In der Friesener Straße entsteht eine Tagesklinik für Erwachsenenpsychiatrie. Am Donnerstag wurde nach schöner alter Tradition Richtfest gefeiert. Die Einrichtung soll im September bezugsfertig sein. Der Richtspruch ist nicht nur der Dank an den Bauherrn, sondern auch eine Bitte um Gottes Segen für das Gebäude. Diese ehrenvolle Aufgabe oblag am Donnerstag dem Polier des Bauunternehmens Otto Mühlherr, Michael Fehn. In „luftigen Höhen“ brachte er seine Freude über den Baufortschritt zum Ausdruck: „Hoch, frank und frei steh ich nun hier, hört zu und schaut herauf zum mir!“ Nachdem er die Bauherrschaft, Architekten und tüchtigen Maurersleute hatte hochleben lassen, schmetterte er sein geleertes Sekt-Glas zu Boden.

„Stolz“ grüßte nicht nur die mit rot-weißen Bändern geschmückte Richtkrone, sondern auch allen Verantwortlichen stand beim Richtfest der Stolz über das bislang so gute Gelingen des Neubaus ins Gesicht geschrieben. Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler freute sich, zur in der Helios Frankenwaldklinik abgehaltenen Feierstunde eine Reihe an Ehrengästen begrüßen zu können. Mit dem Richtfest habe man einen weiteren Meilenstein für die Realisierung des ehrgeizigen – ihm „sehr am Herzen liegenden“ – Projekts erreicht. „Es liegt ein langer Weg hinter uns“, meinte er bezüglich der vorausgegangenen rund zehnjährigen Planungszeit. So hatte bereits im Juli 2006 der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens „Kliniken und Heime des Bezirkes Oberfranken“ die Schaffung eines flächendeckenden Netzes an Tagekliniken für Erwachsenenpsychiatrie beschlossen. Es wurden Tageskliniken in Coburg, Kutzenberg, Hof, Rehau und Bayreuth errichtet. „Mit der Einrichtung in Kronach schließen wir eine Lücke zur psychiatrischen Versorgung in Oberfranken“, betonte Denzler.

Der 2015 erfolgten Unterzeichnung des Kaufvertrags war eine langwierige Standort-Suche in Kronach vorausgegangen. Entschieden hat man sich für das Gelände des ehemaligen Schwesternwohnheims in Nachbarschaft zur Helios Frankenwaldklinik. Spatenstich war im August 2016. Erfreulicherweise konnte man vor Wintereinbruch das Dach aufsetzen. Trotz des Wintereinbruchs liege man voll im Bauzeitplan und Kostenrahmen. „Wir hoffen, dass die Tagesklinik im September 2017 bezugsfertig sein wird und in Betrieb genommen werden kann“, so Denzler. Er dankte allen, die sich erfolgreich für das Projekt eingesetzt hätten – so insbesondere seitens der Politik MdL Jürgen Baumgärtner sowie dem ehemaligen Landrat Oswald Marr. Den Baufirmen dankte er für die bislang sehr fachkompetente Ausführung.

„Was lange währt, wird endlich gut“, schloss sich ihm Katja Bittner, Vorstand des Kommunalunternehmens, an. Die Gesamtinvestition bezifferte sie auf  rund zwei Millionen Euro, bei einer Förderung seitens des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege von 1,5 Millionen Euro. Diesem dankte sie ebenso wie vor allem auch dem Träger, der derzeit sehr viele Projekte zu stemmen habe – so viel wie noch nie in ihrer 15-järhigen Erfahrung beim Kommunalunternehmen. So liefen derzeit Projekte mit einer Summe von 200 Millionen Euro. Mit der ambulanten Behandlung in Wohnortnähe könne man flexibel auf unterschiedlichste Anforderungen reagieren. Die Vermeidung des stationären Aufenthalts habe für die Patienten den Vorteil, in ihrem familiären Umfeld zu verbleiben. Das senke bei vielen die Hemmschwelle, sich vom Hausarzt überweisen zu lassen. Dies bestätigte auch Professor Thomas Kallert bei seinem ersten offiziellen Termin als neuer Ärztlicher Direktor am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Auch von 85 Prozent der Patienten werde eine Tagesklinik bevorzugt. Studien belegten indes keine Unterschiede in den Behandlungserfolgen beider Modelle in den relevantesten Bereichen. Auch für die Angehörigen ergäben sich keine Mehrbelastungen, ganz im Gegenteil. Wichtig sei eine Entstigmatisierung psychiatrischer Erkrankungen. Geeignet ist die über 15 Plätze verfügende Tagesklinik für die Behandlung von Menschen, die unter Psychosen, Depressionen, neurotischen oder Persönlichkeitsstörungen leiden. Beim Neubau handelt sich um ein dreigeschossiges Gebäude mit Flachdach, das noch aufgestockt werden kann. Der Haupteingang liegt an der Friesener Straße, auch ein barrierefreier Zugang ist geplant.

Landrat Klaus Löffler zeigte sich von der Nachhaltigkeit des Modells Tagesklinik überzeugt. Man habe im Bezirkstag sehr intensiv darüber diskutiert. Die hohe Investition zeige, welchen Stellenwert der Bezirk und der Freistaat dem ländlichen Raum einräumen. Dafür dankte er, ebenso insbesondere auch seinem Amtsvorgänger Oswald Marr. „Die Tagesklinik ist ein Meilenstein nicht nur für Kronach, sondern für den ganzen Regierungsbezirk Oberfranken“, würdigte Löffler. Sehr erfreut über den Lückenschluss zeigte sich auch Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein: „Ich bin stolz auf den Bezirk, den Landkreis und auch auf die Stadt.“ Es sei wichtig, in das Angebot auch die niedergelassenen Fachärzte sowie die Helios Frankenwaldklinik mit einzubeziehen. Diesem wünschte er, wieder in „ruhigeres Fahrwasser“ zu geraten. „Die Entscheidung für eine Tagesklinik war richtig”, bestätigte der neue Geschäftsführer der Helios Frankenwaldklinik, Dr. med. Christian Kloeters – insbesondere aus Sicht als Radiologe. In einer Tagesklinik seien die Patienten besser aufgehoben. Er hoffte, dass das Vertrauen in seine Klinik wachse und er versprach, neue Wege zu gehen. Die Klinik wolle er vorrangig als Mediziner und erst an zweiter Stelle als BWLer leiten. „Vertrauen ist die Summe aller gehaltenen Versprechen“, resümierte er und versprach, dass das Krankenhaus ein guter Nachbar der Tagesklinik werde. hs

Bilder:

Dem Polier des Bauunternehmens Otto Mühlherr, Michael Fehn (rechts), oblag der Richtspruch.

(von links) Professor Thomas Kallert, Landrat Klaus Löffler, Vorstand Katja Bittner, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein und der Geschäftsführer der Helios Frankenwaldklinik, Dr. med. Christian Kloeters, freuten sich über den guten Baufortschritt.