Die erste große Veranstaltung nach langer Corona-Pause im Gesellschaftshaus Sonneberg und dann auch noch ausverkauft: Rund 170 Menschen haben am Freitag in Sonneberg der Autorin Kati Naumann und ihrer musikalischen Begleitung aus Leipzig gelauscht. Auf Einladung der Stadtbibliothek Sonneberg, der Sonneberger Buchhandlung und des Stadtteilzentrums „Wolke 14“ hatte es im dritten Anlauf endlich geklappt, die Lesung zum neuen Thüringen-Roman stattfinden zu lassen. Der 1. Beigeordnete der Stadt Sonneberg, Christian Dressel, eröffnete die Veranstaltung und brachte es auf den Punkt: „Es ist fantastisch, Sie alle hier nach so langer, kulturarmer Zeit zu sehen.“ Der neue Roman von Kati Naumann gehöre als Standardwerk in die Bücherschränke aller Sonneberger. Denn er beschreibe nicht nur viele Facetten menschlicher Charaktere, sondern die Zeit, in der die Familien der Stadt mit der Spielwarenproduktion ihr Leben bestritten haben. 

Die Sehnsucht nach Sonneberg sei ihr Antrieb für diesen Roman gewesen, erzählt Kati Naumann dem Publikum. Sie stammt aus einer Puppenmacher-Familie in der Oberen Marktstraße. Als Kind verbrachte sie immer ihre Ferien in der Stadt mit dem schönen Spielzeugmuseum, der Thüringer Kirmes und dem Rauschen der Röthen unter dem Fenster. Diese Erinnerungen trugen sie nach ihrem ersten Thüringen-Roman „Was uns erinnern lässt“ nun ein zweites Mal in die emotionale Heimat ihrer Kindheit. „Ich war vor zwei Jahren überwältigt von dem Zuspruch. Das hat mir Mut gemacht, einen Teil meiner Familiengeschichte und ganz viele Sonneberger Familiengeschichten in einem neuen Buch zu verarbeiten. Die Figuren im Roman sind fiktiv, die Erlebnisse teils reale Erinnerungen. Ohne die vielen Sonneberger, die geholfen haben, hätte ich dieses Buch nie schreiben können“, bekannte die Leipzigerin, die selbst keine familiären Anknüpfungspunkte mehr hier hat.

Publikum im Sonneberger G-Haus. Foto: Carl-Heinz Zitzmann

Mitgebracht ins G-Haus hatte sie Laura Röhniß und Lutz Künzel als „Spielzeugband“. Passend zu den vorgelesenen Passagen einzelner historischer Abschnitte des Buches, das ab dem Jahr 1910 das Schicksal der Puppenfabrikanten-Familie Langbein beschreibt und auf einer zweiten Zeitebene zu den verbliebenen Erben ins Heute führt, musizierten die beiden zur Freude des Publikums und verliehen den Texten einen besonderen Klang. Ob „Let me be your Teddy Bear“ von Elvis Presley, das Sandmannlied oder aber der Sonni-Song – die Gesangseinlagen begeisterten die Menschen im Saal. Das rund anderthalb-stündige Programm der Lesung quittierten sie mit großem Applaus und stehenden Ovationen. „Es ist so traurig, dass meine Oma nicht mehr da ist“, bedauerte Kati Naumann mit Tränen in den Augen. Eine ganz besondere Liebeserklärung an Sonneberg war gelungen, worüber sich auch Bibliotheksleiterin Nicole Ullrich mit ihrem Team sehr freute.

Autorin Kati Naumann und ihre musikalische Begleitung Laura Röhniß und Lutz Künzel (von links). Foto: Carl-Heinz Zitzmann

Mehr als eine Stunde lang schrieb Kati Naumann im Anschluss Autogramme am Büchertisch von Juliane Strauß. Viel Lob erhielt sie für ihr authentisches Werk, die historischen Zusammenhänge, für die ausgedachten Charaktere und die Tatsache, sich des Themas verschrieben zu haben. „Für mich sind das die Sonneberger Buddenbrooks“, äußerte etwa ein begeisterter Sonneberger Fan. „Mir hat’s sehr, sehr gut gefallen“, sagte im Nachgang zur Lesung auch Hartmut Volkmar von der Plüti in Sonneberg. Er und seine Frau hatten sogar ein Geschenk parat zum Dank – einen Plüschteddy mit Kati-Anhänger, den die Autorin sichtlich gerührt entgegennahm.