Die Amtsgerichtsstraße 10 in Kronach wurde im Jahre 1550 erstmals urkundlich erwähnt. Matthes Panzer erwarb damals das Haus in der Oberen Stadt von Frau Zeus zwischen den Gebäuden von Hans Fleischmann und Hans Ahlenstich. Seit einigen Jahren steht das denkmalgeschützte Gebäude nun im Eigentum von Bernd Holzmann, der es mittlerweilen aufwändig saniert und als Erweiterungskomplex seiner Kronacher Stadthotels umgebaut hat. Eingeweiht wurde der „Neue Pfarrhof“ beim Stadtfest im September 2016. Nun konnte in dem Gebäude eine weitere Eröffnung gefeiert werden – nämlich des Matthes-Panzer-Kellers, in dem ab sofort Biere der schräg gegenüber befindlichen Brauerei s´Antla gelagert werden. Die Brauerei knüpft damit an die traditionelle Bierherstellung und -lagerung an.
Bei der offiziellen Eröffnung zeigten sich die Gäste begeistert von der einzigartigen Atmosphäre des „Kellers der etwas anderen Art“, der über einen ganz besonderen Charme und viel Flair verfügt. Begrüßt wurden diese von Bernd Holzmann, dem der Erhalt denkmalgeschützter Gebäude gerade in der Oberen Stadt – als Teil der Kronacher Geschichte – ein großes Anliegen ist. Er freute sich sehr, dass der alte Keller nun im Brauereikonzept wieder Verwendung findet. Hierfür habe es der Einhaltung zahlreicher Denkmalsschutz-Auflagen bedurft. Dies schlug sich auch in den Kosten nieder; hat der Hotelier doch rund 200.000 Euro in die Ertüchtigung investiert – viel Geld, das ihm die Wiederbelebung des Kellers aber wert war. „Wenn man einen solch schönen Keller hat, ist das ein Glücksfall. Da muss man einfach etwas daraus machen“, meinte er und verwies auf die lange Bierbrautradition der Stadt Kronach. Durch das Aufkommen von Industriebieren sei diese Tradition bedauerlicherweise verloren gegangen – eine Tradition, die er jetzt nach Kronach mit dem „neuen alten“ Keller zurückholen möchte, in dem Bierspezialitäten in Holzfässern lagern, reifen und verfeinert werden können. Mit dieser traditionellen Herstellung möchte man allen Bierliebhabern etwas Besonderes, jenseits der Massenproduktion, bieten.
„Es ist mir eine besondere Ehre, heute bei dieser Eröffnung dabei sein zu dürfen“, freute sich Kronach Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein. Bernd Holzmann habe sich in den letzten Jahren gleich mehrerer denkmalgeschützter Gebäude angenommen und diese – in einer stimmigen Symbiose von Alt und Neu – mit viel „Herzblut und Leidenschaft“ saniert. „Wir sind stolz darauf, Sie hier in Kronach zu haben. Die Stadt könnte dies nicht leisten“, zeigte er sich dankbar auch hinsichtlich der zahlreich einzuhaltenden Vorschriften und Auflagen. Diese habe Holzmann allesamt erfüllt – so die Schaffung einer Belüftungs- und Entwässerungsanlage sowie Fluchtmöglichkeit.
Stadtführererin Rosi Ross – stilgerecht als Wirtsträgerin gewandet – gab einen Einblick in die Historie der „Kronacher Unterwelt“. Dabei handele es sich um rund 100 – in der Regel mehrgeschossige – Einzelkelleranlagen, von denen die meisten im Privatbesitz seien. Einige seien gut erhalten, andere weniger gut. Da sie nirgends erfasst seien, könne man deren Entstehungszeit – etwa um das 15. Jahrhundert herum – nur vermuten. Die obersten Ebenen der – teilweise bis zu drei oder gar vier Geschosse tief in den Fels reichenden – Keller seien fast alle aus Sandstein in Gewölbeform gemauert, während die tieferen Geschosse aus dem Sandsteinfelsen herausgeschlagen worden seien. In früheren Zeiten wurden diese insbesondere als Lager für Wein, Bier und Lebensmittel genutzt, aber auch in Kriegszeiten als Luftschutzbunker. Im 2. Weltkrieg habe man einige miteinander verbunden. Hartnäckig hielten sich Gerüchte, dass es von anderen Ortschaften aus unterirdische Geheimgänge zur Festung gebe, was allerdings unwahrscheinlich sei. „Kronach war Bierstadt und hatte ein Braurecht“, erklärte sie. Ab dem 15. Jahrhundert wurde in zwei Brauhäusern Bier gebraut, die leider im 19. Jahrhundert abgerissen worden seien. Die Amtsgerichtsstraße 10 habe vor Bernd Holzmann 19 verschiedene Besitzer gehabt. Jeder von ihnen habe etwas am Haus verändert – wie ihm nun auch der Hotelier einen neuen Charakter gegeben habe, so auch die Verbindung und gemeinsame Unterkellerung mit der Amtsgerichtsstraße 12.
Braumeister Markus Ott führte alle Gäste hinab in den unteren Keller, wo die Fässer gelagert werden. Die konstante Temperatur von etwa 8, 9 Grad sei – so der Braumeister- für die Bierlagerung ideal. Bei einer Bierverkostung konnten die Besucher die Bierspezialtäten vom Fass testen. 2018 soll auch eigener Whisky hergestellt werden. Während im unteren Teil des Kellers die Fässer lagern, kann der obere Keller für Abendessen beziehungsweise Feiern im kleinen Rahmen mit Eventcharakter genutzt werden. Auch bei der offiziellen Eröffnung sorgte die Wirtshausküche für das leibliche Wohl. hs