Eine Weltbewegerin möchte Bürgermeisterin werden

Um Bürgerwissen einfach und schnell übertragbar zu machen, wurde Sabine Diez in die Riege der „Weltbeweger“ aufgenommen.  Das sind Deutschlands beste und erfolgreichste Ideen und deren Köpfe. Sabine Diez ist Vizepräsidentin der IHK Südthüringen und Regionalausschussvorsitzende, engagiert sich darüber hinaus ehrenamtlich mit dem Verein WIR zur Stärkung der Wirtschaftsregion Sonneberg und hat dabei ständig die Vernetzung der Stadt mit starken Partnerregionen im Blick.

Sie ist erfolgreiche geschäftsführende Gesellschafterin des 1991 gegründeten Unternehmens Diez Fördertechnik und Systeme GmbH, welches sie bis vor kurzem gemeinsam mit ihrem Mann geleitet hat. Inzwischen übergibt sie Aufgaben in die Hände ihrer Tochter, um sich verstärkt ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten widmen zu können. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Ausbildung junger Menschen. Sie und ihr Unternehmen stehen für Standorttreue, Mitarbeiterorientierung, soziales Engagement sowie eine Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und sind damit Impulsgeber für eine positive wirtschaftliche Entwicklung des Raums Sonneberg, Coburg und Kronach. In der Stadt unterstützt sie soziale Projekte und Vereine. Die Übernahme wichtiger Ehrenämter in der Industrie- und Handelskammer Südthüringen und ihre Mitarbeit in anderen Institutionen, wie z. B. dem Verein WIR und des Kuratoriums der Hochschule Coburg unterstreichen ihr besonderes Engagement. amadeus-Redakteur Herbert Schellberg sprach mit der Kandidatin für das Sonneberger Bürgermeisteramt, Sabine Diez.

amadeus: Der Wahltermin für die Bürgermeisterwahl in der Stadt Sonneberg wurde durch die Kommunalaufsicht auf Sonntag, 21. August 2016, und für eine evtl. Stichwahl auf Sonntag, 4. September 2016, festgesetzt. Sie treten als so genannte Einzelkandidatin an. Wer und was hat Sie motiviert?
Sabine Diez: Am stärksten motivieren mich die Stadt Sonneberg selber und ihre Bürger. In meinem Auge sind die Sonneberger Pioniere. Was sie in den letzten Jahren und Jahrzehnten hier aufgebaut haben, sucht seines Gleichen. Viele kenne ich von klein auf aus meiner Zeit als Lehrerin und stellvertretende Schulleiterin. Auch die wirtschaftliche Entwicklung konnte ich aus der Sicht unseres Betriebes direkt miterleben. Das alles zeigt mir, welche Kraft in dieser Stadt steckt. Ich sehe aber auch die Potentiale und wohin wir uns noch strecken können. Ich bin überzeugt, dass ich noch viel für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt tun kann. Aus wirtschaftlicher Kraft ergeben sich die Mittel, die wir wieder in unsere Stadt, ihre sozialen Strukturen und letztendlich unsere Lebensqualität investieren können. Diese Chancen für uns zu nutzen, treibt mich an.

amadeus: Sie haben mit der verstorbenen Bürgermeisterin Sibylle Abel auch eng zusammen gearbeitet. Waren Sie sich immer einig oder gab es auch inhaltliche Differenzen?
Sabine Diez: Ich habe Sibylle Abel und ihre Leistung für die Stadt immer geschätzt und ich denke es war für alle ein Schock, dass sie so unerwartet aus dem Leben schied. Ich meine, sie hat unbedingt ein ehrendes Andenken verdient. Ob ich immer mit ihr einig war? In der entscheidenden Zielrichtung ganz bestimmt. Wir beide haben uns immer für Wachstum und Wohlstand in Sonneberg eingesetzt. Dass man nicht in jeder einzelnen Frage ständig einer Meinung ist, halte ich für natürlich. Aber solange miteinander statt gegeneinander gearbeitet wird, sind auch immer gute Kompromisse möglich. Und so habe ich Sibylle Abel immer erlebt.

