Der Kronacher Kunstverein präsentiert in seiner ersten Ausstellung 2024 Arbeiten des Künstlers Michael Huth. Zu sehen sind Bilder, Objekte und Keramiken.

Er ist Maler, Grafiker, Plastiker, Bühnenautor, Schriftsteller, vormaliger Hochschul-Dozent, immerwährend Sinnsuchender und Butoh-Tänzer – und darüber hinaus eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten mit Kronacher Wurzeln und großer Strahlkraft. Im Kronacher Kunstverein gibt der Künstler Michael Huth einen Einblick in seine aktuelle Schaffensphase. Unter dem Titel „Ich habe meinen Text vergessen“ zeigt die Ausstellung vor allem großformatige Bilder, darunter auch Selbstportraits, Objekte sowie Keramiken.

Kennzeichnend für die abstrakte, neo-expressive Malerei von Michael Huth ist die Art des Entstehens: ein körperlich-sinnlicher, intuitiver Schaffensprozess, bei dem der Künstler die Leinwand oder anderen Malgrund mit Pinsel, Schrubber, Besen, Kannen und Spachteln bearbeitet. So entstehen Farbschichtungen, Überlagerungen und reliefartig modellierte Farbmassen, die der Schwerkraft folgend während des langen Trocknungsprozesses von der Leinwand absacken. „Alte“ Bilder bearbeitet Michael Huth auch nach Jahren oder Jahrzehnten immer wieder. In einer Art innerer und äußerer Befreiung trägt er dicke Farbschichten teilweise ab – oft mit dem Spachtel aber auch mit schwerem Gerät wie Bandschleifern – um anschließend das Bild schichtweise wieder neu aufzubauen. Und so entsteht ein „neues“ Bild. Huths Malerei, insbesondere seine großformatigen Arbeiten, sind schwer – im philosophisch-ideellen Sinn, aber auch in Kilogramm. Seine Bilder sollen viel wiegen, sollen schwer sein, so der Künstler. Manche Arbeiten sind sogar so schwer, dass sie kaum an die Wand gehängt werden können, sondern auf dem Boden stehend präsentiert werden.

Michael Huths Bilder sind wie das Leben. Neue Erfahrungen überlagern alte – aber diese neuen Einsichten können nur auf Basis der bisher gemachten entstehen. So, wie der Mensch nie aufhört sich weiterzuentwickeln, so entwickelt sich jedes einzelne Bild von Michael Huth weiter und durchlebt Metamorphosen. Und obwohl die vormaligen Bilder augenscheinlich verschwunden sind – so sind sie dennoch noch da. Die übermalten Arbeiten sind nicht verloren, sondern werden durch die Übermalung archiviert. So, wie Erinnerungen im Gedächtnis bleiben und durch neue Erfahrungen im Leben immer wieder überformt oder ergänzt werden.

Dieser Übermalungsprozess findet durchaus auch häufiger statt. Beispiel hierfür ist das Bild „Das kalte Herz (Gesicht)“ im Format 1990 x 150 cm. Es entstand in seiner ersten Version 1996 und wurde in den Jahren 2001, 2018 und 2023 übermalt. Oder die Arbeit „Kein Baum (für Goya)“. Dieses Bild hat Michael Huth 1996 unter dem Titel „Innereien“ geschaffen; 2001 wurde es erstmals übermalt und trägt seither seinen aktuellen Titel. Es folgten weitere Überholungen 2018 und 2023. Die Chronologie der Übermalungen hält Michael Huth jeweils auf der Rückseite seiner Arbeiten fest – eine Art Tagebuch des Werdens.

„Die Bildsprache erlaubt es mir, Dinge auszudrücken, für die es keine Worte gibt; die an sich nicht aussprechbar sind“, sagt Michael Huth. Seine Bilder zu deuten, überlässt er anderen. Viel Text ist nicht sein Ding und so erklärt sich wohl auch der augenzwinkernde Titel seiner Kronacher Ausstellung. Dennoch schafft er es mit seinen tiefgründigen, oft humorigen und gerne doppeldeutigen Werktiteln, dem Betrachter neue Blickwinkel und Assoziationswelten zu eröffnen – die im Idealfall sogar dabei helfen, die beeindruckende Tiefe, den Schatz im kreativen Sein des Künstlers zu erahnen.

Michael Huth, geboren 1959 in Kronach, studierte von 1978 bis 1984 an der Städelschule in Frankfurt Freie Grafik bei Thomas Bayrle sowie Steindruckmalerei und grafische Techniken bei Christian Kruck, dessen Meisterschüler er war. Von 1985 bis 1990 war er als Dozent an der Gesamthochschule in Kassel sowie an der Frankfurter Städelschule tätig.

Die Ausstellung „Ich habe meinen Text vergessen.“ mit Arbeiten von Michael Huth ist vom 21. Januar bis 25. Februar 2024 im Kronacher Kunstverein, Siechenangerstraße 13 zu sehen. Die Vernissage findet am Sonntag, 21. Januar 2024, um 11:00 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.

Am 25. Februar 2024, 17:00 Uhr, lädt der Kronacher Kunstverein unter dem Titel „Valet“

zu einer Butoh-Tanz-Performance von und mit Michael Huth und Freunden ein.

Mehr Infos: www.kunstverein-kronach.de

Pressekontakt: Sabine Raithel | sabine.raithel@raithel-pr.de