Sebastian Högen (ÖDP) bewirbt sich um das Bürgermeisteramt

Sebastian Högen ist Radsportler. Landesschatzmeister der ÖDP in Dresden. Von Beruf ist Sebastian Högen Bestäubungsimker, kennt sich also mit großer Bevölkerung gut aus.

Der 30-Jährige bewirbt sich, mit Unterstützung der ÖDP, um das Bürgermeisteramt der Stadt Sonneberg. Bei einem amadeus-Redaktionsgespräch zeigte sich Högen zielstrebig: „Durchweg positiv und aufgeschlossen habe ich die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Sonneberg kennengelernt und nun freue ich mich auf möglichst viele öffentliche inhaltliche Diskussionen, auch mit den anderen Mitbewerbern, um das Amt des Bürgermeisters“. amadeus-Redakteur Herbert Schellberg stellte dem jungen Mann ein paar Fragen.

amadeus: Die ÖDP sieht sich als ‚parlamentarischer Arm‘ der ökologischen Bewegung, als die einzige politische Vereinigung, die das ökologische Anliegen vorbehaltlos als Kernstück ihres Programms betrachtet. Sie ging 1981 aus den GRÜNEN hervor. Wie wollen Sie das ‚ökologische Anliegen‘ in Sonneberg umsetzen?

Sebastian Högen: Ja, vor 30 Jahren lagen da die gemeinsamen Wurzeln, doch Ökologie bedeutet: Alles hängt mit Allem zusammen und um das zu erkennen muss man nicht unbedingt eine Ausbildung als IMKER genossen haben, aber es hilft Ursache und Wirkung langfristig beurteilen zu können und diese Sichtweise ist auf alle Bereiche anwendbar. Die ÖDP ist jedoch „Firmenspendenfrei“ geblieben  und hat sich im Dienst für die Menschen weiterentwickelt. Ihr aktueller Slogan: Mensch vor Profit! rückt Themen wie z.B.: Bürgerbeteiligung, soziale Gerechtigkeit, Erziehungs- und Pflegehalt verstärkt in den Fokus. Für mich, als zukünftiger Bürgermeister in Sonneberg, bedeutet das mit gutem Beispiel voranzugehen und zum Ideenwettbewerb zwischen den verschiedenen Stadträten aufzurufen, um gemeinsam zukunftsweisende Projekte zum Wohl aller umzusetzen, gerne nenne ich Ihnen z.B. folgende Punkte:

  • Faire Löhne in der Stadtverwaltung und in allen Unternehmen, die für die Stadt Sonneberg einen Auftrag ausführen möchten. Faire Löhne bewahren vor Altersarmut.
  • Solaranlagen auf allen kommunalen Gebäuden. Hier müssen wir mehr von den Unternehmen lernen. Die großen Verbrauchermärkte decken schon lange einen großen Teil ihres Energiebedarfs von Ihren eigenen Dächern. Energie- und Speicherförderung auch bei privaten Hausbesitzern. Auch hier gilt für mich: Mensch vor Profit!
  • Bei Anschaffung von neuen Fahrzeugen durch die Stadt ist es sinnvoll auf  Elektro- und Wasserstoffantrieb zu setzen. Ich muss als Bürgermeister mit gutem Beispiel vorangehen.
  • Mehr Bildungsanreize und Wettbewerbe für Schüler zum Thema Ökologie und Umwelt, denn es geht vor allen um Ihre Zukunft!

amadeus: Die Stadt Sonneberg und der Landkreis haben sich der Metropolregion Nürnberg angeschlossen und könnten sich sogar einen Wechsel nach Oberfranken vorstellen. Die kürzlich beschlossene thüringische Gebietsreform soll Sonneberg in das Hoheitsgebiet von Suhl eingliedern. Hierüber sind viele Bürger aus Sonneberg empört die ziemlich hoch verschuldete Stadt Suhl als Kreisstadt aufgedrückt bekommen. Würden Sie als Bürgermeister die Vorstellung weiter verfolgen, einen Wechsel nach Oberfranken/Bayern anzustreben?

