar Monaten sind jetzt fast alle Nistkästen vom Mauersegler bezogen worden. „Dies zeigt deutlich, wie sehr die Gebäudebrüter auch bei uns 

im ländlichen Gebiet in der Not sind“, sagt Marlene Klisa, Biologin beim LBV Coburg. Normalerweise kann es Jahre dauern, bis künstliche Nisthilfen angenommen werden. Oder Jahrzehnte, wenn man an den Coburger Wanderfalken denkt. „Deswegen können wir jeden Hausherrn nur immer wieder bitten, auch an seinem Haus Nistmöglichkeiten zu schaffen. Für uns Menschen bedeutet es meistens nur ein paar Handgriffe – für die gefährdeten Vögel kann es das Überleben bedeuten beziehungsweise auch bald das Aussterben.“ 

Mauerseglerkästen können selbst gebaut oder erworben werden. Wer möglichst widerstandsfähige Nistkästen anbringen will, kann auch Nisthilfen aus Beton kaufen. Es gibt auch spezielle Mauersteine, welche schon beim Hausbau in die Fassade integriert werden können, sodass von außen nur noch ein kleines Einschlupfloch zu sehen ist. Weitere Informationen zu Gebäudebrütern, deren Gefährdung und Schutz, sowie weitere Tipps für zu Hause gibt es auf der Projekthomepage des LBV www.botschafter-spatz.de. 

Auch die Mauerseglerkolonie bei Christine Bonas aus Neustadt soll nun nochmal weiterwachsen: „Wenn wir unsere Hausfassade renoviert haben, planen wir die Anbringung von weiteren zehn Brutkästen“, sagt die Naturfreundin. 

Hintergrund 

Sein gesamtes Leben verbringt der Mauersegler in der Luft, inklusive fressen, trinken und auch schlafen. Er ernährt sich vor allem vom so genannten Luftplankton, dies sind kleine Insekten, welche durch Winde oder die Thermik in die Luft gewirbelt werden. In waghalsigen Manövern jagen die Mauersegler diesen Schwärmen hinterher, meist sogar zusammen mit Schwalben, mit denen sie oft verwechselt werden. Bis September ist der Mauersegler noch im Coburger Land zu beobachten, bevor er seine weite Reise in den Süden antritt und dann erst wieder nächstes Jahr ab Mai um unsere Häuser fliegt.