Sie hat nicht nur die Herzen von Eisenbahnfreunden erobert, sondern ist ebenfalls schon lange ein heimliches Sonneberger Wahrzeichen: Die Lok aus der Baureihe 95, auch “Bergkönigin” oder “Sonneberger Bulle” genannt, hat ihr Zuhause am Sonneberger Lokbahnhof und ist nicht nur ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, sondern ein wahres Schmuckstück. Aus nah und fern sind in der Vergangenheit oft Besucher nach Sonneberg gekommen, um von der “Königin” ein Bild zu machen oder sie bei Sonderfahrten in Aktion zu sehen. Möglich gemacht wurde das von den Sonneberger Eisenbahnfreunden, die unter anderem die Lok aus der Baureihe 95 auf ihrem Vereinsgelände ehrenamtlich gehegt und gepflegt haben.

Umso größer war das Entsetzen, als im Dezember bekannt wurde, dass sowohl die “Bergkönigin” als auch die Eisenbahnfreunde wohl ihr Zuhause verlieren könnten: Der Mietvertrag zwischen der Deutschen Bahn, der das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs gehört, und den Sonneberger Eisenbahnfreunden wurde zum 31. März gekündigt. Stattdessen soll das Areal, zu dem auch der Lokbahnhof gehört, an die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen, kurz LEG, verkauft werden, damit dort ein Festplatz, Wohnungen und Gewerbeeinheiten entstehen.

Eine Welle der Solidarität erreichte die Sonneberger Eisenbahnfreunde, die ihr Vereinsgelände, in das sie viel Herzblut gesteckt haben, nicht kampflos aufgeben wollen. Noch ist der Kaufvertrag zwischen der Deutschen Bahn und der LEG nicht rechtskräftig, denn um das Gelände zu verkaufen, müsste vorher eine Entwidmung stattfinden. Und so lange die noch nicht durchgeführt wurde, gibt es noch die Hoffnung auf ein kleines Wunder für die Eisenbahnfreunde.

Einige Stadtratsmitglieder sowie die Landtagsabgeordnete Beate Meißner haben sich in der Zwischenzeit ebenfalls für den Erhalt des Lokbahnhofs ausgesprochen. An den Stadtrat richtet sich auch eine Online-Petition, die vor kurzem gestartet wurde. Hier wird auch ein möglicher Kompromiss formuliert: Zunächst soll die Kündigung außer Kraft gesetzt werden, bis der Kauf rechtskräftig möglich ist. Das Gelände rund um den Lokbahnhof soll von der Entwidmung allerdings ausgenommen und an den Verein übergeben werden. Somit würde das Gelände um den Lokbahnhof für Bauprojekte zur Verfügung stehen, während der Lokbahnhof selbst unangetastet bliebe.

Noch fünf Wochen lang gibt es die Möglichkeit, sich ebenfalls mit dem Lokbahnhof und den Eisenbahnfreunden zu solidarisieren und sich bei der Online-Petition hier einzutragen. Schlussendlich wird sich im Gespräch zwischen Stadt, Deutscher Bahn und LEG zeigen, ob der Lokbahnhof gerettet werden und Sonnebergs “Bergkönigin” vielleicht doch noch ihre Heimat behalten kann.