Sebastian Högen: Sollten sich die Einwohner von Sonneberg bei einem Bürgerentscheid für den Wechsel nach Bayern entscheiden, so werde ich alles tun, um diesen Wunsch der Bevölkerung nachzukommen.  Da aber die Rot-Rot-Grüne Landesregierung zustimmen muss, wird sie Sonneberg als einer der „Motoren“ Thüringens, nicht bereitwillig ziehen lassen. Das wichtigste ist, das man eine ehrliche Debatte darüber führt, welche Vor- und Nachteile ein Wechsel mit sich bringt. Bei diesen Verhandlungen habe ich ganz klar den Vorteil als nicht voreingenommen zu gelten oder in irgendwelche Seilschaften verstrickt zu sein. Bei der Gebietsreform müssen wir unbedingt hart verhandeln. Wir als Vertreter der Stadt und des Landkreises Sonneberg müssen für unsere Bürger selbstbewusster auftreten und weitere Forderungen an die Gebietsreform stellen. So ist für mich eine bürgernahe Verwaltung nicht verhandelbar sondern eine grundsätzliche Bedingung. Denn niemand möchte zukünftig einen Tag Urlaub nehmen müssen, um seine Amtsgeschäfte in Suhl erledigen zu können. Mensch vor Profit!

amadeus: Sonneberg steht nicht nur in Thüringen, sondern sogar bundesweit auf einem vorderen Platz, was die niedrige Arbeitslosigkeit betrifft. Auch das ist ein Verdienst der ehemaligen Bürgermeisterin Sibylle Abel. Dieser Kurs, um Neuansiedlungen von Firmen werben, die Arbeitsplätze „mitbringen“, wird von Ihnen weiter gefahren?

Sebastian Högen: Ich werde auf jeden Fall den Kurs weiter verfolgen, Unternehmen in Sonneberg anzusiedeln. Das muss immer ein Anliegen der Politik sein. Menschen mit wohnortnaher Beschäftigung zu versorgen. Trotz der engagierten Arbeit von Frau Abel besteht in Sonneberg immer noch das Problem, das mehr Menschen zur Arbeit aus Sonneberg heraus pendeln statt nach Sonneberg herein. Das sollte bei einer Kreisstadt eher anders herum sein. Durch meine Arbeit an verschiedenen Orten Deutschlands konnte ich auch einige Kontakte zu Unternehmen knüpfen, die im Zuge Ihrer Expansion ständig auf der Suche nach neuen Produktions-Standorten sind. Über Details reden wir gerne wenn die Unternehmensführung einverstanden ist.

amadeus: Gibt es besondere Themen, mit denen Sie die Bürgerinnen und Bürger überzeugen wollen, dass Sie die „beste Wahl“ für den Posten des  Bürgermeisters von Sonneberg sind?

Sebastian Högen: Mehr Mitbestimmung durch die Bevölkerung. Ich nehme die Wünsche und Ratschläge der Sonneberger ernst, teilen Sie mir Ihre Sorgen mit und wir suchen gemeinsam nach einer Lösung. Hierzu werde ich nicht nur regemäßig Bürgersprechstunden abhalten, sondern auch vor Ort den Dialog mit den Bürgern und Unternehmen suchen. Es gibt kein Tabu-Thema über das man nicht mit mir reden kann, aber auch kein Versprechen, wenn ich es nicht halten kann. Wichtig ist mir auch das Ehrenamt mehr in den Fokus zu stellen. Für ein gutes Zusammenleben braucht es Menschen die sich engagieren. Dies geschieht oftmals im Ehrenamt. Diesen Aktiven sollten wir als Gesellschaft und vor allem als öffentliche Hand mehr Respekt zollen. Hierbei spielt unter anderem auch eine bessere Jugend- und Erwachsenenbildung eine große Rolle. Denn ihnen gehört die Zukunft und sie sind es, die Sonneberg entweder nachhaltig weiterentwickeln und voran bringen oder abwandern. Daher ist es wichtig Jugendliche in die Entwicklung der Stadt mit einzubinden, z.B. durch ein Jugendparlament. Der Blick von außen. Durch meine Arbeit konnte ich Erfahrungen  an den verschiedensten Orten in Deutschland sammeln und habe erlebt wie unterschiedlich Probleme gelöst werden. Diese Erfahrung ist es, die ich mitbringe. Ich möchte Sonneberg mit meinen Erfahrungen aus anderen Städten zu einem noch besseren und noch lebenswerteren Ort machen als er es jetzt schon ist. Auch durch die Sanierung der Alt- und Innenstadt wird Sonneberg weiter an Attraktivität gewinnen. Die Altstadt ist ein einmaliges architektonisches Ensemble und trägt zum besonderen Charme der Stadt bei. Es wäre schade, wenn die wenigen alten Gebäude, die den Brand überstanden haben oder neu aufgebaut wurden, nun verfallen müssten. Der Erhalt dieser Bauwerke ist für mich erstrebenswert, um die Vergangenheit dieser traditionsreichen Stadt nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Zusätzlich ergeben sich hieraus weitere Vermarktungsmöglichkeiten im Tourismusbereich

