Die Städte Sonneberg und Neustadt bei Coburg planen ein bayerisch-thüringisches Oberzentrum. Sonnebergs Bürgermeister Heiko Voigt und der Oberbürgermeister von Neustadt bei Coburg, Frank Rebhan, machen sich für dieses Vorhaben stark. Auch die Landtagsabgeordneten der jeweiligen Wahlkreise, Beate Meißner und Jürgen W. Heike, unterstützen den Plan. „Wir erhoffen uns viel von einem solchen länderübergreifenden Oberzentrum – sowohl bei der Ausweitung der bisherigen erfolgreichen Zusammenarbeit als auch bei neuen Impulsen in bisher schwierigen Bereichen“, so Heike. Meißner erklärt: „Dieses Städtepaar ist einmalig in Deutschland. Zum einen wegen der Lage an der Ländergrenze und zum anderen wegen der engen Verflechtungen in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt.“


Die Vorteile lägen auf der Hand: „Zum einen winken Oberzentren zusätzliche Landesfördermittel. Auch der Zuzug größerer Behörden und Einrichtungen ist einfacher möglich, weil die Zentren überregionale Aufgaben wahrnehmen“, so Heike. Die bereits funktionalräumlich verflochtenen Städte stünden vor großen Herausforderungen, vor allem hinsichtlich der Daseinsvorsorge, Demografie, Mobilität, Zuwanderung und des Klimawandels. „Diese werden sie als gemeinsames Oberzentrum besser und vor allem gemeinsam angehen können“, ist sich der Bayerische Landtagsabgeordnete sicher.

Beide Städte grenzen direkt aneinander und arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen, beispielsweise beim öffentlichen Nahverkehr, der Internetversorgung und durch den kommunalen Klinikverbund REGIOMED. Doch der gemeinsamer Siedlungs- und Wirtschaftsraum wird durch die Landesgrenze zerschnitten, was blockierend und entwicklungshemmend wirkt. So sorgt trotz der guten Vernetzung die Ländergrenze zwischen Bayern und Thüringen für Probleme, wenn es um Bereiche geht, die Ländersache sind. Beispiel Bildung: Neustadt bei Coburg hat keine Berufsschule. Sonneberg hat ein Staatliches Berufsbildungszentrum. Lehrlinge aus Bayern dürfen dort aber nicht unterrichtet werden, sondern müssen die Berufsschule im 70 Kilometer entfernten Bamberg besuchen. Meißner führt weiter aus: „Es werden beispielweise auch in den Landesentwicklungsprogrammen von Bayern und Thüringen auf beiden Seiten der Landesgrenze für den gleichen Wirtschaftsraum unterschiedliche Methoden, Definitionen und Zielvorgaben verwendet.“

Mit einem gemeinsamen Oberzentrum statt der bisherigen Einstufung als Mittelzentren bestünde die Chance, für beide Städte einen viel größeren Entwicklungsspielraum zu schaffen. Sonneberg und Neustadt bei Coburg hoffen, dass sie als länderübergreifendes Städtepaar die Probleme der landesplanerischen Schnittstelle in der Region abschwächen können, beispielsweise die Hürden bei der Bildung.

Grundlage für das dreistufige System aus Ober-, Mittel- und Grundzentren bilden die sogenannten Landesentwicklungspläne. Die werden regelmäßig an neue Gegebenheiten und an künftige Entwicklungsziele angepasst. Als Oberzentren werden in der Raumplanung „zentrale Orte“ bezeichnet, die auf ihre Umgebung abstrahlen, weil sie Schwerpunkte des wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Lebens sind. In Thüringen sind Erfurt, Jena und Gera als Oberzentren eingestuft.

In Bayern wird der Landesentwicklungsplan gerade überarbeitet. Diese Chance nutzt nun Neustadt bei Coburg und hat den Status als Oberzentrum beantragt. Wird dies positiv beschieden, will der Sonneberger Bürgermeister Heiko Voigt für seine Stadt das Gleiche in Thüringen beantragen. Wenn der Thüringer Landesentwicklungsplan überarbeitet wird, soll es ein gemeinsames Oberzentrum geben. Die konkreten Regelungen dazu müssen dann in einem Staatsvertrag festgeschrieben werden.

Ob es tatsächlich ein länderübergreifendes Oberzentrum geben wird, hängt vor allem vom Willen der Thüringer Landesregierung ab.