Nach fast zehnjähriger Vorbereitungszeit erfolgte am Donnerstag der Spatenstich für die Bauarbeiten der Tagesklinik für Erwachsenenpsychiatrie in Kronach.
Voller Freude sticht ein über das ganze Gesicht strahlender Landrat und Bezirksrat Oswald Marr in den Boden und wirbelt mit dem Spaten den Sand durch die Luft. Marr gab damit mit weiteren Verantwortlichen den symbolischen Startschuss für den rund 1,8 Millionen Euro teuren Neubau der neuen Tagesklinik für Erwachsenenpsychiatrie in der Friesener Straße. Schon im kommenden Jahr sollen dort die ersten Patienten behandelt werden.
„Was lange währt, wird endlich gut“ – Dieser Satz war beim fröhlich-lockeren Festakt immer wieder zu hören. In der Tat dauerte es nahezu zehn Jahre, bis das ehrgeizige Vorhaben nun endlich in die Tat umgesetzt werden kann. Die Freude darüber stand den Verantwortlichen buchstäblich ins Gesicht geschrieben, als sie mit der Sonne an diesem wunderschön sommerlichen Donnerstagmorgen förmlich um die Wette strahlten. Auch die sechs – einträchtig Seite an Seite aufgestellten, mit einem Blumenschmuck versehenen – Spaten spiegelten sich im Glanz der Sonne – fast so, als ob sich das Wetter dem freudigen Anlass angepasst hätte.
Bereits im Juli 2016 beschloss der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens „Kliniken und Heime des Bezirkes Oberfranken“, ein flächendeckendes Netz an Tagekliniken für Erwachsenenpsychiatrie zu schaffen. „Seitdem wurden Tageskliniken in Coburg, Kutzenberg, Hof, Rehau und Bayreuth errichtet. Mit der Einrichtung in Kronach schließen wir eine Lücke zur psychiatrischen Versorgung in Oberfranken“, erläuterte Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, der den Spatenstich als „wunderbaren Tag für den Bezirk Oberfranken, für Stadt und Landkreis Kronach“ bezeichnete. Er sei froh darüber, dass das Projekt nach rund zehn Jahren Planungszeit nun auch umgesetzt werden könne.
So war längst nicht von Beginn an klar, ob diese Einrichtung tatsächlich realisiert werden kann. Kompliziert war vor allem die Suche des richtigen Standorts in Kronach. Insgesamt sechs wurden geprüft. Geeinigt hat man sich schließlich auf das Gelände des ehemaligen Schwesternwohnheims in direkter Nachbarschaft zur Helios Frankenwaldklinik, mit der es eine „enge Kooperation“ geben wird, wie Geschäftsführer Daniel Frische beim Spatenstich betonte. Das Wohnheim wurde bereits abgerissen. Eine Prüfung im Vorfeld hatte ergeben, dass eine weitere Nutzung nicht möglich ist. 2800 Quadratmeter groß ist das erworbene Grundstück, 1100 davon werden für den Neubau benötigt. Die im Treppenhaus des ehemaligen Schwesternwohnheims vorhandene „Kunst am Bau“ – Wandgemälde des Malers Hubert Weber – habe man in Bild und Form archiviert. „Wir hoffen, dass die Tagesklinik im zweiten Quartal 2017 bezugsfertig sein wird und in Betrieb genommen werden kann“, so Denzler. Er dankte allen, die sich mit „langem Atem“ erfolgreich für die Realisierung des Projekts eingesetzt hätten – so insbesondere seitens der Politik Landtagsabgeordneten Jürgen Baumgärtner sowie Landrat Oswald Marr.
Katja Bittner, Vorstand des Kommunalunternehmens Kliniken und Heime des Bezirks Oberfranken, erläuterte die Vorteile der Tageklinik, die über 15 Plätze verfügen wird: „Wir wissen, dass der Bedarf an solchen Einrichtungen beständig steigt. Mit der ambulanten Behandlung in Wohnortnähe können wir ganz flexibel auf die unterschiedlichen Anforderungen reagieren. Die Vermeidung des stationären Aufenthalts hat für die Patienten den Vorteil, dass sie in ihrem familiären Umfeld verbleiben. Das senkt bei vielen die Hemmschwelle, sich vom Hausarzt überweisen zu lassen. Aber auch bereits erzielte Therapieerfolge durch einen stationären Aufenthalt können hier gesichert und gefestigt werden.“
Geeignet ist die Tagesklinik für die Behandlung von Menschen, die unter Psychosen, Depressionen, neurotischen oder Persönlichkeitsstörungen leiden. Ihnen werden neben ärztlicher Betreuung die verschiedensten Formen der Ergo-, Sozio- und Verhaltenstherapie angeboten, darunter auch Gespräche mit den Angehörigen. Die durchschnittliche Verweildauer in den Kliniken betrage – so Bittner – zwischen drei und vier Wochen. Suchtkranke können in der Tagesklinik nicht behandelt werden, da sie eine dauerhafte Betreuung benötigen. „Beim Neubau handelt sich um ein lichtdurchflutetes, dreigeschossiges Gebäude mit Flachdach, das später noch aufgestockt werden kann. Der Haupteingang liegt an der Friesener Straße, auch ein barrierefreier Zugang ist geplant“, erklärte Bittner. Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf 1,8 Millionen Euro. Der Anteil des Kommunalunternehmens liegt bei 380.000 Euro. Ein Riesengewinn sei die Nachbarschaft sowie Partnerschaft mit der Helios Frankenwaldklinik – nicht zuletzt auch, weil 70 Prozent der psychiatrischen Erkrankungen durch körperliche Leiden mit verursacht würden und gänzlich ausdiagnostiziert werden müssten. Wichtig sei eine Entstigmatisierung psychiatrischer Erkrankungen in der Öffentlichkeit.
„Ich bin sehr froh darüber, dass die aufwändige Suche nach dem geeigneten Gelände endlich ein gutes Ende gefunden hat“, resümierte Marr, der von Beginn an in das Projekt mit eingebunden war. Die jetzige Lage sei optimal, alles sei erschlossen und gut eingebunden. So befinden sich gleich gegenüber der künftigen Tagesklinik das Bayerische Rote Kreuz sowie weitere Gesundheitseinrichtungen – nach dem Prinzip der kurzen Wege. Der Landrat wünschte wie alle Redner an diesem Tag, dass der Bau zügig voranschreitet und unfallfrei vonstattengehe. Sehr erfreulich sei es, dass neben der Klinik eine neue barrierefreie Wohnanlage entstehe. Auch Kronachs 2. Bürgermeisterin Angela Hofmann freute sich über den Neubau. Die Klinik ermögliche einen niederschwelligen Einstieg in die Behandlung der Patienten und gleichzeitig den Erhalt ihres sozialen Umfelds. Sie stelle eine große Hilfe nicht nur für die Betroffenen, sondern auch ihrer Angehörigen dar. Dank zollte sie auch dem technischen Leiter des Kommunalunternehmens, Timo Stumpf. Dem Spatenstich schloss sich ein kleiner Imbiss in der Klinik an. hs