amadeus: Sie sind ja sicher schon in der Innenstadt von Sonneberg unterwegs gewesen. Viele Einzelhändler bezeichnen diese gern als das „Sorgenkind“ der Stadt. Oftmals beklagen zahlreiche Gewerbetreibende einen „Null-Umsatz“-Tag. Die menschenleeren Straßen zu den Kernöffnungszeiten unterstreichen dieses nur zu gut. Hätten Sie Lösungsansätze, um die Stadt als Einkaufsstandort attraktiver zu machen?

Sebastian Högen: Ja, ich habe mich beim Sammeln von Unterstützungsunter-schriften immer wieder in der Innenstadt aufgehalten. Ich finde es bedauerlich, das gefühlte 15 bis 20% der Läden zur Zeit leer stehen. Dies ist die Folge einer suboptimalen Stadtentwicklung. Durch das Verbannen der „Großen“ Ketten und Konzerne an den Rand der Stadt fehlen die Anreize ins Stadtzentrum zu gehen. Man muss also versuchen die Innenstadt wieder attraktiver zu gestalten. Mein Ansatz ist es verstärkt Veranstaltungen in der zweiten Wochenhälfte in der Stadt zu organisieren. Dazu muss der Piko-Platz mehr in den Vordergrund rücken. Hier könnte man Beispielsweise an mehreren Freitagen im Jahr einen Schulband-
Abend veranstalten, wodurch man die Jugend beteiligt und Anreize schafft wieder in die Innenstadt zu gehen. Eine andere Idee wären, weitere Wochenfeste wie z. B. den Herbstmarkt oder Handwerkermarkt der sich über die Innenstadt erstreckt. Ob die Notwendigkeit besteht den Gewerbesteuer-Hebesatz für Unternehmen zu senken werden die ersten Sitzungen mit dem Stadtrat und dem Stadtkämmerer ergeben.

amadeus: Mit der Sonneberger Partnerstadt Neustadt gibt es ein mittlerweile gutes Verhältnis. Die beiden Städte gehen ja fast ineinander über. Konnten Sie Oberbürgermeister Frank Rebhan schon kennen lernen?

Sebastian Högen: Leider habe ich noch nicht das Vergnügen gehabt. Doch ich bin mir sicher, dass ich im Falle einer Wahl zum Bürgermeister, mit Herrn Rebhan gut zusammenarbeiten werde.

amadeus: Steht Ihre Familie hinter Ihrem Entschluss für das Bürgermeisteramt anzutreten? Denn gerade das Familienleben muss bei einem solchen „Job“ wohl ins zweite Glied treten. Würde Sonneberg Ihr Lebensmittelpunkt, bei der Wahl zum Bürgermeister?

Sebastian Högen: Ich sehe das Amt des Bürgermeisters nicht als Job, es ist vielmehr eine Berufung. Das heißt, dass ich mir über die Ernsthaftigkeit der Position voll und ganz im Klaren bin. Meine Familie steht hinter mir und traut mir diese Aufgabe auch zu. Ein Umzug nach Sonneberg kommt für mich auch ohne Bürgermeister-Amt in Frage. che

Vita
Sebastian Högen, 30 Jahre alt, ledig aber in festen Händen. Geboren und aufgewachsen in Köln. Wohnsitz Dresden. Erfolgreich abgeschlossene Ausbildungen als: Biologisch Technischer Assistent, als Imker und als Finanzbeamter. Erfahrung in der Jugendarbeit und Altbausanierung. Bislang wohnhaft in fünf verschiedenen Bundesländern, dadurch und durch die verschiedenen Tätigkeiten ein breit gefächertes Netzwerk über die ganze Republik. Landesschatzmeister der ÖDP in Sachsen. Freizeitaktivitäten neben Lesen, Laufen, Radsport und Bogenschießen, nach wie vor die Imkerei. Übrigens: Ich freue mich jetzt schon auf die politischen Auseinandersetzungen mit den Mitbewerbern und auf weitere gute Gespräche mit den Sonnebergerinnen und Sonnebergern und… auf meinen ersten Halbmarathon im Thüringer Wald!