amadeus: Mit dem Verein WIR – Wirtschaft – Innovation – Region – zwischen Rennsteig und Main, dessen Vorsitzende Sie sind, wollen Sie die Region zwischen Rennsteig und Main stärken. Könnten Sie sich auch einen Wechsel von Sonneberg und dem Landkreis nach Oberfranken vorstellen, gegenüber der nun bereits verabschiedeten thüringischer Gebietsreform, die Sonneberg dann in das Hoheitsgebiet von Suhl bringen soll. Würden Sie als Bürgermeisterin diese Vorstellungen weiter verfolgen?
Sabine Diez: Ich lehne eine Gebietsreform ab. Vorrangig ist eine Funktional- und Verwaltungsreform durchzusetzen. Stadt und Landkreis Sonneberg müssen mehr Achtung für ihre Leistungen erfahren. Aus diesem Grund mein Fazit: Gemeinsam mit den Bürgern über eine Richtung entscheiden.

amadeus: An eine Zusammenlegung von Sonneberg und Neustadt war ja schon vor längerer Zeit der ehemalige bayerische Landtagsabgeordnete Walter Knauer ein Vordenker. Seine Vorstellung einer länderübergreifenden Zusammenarbeit der beiden Städte Neustadt und Sonneberg und deren Landkreise wurde damals bei den Politikern hüben und drüben eher mit Kopfschütteln bedacht. Werden jetzt doch die Zeichen der Zeit erkannt?
Sabine Diez: Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Neustadt und Sonneberg ist für mich jetzt schon gelebte Realität. Wir sind unmittelbare Nachbarn, da profitiert jeder von einer guten Kooperation und daran will ich auf alle Fälle festhalten. Ich bin aber darüber hinaus auch an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den weiteren Regionen in unserer Nachbarschaft in alle Richtungen bis hin zur Metropolregion Nürnberg, aber auch in Thüringen interessiert. Netzwerke sind essentiell geworden in unserer Zeit. Sie helfen uns dringend benötigte Fachkräfte zu finden, Schüler für unsere Bildungslandschaft zu interessieren und Abnehmer für unsere Produkte und Dienstleistungen zu erschließen.Ich möchte Sonneberg zu einem Partner auf Augenhöhe für Oberfranken und Südthüringen machen. Dazu gehört aber auf alle Fälle der Status einer Kreisstadt. Dafür werde ich mich mit aller Kraft einsetzen.

amadeus: Sonneberg steht nicht nur in Thüringen, sondern sogar bundesweit auf einem vorderen Platz, was die niedrige Arbeitslosigkeit betrifft. Auch das ist ja mit Sicherheit ein Verdienst Ihrer guten Zusammenarbeit mit Sibylle Abel. Dieser Kurs, um Neuansiedlungen von Firmen werben, die Arbeitsplätze „mitbringen“, wird weiter gefahren?
Sabine Diez: Ja, daran werde ich definitiv weiterarbeiten. Dazu gehört für mich zum einen, die Fachkräfteversorgung der ansässigen Unternehmen zu unterstützen, die für das weitere wirtschaftliche Wachstum erforderlich sind. Aber auch – wie Sie schon sagten – Unternehmen für eine Neuansiedlung in Sonneberg zu motivieren. Beide Aspekte zusammen helfen uns, den Bürgern in Sonneberg einen attraktiven Arbeitsmarkt anzubieten. Darüber hinaus können wir mit guten Arbeitsplätzen Menschen aus anderen Regionen gewinnen, sich in Sonneberg niederzulassen. In diesem Zusammenhang sind für mich auch die Belebung der Innenstadt sowie die Stärkung unserer Vereine und der sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Strukturen wichtig. Alles zusammen macht aus der Stadt Sonneberg ein lebens- und erlebenswertes Gesamtpaket.

amadeus: Gibt es besondere Themen, mit denen Sie die Bürgerinnen und Bürger überzeugen wollen, dass Sie die „beste Wahl“ für den Posten der Bürgermeisterin von Sonneberg sind?
Sabine Diez: Durch die vielen Jahre, die ich inzwischen in Sonneberg in verschiedensten Funktionen aktiv bin, sei es als Lehrerin, sei es als Unternehmerin oder durch meine verschiedenen zusätzlichen Engagements, bin ich wahrscheinlich für viele meiner Mitbürger kein ganz unbeschriebenes Blatt mehr. Insofern bleibe ich meiner seit langem eingeschlagenen Agenda treu: ich möchte die Stadt Sonneberg weiter wirtschaftlich entwickeln. Als solider Wirtschaftsstandort kann Sonneberg seinen Bürgern Sicherheit und Lebensqualität bieten. Und je mehr eine Stadt floriert, umso mehr kann sie in ein schönes Stadtbild, eine moderne Infrastruktur und in zahlreiche andere Bereiche wie die medizinische Versorgung, Sportangebote und vielfältige Vereinsarbeit oder kulturelle Attraktionen investieren. Wir alle profitieren davon. Wir Sonneberger haben schon viel geschafft, darauf bin ich wirklich stolz. Und wir können noch viel mehr für uns und unsere Stadt erreichen. Dafür will ich mich mit aller Kraft einsetzen.

amadeus: Sie sind ja sehr oft in der Innenstadt von Sonneberg unterwegs. Viele Einzelhändler bezeichnen diese gern als das „Sorgenkind“ der Stadt. Oftmals beklagen zahlreiche Gewerbetreibende einen „Null-Umsatz“-Tag. Die menschenleeren Straßen zu den Kernöffnungszeiten unterstreichen dieses nur zu gut. Sind hier Lösungsansätze geplant, um die Stadt als Einkaufsstandort attraktiver zu machen?
Sabine Diez: Eine lebendigere Innenstadt steht auf alle Fälle auf meiner Agenda. Geht es den Sonneberger Unternehmen gut und finden unsere Bürger eine gute Arbeitsmarktsituation, dann sollten sie auch ein Konsumangebot vor Ort finden, das ihren Wünschen entspricht. Das heißt aber auch, dass die Anbieter im Handel und im Gastgewerbe von den Konsumenten vor Ort leben können. Diese Interessen passend zu machen, ist die Aufgabe. Eine Stadt kann dabei Anreize bieten. Aus den Städten in der Region gibt es da schon erfolgreiche Modelle, von denen wir lernen können. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung, den Partnern im Handel und der Gastronomie werden wir für uns passende Ideen entwickeln und umsetzen. Dazu gehören verkaufsunterstützende Veranstaltungen, die Betreuung von Ladenleerständen, die Unterstützung von Neugründern, und vieles mehr.

amadeus: Mit Neustadts OB Frank Rebhan haben Sie auch ein gutes Verhältnis. Aus dem ehemals doch recht angespannten Verhältnis könnte ja, wenn Sie den Chefsessel im Sonneberger Rathaus besetzen, eine echte Partnerschaft entstehen.
Sabine Diez: Tatsächlich sehe ich, dass die Beziehungen zwischen den Rathäusern in Sonneberg und Neustadt bei Coburg auf vielen Ebenen ziemlich reibungslos funktionieren. Vielleicht besser als es gemeinhin den Ruf hat. Aber Sie haben Recht. Mit dem Oberbürgermeister Frank Rebhan arbeite ich schon seit einigen Jahren sehr gut zusammen und dieses gute Verhältnis würde ich auch in der Funktion als Bürgermeisterin gerne weiter pflegen.

amadeus: Steht Ihre Familie hinter Ihrem Entschluss für das Bürgermeisteramt anzutreten? Denn gerade das Familienleben muss bei einem solchen „Job“ wohl ins zweite Glied treten.
Sabine Diez: Meine Familie begleitet und unterstützt mich seit über 25 Jahren bei meinen Ehrenämtern. Deshalb auch hier ein ganz klares: Ja!

Vielen Dank für das Interview.